Klinikum Fulda hat bundesweit beste Frühchenstation: Platz 1 von 213 Stationen - „Erfolg ist eine Teamleistung“

Seit Jahren gehört die Frühchenstation des Klinikums Fulda zu den besten Zentren bundesweit. Der aktuelle Qualitätsbericht zeigt: Die Fuldaer Station liegt erstmals in beiden Kategorien – hohe Überlebensrate und möglichst wenig Komplikationen – auf Platz 1.
Fulda - Bei der höchsten Überlebensrate teilt sich Fulda den ersten Rang unter den 213 Frühchenzentren bundesweit mit vier anderen Kliniken. Bei der Komplikationsfreiheit der Kinder bei der Entlassung – also möglichst wenig Hirnblutungen, Darm-, Augen- und Lungenerkrankungen – liegt Fulda allein auf Platz 1. Damit ist das Perinatalzentrum Fulda deutschlandweit das einzige mit Bestwerten in den beiden erfassten Bereichen Überleben und Komplikationen.
Legt man die von den Krankenhäusern veröffentlichten Qualitätsdaten zugrunde, ist bundesweit keine Frühchenstation besser als die der Kinderklinik des Klinikums Fulda. Grundlage der Platzierung sind die Behandlungsdaten der Jahre 2015 bis 2019.
Klinikum Fulda hat bundesweit beste Frühchenstation - Platz 1 von 213
Man sollte annehmen, dass Professor Dr. Reinald Repp (63), Chefarzt der Kinderklinik, stolz ist auf dieses Ergebnis. „Stolz ist das falsche Wort. Ich freue mich, dass uns von neutraler Stelle bescheinigt wird, dass wir seit Jahren auf höchstem Niveau arbeiten. Und der Erfolg ist eine gute Nachricht für die Eltern in der Region: Die Daten zeigen, dass die Kinder in Osthessen sehr gut versorgt werden.“
Ob eine Klinik auf Platz 1 oder 2 oder 3 komme, sei manchmal auch eine Frage von statistischen Zufällen. Ihm sei wichtig, sagt Repp, dass sich die Kinderklinik des Klinikums Fulda seit rund zehn Jahren immer unter den besten zehn Frühchenzentren bundesweit wiederfinde.
Statistik
Seit 2013 wird die Qualität der Versorgung sehr kleiner Frühgeborener deutschlandweit zentral erfasst. Seit 2015 sind alle Zentren gesetzlich verpflichtet, ihre Behandlungsergebnisse jedes Jahr dem Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) vollständig mitzuteilen. Auf der Internetseite www. perinatalzentren.org werden diese Behandlungsergebnisse seit 2015 veröffentlicht. Das Perinatalzentrum des Klinikums Fulda gehört seit Beginn der Erhebungen konstant zu den besten Zentren.
Man müsse die beiden Rankings – Überlebensrate und Komplikationsfreiheit – gemeinsam betrachten, sagt Repp: „In Fulda haben Frühchen die höchste Überlebenschance, also auch Kinder mit vielen Problemen, die in einem schlechteren Zentrum vielleicht verstorben wären. Dennoch haben die Kinder in Fulda die wenigsten Komplikationen, wenn sie nach Hause entlassen werden.“ Dass in Fulda überdurchschnittlich viele schwierige Fälle behandelt werden, fließt in die Statistik ein.
Frühchenstation vom Klinikum Fulda macht Schlagzeilen
Mit der erfolgreichen Behandlung von Frühchen hat das Klinikum Fulda zweimal europaweit Schlagzeilen gemacht: Im Jahr 2011 war Frieda mit 21 Wochen und fünf Tagen Schwangerschaft das früheste überlebende Frühchen Europas. Im Mai 2019 unterbot Frühchen Melina diese Marke: Mit 21 Wochen und vier Tagen war sie erneut das früheste Baby auf dem Kontinent. Normalerweise dauert eine Schwangerschaft 40 Wochen. Das zeigt: Die Frühchenstation arbeitet auf höchstem Niveau.
