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Klinikum bietet teilstationäre Mutter-Kind-Behandlung nach Geburt an

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Von: Andreas Ungermann

Bei der Einweihung (von links): Dr. Anna-Maria Budczies, Priv.-Doz. Dr. Thomas Menzel, Ines Froschmayr.
Bei der Einweihung (von links): Dr. Anna-Maria Budczies, Priv.-Doz. Dr. Thomas Menzel, Ines Froschmayr. © Klinikum Fulda

Behandlungs- und Therapieräume für die Mütter, Spiel- und Ruhezimmer für den Nachwuchs: Die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum Fulda nimmt sich jetzt Patientinnen rund um die Geburt an.

Fulda - Helle Birkenstämme als Raumteiler, dahinter Kinderbettchen, an der Wand hängen Leuchtbilder mit Waldmotiven, Füchsen, Bachläufen: Die neuen Räume für die Mutter-Kind-Behandlung in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sind freundlich gestaltet und mit vielen Spielsachen bestückt.

Immerhin verbringen die Mütter und Babys hier viel Zeit: Von 8.30 bis 15.30 Uhr stehen Behandlungen für die Frauen an – mit Einzel- und Gruppengesprächen, Kunst- und Bewegungstherapien sowie Rückzugsmöglichkeiten. Die Kinder werden in der Schumannstraße – unweit vom Klinikum Fulda – nicht therapiert, sondern betreut. Will heißen: Die Kleinen werden nicht mit aufgenommen, nur die Mütter. Bürokratisch sei das anders aktuell nicht möglich.

Fulda: Klinikum bietet teilstationäre Mutter-Kind-Behandlung nach Geburt an

Die Kinderbetreuung soll künftig mittels Video dokumentiert werden, um die Erkenntnisse in die Behandlung der Mütter einfließen zu lassen. Das zumindest ist ein großes Anliegen von Dr. Anna-Maria Budczies, Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, sowie der psychologischen Teamleiterin Ines Froschmayr. Ihr zweiter großer Wunsch: Künftig sollen auch Babymassagen angeboten werden. (Lesen Sie hier: Für jedes Baby ein Bäumchen: Geburtenwald des Klinikums Fulda entsteht in Sparhof)

Nun aber sind die Direktorin und die Teamleiterin samt ihrem Team aus Medizinern, Pflegern, Sozialarbeitern und Bürokräften erst einmal glücklich über die neuen Räume: „Die edlen Früchte sind lange gereift und am Ende ein sehr gutes Ding geworden“, greift Budczies zwei Sprichwörter auf. Seit 2018 liefen die Planungen gemeinsam mit der Bauabteilung des Klinikums.

30 Prozent der Erwachsenen in Deutschland litten an einer psychischen Erkrankung, von drei bis vier Millionen Kindern sei mindestens ein Elternteil betroffen, von 175.000 Kindern gar ein Elternteil in stationärer Behandlung. „Diese Kinder haben ein deutlich erhöhtes Risiko selbst psychisch zu erkranken“, konstatiert die Klinikdirektorin, die großen Wert auf die Prävention legt.

Seit Februar läuft die teilstationäre Behandlung bereits. Budczies sagt, von dem Erfolg sei sie selbst überrascht: „In den ersten Wochen haben wir gesehen, wie sehr sich die Kinder verändern. Mit einem solchen Effekt hätte ich nicht gerechnet.“

Video: Wann haben Eltern Anspruch auf eine Kur?

Ziel der Therapie ist es laut Froschmayer, möglichst früh eine sichere Bindung zwischen Kindern und Müttern aufzubauen. Nur so lasse sich der negative Kreislauf aus psychischer Erkrankung und Beziehungsstörungen durchbrechen, erklärt die Teamleiterin. Die alleinige Behandlung der Mütter, die über das medizinische Versorgungszentrum organisiert wird, sei nicht ausreichend. Abhilfe sollen nun die fünf Plätze in der teilstationären Behandlung bieten. Diese fußt auf vier Bausteinen: psychologische und medizinische Therapie, Pflege und Sozialarbeit.

Das Angebot wertet Klinikvorstand Privatdozent Dr. Thomas Menzel als ein neues und besonderes Behandlungsprogramm im Portfolio des Klinikums. „Dieses ist speziell ausgelegt auf eine gute Behandlungs- und Betreuungsmöglichkeit“, erklärt der Klinikvorstand. Die Nachfrage sei vorhanden.

Vor der Segnung, die der evangelische Pfarrer Holger Greve gemeinsam mit seinem katholischen Amtsbruder Peter Bierschenk vornimmt, erinnert er sich selbst an die Bedeutung von Trost in frühsten Kindertagen: „In diesen Räumen sollen Beziehung und Liebe wachsen“, wünscht Greve.

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