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Vegetarische Ernährung in Kitas? In Fulda bleiben Fleisch und Fisch noch auf dem Tisch

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Von: Jasmin Herzberg

Kind isst in einer Kita
In Freiburg kommt ab dem 1. Januar 2023 ausschließlich vegetarisches Essen auf den Tisch. (Symbolbild) © Julian Stratenschulte/dpa

Nachdem die Stadt Freiburg in Kindergärten Fisch und Fleisch aus den Speiseplänen verbannt hat, stellt sich nun die Frage: Ziehen andere Städte nach, und setzen auch die Kitas im Landkreis Fulda bald auf eine rein vegetarische Ernährung?

Kreis Fulda - Kindergartenkinder in Freiburg müssen sich bald umgewöhnen: Ab dem 1. Januar 2023 soll es in den dortigen Kindertagesstätten ausschließlich ein vegetarisches oder veganes Mittagessen geben. Fleisch und Fisch werden dann tabu sein.

Fulda: Fleisch bleibt in Kitas weiter auf dem Speiseplan

Die Politiker begründeten ihre Entscheidung, den Speiseplan umzustellen, mit gleich mehreren Argumenten: So glaubt der Gemeinderat zum einen, dass die fleischlose Ernährung billiger sei. Zum anderen seien vegetarische Speisen obendrein gesünder und klimafreundlicher. Doch das Vorhaben erntete viel Kritik – sowohl bei Eltern als auch beim baden-württembergischen Agrarministerium, das der Ansicht ist, zu einer ausgewogenen Ernährung gehöre auch Fleisch.

Wie sehen das nun die Kindergärten im Landkreis Fulda? Planen auch sie, demnächst nur noch vegetarisches oder veganes Essen anzubieten? Die Stadt Fulda teilt mit, dass die Einführung von komplett vegetarischem beziehungsweise veganem Essen in den Kitas bisher kein Thema sei. Es habe lediglich vereinzelte Anfragen von Eltern gegeben, „nachhaltiges Essen“ anzubieten. „Jedoch häufen sich diese Anfragen nicht“, erklärt die Pressestelle. Beschwerden über die derzeitigen Speisepläne habe es auch keine gegeben. In der Regel stimmen sich Kita-Leitung und Eltern gemeinsam über das Essensangebot ab.

Wenn sie durch einen Caterer beliefert werden, hätten die Kindergärten die Auswahl zwischen vegetarischer und fleischhaltiger Kost, die sich nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) richtet. Das bedeutet auch, dass mittlerweile zum Beispiel auf Schweinefleisch verzichtet wird, um auch jenen gerecht zu werden, die aufgrund ihres Glaubens kein Schwein essen, erklärt die Pressestelle der Stadt. (Lesen Sie auch: Nächste Gebühren-Erhöhung: Kindergartenplatz in Schlitz wird teurer)

Kitas in Freiburg werden vegetarisch - Kreis Fulda verzichtet auf Umstellung

Susanne Lieb, Kindergartenleiterin des evangelischen Kindergartens Arche Noah im Gersfelder Stadtteil Hettenhausen, berichtet, dass die Frage, ob es bald nur noch vegetarisches Essen für die Kinder geben soll, im Kindergarten noch kein Thema gewesen sei. Jedoch sagt sie, dass es schon jetzt nicht täglich Fleisch oder Fisch gebe. „Wir haben eine große Auswahl an vegetarischen Gerichten.“ Auf dem Essensplan der Kindergartenkinder stehen neben Fleisch- und Fischgerichten auch Nudelgerichte sowie Suppen, Eintöpfe, Desserts und Obst. Außerdem gebe es für Kinder mit Allergien und Kinder, die aufgrund ihres Glaubens kein Schweinefleisch essen dürfen, immer eine Alternative.

Die Kitas der Gemeinde Ebersburg haben zwei verschiedene Lieferanten für das Mittagessen – die Firma Grümel und die Gaststätte Stolz aus Hettenhausen. Bürgermeister Benjamin Reinhart (parteilos) berichtet, dass die Firma Grümel sowohl einen komplett vegetarischen Tag als auch einen Tag, an dem es nur Fisch gibt, anbietet. „Zusätzlich können Eltern beispielsweise bei einer Laktoseintoleranz ihrer Kinder auswählen, welche Speisen oder Bestandteile des jeweiligen Essens sie bestellen wollen.“

Freiburg

Freiburger Kitas werden fleischlos – das hat in der Stadt zu viel Ärger geführt. Doch für Eltern, die nicht wollen, dass sich der Essensplan ihrer Kinder komplett ändert, gibt es einen kleinen Lichtblick. Es gehe zunächst nur um den Verzicht von Fleisch und Fisch – Eier- und Milchprodukte dürfen vorerst auf dem Speiseplan bleiben. Außerdem können Eltern ihren Kindern weiterhin ein Wurstbrot mitgeben. Auf längere Sicht sehen die Politiker die Möglichkeit, die neuen Speisepläne auch an weiterführenden Schulen einzuführen.

Der zweite Lieferant, die Gaststätte Stolz, liefert dreimal die Woche ausschließlich fleischloses Essen und nur zweimal wöchentlich ein Fleischgericht – und auch dann könnten im Bedarfsfall vegane und vegetarische Gerichte bestellt werden. Von dieser Regelung werde aktuell jedoch kein Gebrauch gemacht.

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Auch die Leiterinnen der katholischen Kita St. Jakobus und der Kita St. Ulrich aus Hünfeld wollen den Speiseplan der Kinder nicht komplett umstellen. Iris Henkel, Leiterin von St. Jakobus, erklärt, dass sich das Mittagessen in ihrer Einrichtung „jetzt und künftig“ an den Empfehlungen der DGE orientiere. „Das bedeutet aktuell konkret einmal pro Woche Fisch, zweimal ohne und zweimal mit Fleisch. Darüber hinaus sind, wo nötig, Alternativen für Muslime im Angebot.“ (Lesen Sie auch: Junge Talente fördern: 150 Grundschüler demonstrieren ihr Können beim TAG-Test)

Der Hauptabteilungsleiter der Gemeinde Neuhof, Ulrich Möller, erklärt Ähnliches. „Für die gemeindlichen Kitas ist keine Umstellung auf eine rein vegetarische Kost vorgesehen.“ In der Regel gebe es in den Kitas der Gemeinde dreimal die Woche ein Gericht mit Fleisch, „wobei hierzu auch das Würstchen in der Suppe als Fleischgericht gezählt wird“. Insgesamt werde auf ein ausgewogenes und gesundes Essen geachtet.

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