So etwas wie der Hidden Champion in der Region beim erzeugten Sonnenstrom ist ausgerechnet die nördlichste Kommune – zumindest wenn man Stromerzeugung je Einwohner betrachtet: Eiterfeld kam laut Wirtschaftsministerium im Jahr 2021 auf 2327,0 Kilowattstunden Photovoltaik-Strom je Einwohner. Damit belegt Eiterfeld zugleich Platz 6 in Hessen – nach Elbtal (4500 Kilowattstunden je Einwohner), Breitenbach am Herzberg (2644,8), Wesertal (2561,5), Diemelsee (2492,3) und Grebenau (2340,0).
Laut aktuellen Zahlen der Hessen Agentur von Ende 2021 waren zwischen Eiterfeld und Kalbach, Tann und Hosenfeld insgesamt 208 Megawatt Photovoltaik-Leistung am Netz – der Kreis liegt damit auf Platz 3 hessenweit. Das waren zugleich rund 7,8 Prozent der gesamten installierten Photovoltaik-Leistung in ganz Hessen und 74,8 Prozent der im Landkreis Fulda installierten Leistung aller erneuerbarer Energieträger – neben Photovoltaik sind dies Wind- und Wasserkraft sowie Biomasse. Noch mehr Leistung als im Kreis Fulda waren Ende 2021 lediglich im Schwalm-Eder-Kreis (230,62 Megawatt) und im Landkreis Kassel (219,57) – beide ebenfalls im Regierungspräsidium Kassel – installiert.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der erzeugten Strommenge: 2021 – dem Jahr, aus dem die neusten Zahlen vorliegen – wurden im Landkreis Fulda insgesamt 140,9 Gigawattstunden Sonnenstrom erzeugt. Das ist ebenfalls Platz drei in Hessen. Noch mehr schafften wiederum nur der Schwalm-Eder-Kreis (167,0 GWh) und der Landkreis Kassel (162,6). Im Kreis Fulda stammten 44,6 Prozent des gesamten erzeugten Stroms erneuerbarer Ernergieträger aus Photovoltaik.
Spitzenreiter unter den Gemeinden im Landkreis ist nach Zahlen des hessischen Wirtschaftsministeriums die Stadt Fulda mit 29,8 Megawatt installierter Sonnenstromleistung, gefolgt von Eiterfeld (16,4), Eichenzell (13,6), Flieden (12,9), Hofbieber (12,8) und Großenlüder (12,6). An den Zahlen sind die Entwicklungen der vergangenen Jahre sichtbar: In den drei letztgenannten Kommunen sowie in Eiterfeld hatten Investoren in den Vorjahren teils große Solarparks errichtet. Die größten stehen an der Adenmühle bei Flieden und bei Großenlüder-Müs.
Schlusslichter im lokalen Ranking sind Rasdorf (3,0 Megawatt), Ehrenberg (3,9), Hosenfeld und Tann (je 4,3) sowie Nüsttal (4,4).
Zum Vergleich: Wegen seiner hohen Einwohnerzahl und zugleich verhältnismäßig kleinen Fläche erreichte die Stadt Fulda „nur“ 434,7 Kilowattstunden Sonnenstrom je Einwohner.
Eiterfelds Bürgermeister Hermann-Josef Scheich (parteiunabhängig) zeigte sich überrascht und erfreut über das Abschneiden seiner Kommune bei den Erneuerbaren, nachdem er von unserer Zeitung davon erfuhr. „Ich bin durchaus dankbar“, sagte er. Die Photovoltaik sei ein „sehr starker Sektor“ in der Kommune – seit Jahren. Man habe früh mit dem Ausbau begonnen und die Verwaltung habe das Thema stets „positiv begleitet“.
Als Beispiele nennt Scheich vier Flächen zwischen 1,0 und 2,7 Hektar in Eiterfeld und Großentaft, auf denen Solarparks entstanden sind. Eine davon gehört der Gemeinde, die an einen Investor verpachtet ist. Zudem sollen demnächst weitere Dachanlagen auf Gemeindegebäuden entstehen. Um den Ausbau der Photovoltaik in der Kommune weiter voranzutreiben und in geregelte Bahnen zu lenken, erarbeite die Eiterfelder Kommunalpolitik derzeit Kriterien, anhand derer festgelegt werden soll, wo und in welchem Umfang im Gemeindegebiet weitere Solarparks entstehen können.
So soll unter anderem ein Wettbewerb mit der Landwirtschaft um Flächen und Blendwirkungen auf Ortschaften vermieden sowie Abstände zur Wohnbebauung und Schutzgebieten geregelt werden. Scheich verzeichnet derzeit eine hohe Zahl Anfragen und Anträge bei der Gemeinde zum Bau von Solarparks. Mittelfristig könne sich die derzeitige Solarfläche in Eiterfeld daher gut verdoppeln, schätzt der Rathauschef.
Damit wird Eiterfeld im Trend der gesamten Region liegen: Nach Auskunft von Stefan Fella, Geschäftsführer der RhönEnergie Erneuerbare GmbH, will das Tochterunternehmen des Energieversorgers bis 2030 rund 50 Millionen Euro in den weiteren Ausbau der Photovoltaik in die Region stecken. Damit könnten – grob gerechnet – weitere 50 Hektar für die Erzeugung von Sonnenstrom ausgewiesen werden.
Auch im Main-Kinzig-Kreis wird vermehrt auf erneuerbare Energien gesetzt: Das Familienunternehmen Strauss plant auf dem eigenen Grundstück neben der CI-Factory am Distelrasen einen großen Solarpark mit einer maximalen Nennleistung von 2,5 Megawatt-Peak.