„Auf die Behandlung diese beiden besonders frühen Frühchen sind wir durchaus sehr stolz. Aber bei der aktuellen Auswertung geht es nicht um spektakuläre Einzelfälle, sondern darum, dass wir flächendeckend und durchgehend eine hohe gute Qualität sicherstellen“, stellt der Chefarzt heraus. Die erfolgreiche Behandlung der beiden Rekord-Frühchen ist ohnehin nicht in den Qualitätsbericht eingegangen. Denn gewertet werden nur Kinder mit mindestens 24 Schwangerschaftswochen. Denn noch jüngere Kinder sind oft so unreif, dass die Leitlinien raten, nicht in jedem Fall um das Überleben der Kinder zu kämpfen.
Mindestmengen
Anfang des vergangenen Jahrzehnts, vor allem im Jahr 2012, kämpfte die Frühchen-Station mit der Forderung, sie müsse eine bestimmte Mindestzahl von Frühchen behandeln. Gerichte kassierten die Forderung dann.
Jetzt kommt das Thema Mindestmengen wieder hoch. Krankenhäuser dürfen in Zukunft extrem kleine Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1250 Gramm nur noch versorgen, wenn sie jährlich mindestens 25 solcher Patienten behandeln. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat die Anhebung der Mindestmengen von 14 auf 25 Fälle pro Jahr beschlossen.
Diese Hürde ist in Fulda mittlerweile kein Problem mehr. Die Station behandelt seit 2014 mehr als 25 Frühchen unter 1250 Gramm, nämlich zwischen 27 und 41. Fulda gehört damit sogar zu dem Drittel der Level-1-Zentren mit den meisten Fällen.
Dennoch ärgert sich Chefarzt Reinald Repp über die neue Mindestmengen: „Größer ist nicht immer besser. In letzter Konsequenz bekommen schlechte Stationen eine Existenzgarantie, wenn sie nur groß genug sind. Für alle Häuser bestehen aussagekräftige Qualitätsdaten. Diese sind zu betrachten. Wir sollten darüber diskutieren, wer gute Arbeit leistet und wer nicht – und nicht primär über die Zahl der behandelten Kinder.“
Die hohe Qualität der Fuldaer hat sich herumgesprochen: Auch Mütter aus einem weiten Umkreis mit einer drohenden Frühgeburt kommen nach Fulda – wenn sie denn noch die Zeit haben. Meist kommt eine Frühgeburt überraschend. Dann ist es gut, eine gute Station vor Ort zu haben.
Video: Geburt mit nur 21 Wochen - So geht es Europas jüngstem Frühchen Frieda heute
Was sind die Gründe für den Erfolg? „Das Wichtigste ist das hohe Engagement in der Frauenklinik und der Kinderklinik. Wir arbeiten ständig an Verbesserungen, wir sprechen Probleme offen an“, sagt Repp. „In der Frühchenstation haben wir sehr viele Perfektionisten. Das ist wichtig, weil schon kleinste Unaufmerksamkeiten bei den Kleinsten große Folgen haben können.“ Zudem sei die Station technisch auf dem modernsten Stand aufgestellt. Auch alle Nachbarbereiche von der Radiologie bis zur Apotheke arbeiten auf höchstem Niveau.“
Beim Einsatz von Neuerungen sind die Fuldaer vorsichtig. Repp nennt ein Beispiel: In der Wissenschaft wird diskutiert, Frühchen möglichst kurz künstlich zu beatmen. „Wir setzen auf eine Hochfrequenz-Oszillationsbeatmung. Die Kinder werden beatmet, aber besonders schonend. Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht.“
Nicht zuletzt ist der Chefarzt selbst ein Neonatologe, also Spezialist für Frühchen. „Das ist aber nicht entscheidend für den Erfolg“, sagt Repp. „Der Erfolg ist eine Teamleistung. Wichtig ist, dass jeder Einzelne gern sein Bestes gibt.“