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Kostenlose Binden und Tampons: Pilotprojekt gegen „Periodenarmut“ an der Hochschule Fulda

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Von: Anja Hildmann

Spender für Menstruationsartikel in der Hochschule
Die Spender mit kostenlosen Menstruationsartikeln sind unter anderem auf den Damentoiletten angebracht. © AStA

Wer menstruiert, ist auf Binden und Tampons angewiesen - doch nicht immer ist das nötige Geld dafür da. Aus diesem Grund gibt es die Artikel an der Hochschule Fulda seit kurzer Zeit kostenlos.

Fulda - Bereits im November 2020 sorgte eine politische Entscheidung in Schottland weltweit für Aufsehen: Das Parlament beschloss einstimmig, Menstruationsartikel wie Binden und Tampons kostenlos zugänglich zu machen. Diese Entscheidung sorgte auch in Deutschland dafür, dass das Thema „Periodenarmut“ näher in den Fokus rückte - vor allem in den Universitäten und Hochschulen. „Periodenarmut“ bedeutet, es fehlt an Geld, um Menstruationsartikel zu kaufen.

Fulda: Kostenlose Binden und Tampons - Pilotprojekt an der Hochschule

Etwa zu dieser Zeit begann auch der allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Hochschule Fulda, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, wie Viktoria Stubbe, Vorsitzende des AStA berichtet. „Wir haben erst einmal geschaut, ob so ein Projekt hier überhaupt umsetzbar ist.“ Umso größer sei nun die Freude darüber, dass die ersten Spender mit kostenlosen Binden und Tampons auf dem Campus zu finden sind.

Um Menstruationsartikel kostenlos anbieten zu können, sei zunächst zu klären gewesen, woher die finanziellen Mittel dafür kommen. Läuft das Projekt über den Haushaltsposten der Hochschule, über den auch Toilettenpapier und Co. finanziert werden, oder kommt das Geld aus einer externen Quelle? (Lesen Sie hier: Kostenlose Tampons und Binden an Schulen? Thema beschäftigt Schülerrat weiterhin)

„Bei der Hochschule hatten wir nicht so viel Glück“, erinnert sich Stubbe. „Wir wollten das Projekt aber ungern mit AStA-Geldern finanzieren.“ Diese kommen nämlich von Beiträgen der Studierenden, also zum Teil von den Menschen, denen das Projekt helfen soll. „Das hätte mit unserem Ziel, ‚Periodenarmut‘ zu bekämpfen, nicht zusammengepasst“, findet die Studentin.

Es blieb also nur noch die Möglichkeit, sogenannte QSL-Mittel zu beantragen. Dabei handelt es sich um „Mittel zur Verbesserung der Qualität der Studienbedingungen und der Lehre“, mit denen beispielsweise auch neue Geräte für den Hochschulsport angeschafft werden. „Diese Mittel müssen allerdings immer wieder neu beantragt werden“, räumt Stubbe ein.

AStA der Hochschule Fulda startet Projekt gegen Periodenarmut

Immer wieder habe sich der AStA auch bei anderen Hochschule und Universitäten, an denen entsprechende Projekte bereits liefen, nach ersten Ergebnissen und Erfahrungen erkundigt. Aus verschiedenen Gründen hatte sich der Start des Projekts dabei immer weiter nach hinten verschoben.

Im Oktober 2022 kamen dann die ersten Spender an, die Ende des Jahres 2022 an mehreren Orten auf dem Campus angebracht wurden, berichtet Stubbe. Die Vorsitzende wurde bei dem Projekt von sechs Studentinnen unterstützt, die sich unter anderem dafür einsetzten, dass die inzwischen sieben Spender mit nachhaltigen Produkten befüllt werden.

Bis auf einen Post bei Instagram habe der AStA allerdings noch nicht viel Werbung für das Projekt gemacht, so die Studentin. Es sei nämlich noch eine Aufklärungskampagne geplant. „Außerdem ging es uns bei dem Projekt nicht um Prestige“, betont Stubbe. Insgesamt habe es bisher aber sehr gutes Feedback gegeben.

Es gebe aber auch Gegenwind: „Klar werden solche Ideen erst einmal abgestempelt“, bedauert die Vorsitzende. Sie erinnere sich an Bemerkungen wie „Und wann gibt es dann kostenlose Rasierer für meinen Bart?“. Solche Vergleiche seien ein Beweis dafür, dass einige Menschen die Auswirkungen der „Periodenarmut“ immer noch nicht begriffen hätten. Umso wichtiger sei deshalb das Projekt.

Video: Mehrheit für kostenlose Menstruationsartikel in öffentlichen Gebäuden

„Wir wollten zum einen das Stigma um das Thema Periode ansprechen und insofern auch entgegenwirken“, erklärt Stubbe die Motivation des Teams. Des Weiteren seien circa 17 Prozent der Bevölkerung von Armut betroffen.

Das beeinflusse auch die Bildung. „Denn wie Statistiken zeigen, kommen circa 15 Prozent mehr menstruierende Personen zur Bildungseinrichtung, wenn hier kostenlose Menstruationsartikel zur Verfügung gestellt werden“, berichtet die Studentin. Das Bereitstellen der kostenlosen Menstruationsartikel stärke damit nicht nur die gleichen Bildungschancen für alle. Auch zeige die Statistik, dass das mentale Wohlbefinden während des Tages an der Hochschule deutlich positiver wahrgenommen werde.

„Ich denke, die mentale und physische Unterstützung sollte uns als AStA und auch der Hochschule ebenso wichtig sein, wie die Bildung und kulturelle Unterstützung während des Studiums“, betont Stubbe. 

Und wie geht es jetzt weiter? „Wir müssten bald den nächsten Antrag für die Projektmittel stellen“, berichtet die Vorsitzende. Gleichzeitig sei das Projekt-Team nun damit beschäftigt die ersten Erfahrungen und Daten in Statistiken zu übersetzen, die dem Senat der Hochschule präsentiert werden sollen. „Hoffentlich erklärt sich die Hochschule dann dazu bereit, die Kosten für das Projekt zu übernehmen“, so Stubbe.

Eine Anfrage unserer Zeitung bei der Hochschule Fulda zu dem Projekt blieb bisher unbeantwortet.

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