Nicht nur am Verfahren, auch inhaltlich übte Müller-Kottusch Kritik: „Wir haben viele Fragen an das Klinikum, auch Fragen, die man nicht öffentlich beantworten kann. Etwa: Wie lange reicht die Finanzspritze jetzt? Dass wir das Klinikum halten wollen, ist unumstritten.“
Auch Birgit Kömpel (SPD) hatte Fragen: „Wie geht es weiter? Die alleinige Trägerschaft der Stadt Fulda ist auf Dauer nicht tragfähig. Und das von Stadt und Kreis beauftragte Strukturgutachten gehört in die Öffentlichkeit.“ Die SPD-Führung habe zwar kürzlich ein Gespräch mit dem Klinikum-Vorstand geführt. Finanzen seien da kein Thema gewesen.
Die kleineren Fraktionen stießen bei ihrer Kritik ins gleiche Horn. CWE-Chef Thomas Grünkorn äußerte: „Bei der Höhe der Summe hätten wir gern mehr erfahren über zukünftige Perspektiven – und zwar vor der heutigen Sitzung.“ AfD-Sprecher Marco Haber sagte: „Wir wissen nicht, wofür die Mittel sind. Das gesamte Gesundheitssystem muss geändert werden.“
Linken-Sprecher Michael Wahl sagte: „Wir sind nicht gegen den Zuschuss, aber wir wollen Klarheit, wie es weitergehen soll. Wir dürfen keinen Freifahrtschein ausstellen.“
Landrat Bernd Woide (CDU) kritisierte, dass der Kreistag nur deshalb diskutieren müsse, weil der Bund seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkomme. Mit seinen Reformvorschlägen sorge Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für Verunsicherung.
Woide machte sich für den Zuschuss stark: „Gesundheit, das ist eine elementare Verantwortung der Kommunen. Überall pumpen Städte und Kreise Geld in ihre Krankenhäuser.“ Von einer Beteiligung des Landkreises am Klinikum, wie sie SPD und Grüne fordern, verspreche er sich nicht viel: „Als Miteigentümer können wir wirtschaftliche Rahmenbedingungen nicht verändern. Die werden in Berlin und bei den Krankenkassen gemacht.“
Die Grünen forderten, dass die zehn Millionen Euro erst freigegeben werden, wenn der Landrat einen Ausschuss detailliert informiert hat. Das lehnte eine Mehrheit aus CDU, FDP und CWE ab. Aber Woide sicherte den Fraktionen zu, er werde sie vor einer Auszahlung in nichtöffentlicher Sitzung informieren.
Die anderen beiden Krankenhäuser im Landkreis – das Herz-Jesu-Krankenhaus in Fulda und die Helios St. Elisabeth Klinik in Hünfeld – spielten in der Diskussion keine Rolle. Lediglich in einem Antrag der CWE wurden sie erwähnt: Der Kreistag beschloss auf Antrag der CWE einstimmig ein Vorgehen für den Fall, dass Herz-Jesu oder Helios einen Zuschuss beantragen sollten.
In diesem Fall soll der Landrat vor einer Entscheidung den Kreisausschuss und den Haupt- und Finanzausschuss des Kreistages in einer nichtöffentlichen Sitzung über die wirtschaftliche Situation des antragstellenden Krankenhauses informieren.
Die Linke.Offene Liste stellte einen weiteren Antrag zum Thema Gesundheitsversorgung. Sie beantragte, zusätzlich eine Million Euro für mehr Personal in der Notaufnahme des Klinikums zu gewähren. Dafür stimmte allein die Linke. Vize-Landrat Frederik Schmitt (CDU) erklärte, der Zuschuss werde das Problem nicht lösen: „Das Hauptproblem in allen großen Kliniken sind die vielen Bagatellfälle“, sagte er.