„Staubtrocken bis in 1,50 Meter Tiefe“: Landwirte der Region Fulda in Sorge - Ernteerträge sinken

Die Trockenheit macht den Landwirten zu schaffen. Besonders hart trifft es die Betriebe, die Futter für Nutztiere anbauen. Doch auch die Stimmung in der Gesellschaft macht den Bauern in der Region Fulda Sorge.
Fulda - „Wir verzeichnen den drittwärmsten Frühling seit 1951“, berichtete Karsten Schmal, Präsident des Hessischen Bauernverbandes, am Montag (22. August) beim Erntegespräch im Betrieb von Joachim und Lukas Kersten in Fulda-Maberzell. Dort werden auf 200 Hektar Gerste, Weizen, Raps, Ackerbohnen und Mais angebaut.
„Mit der Wintergerste waren wir zufrieden“, berichtete Lukas Kersten. Das war hessenweit der Fall: „Rekordverdächtig“ sei die Getreideernte, die etwa zwei bis drei Wochen früher beendet worden war als in den vorangegangenen Jahren, hatte Präsident Schmal vor einigenTagen berichtet.
Fulda: Landwirte in Sorge - anhaltende Trockenheit senkt Ernteerträge
Erste Ertragsmeldungen bei der Wintergerste ergaben Schmal zufolge bislang ein durchschnittliches bis überdurchschnittliches Ernteergebnis. Der Winterweizen sei allerdings von der Trockenheit im Juni und Juli deutlich getroffen worden (lesen Sie auch hier: Feuer-Gefahr in der Region: Feuerwehr verhindert Feldbrand - Grillverbot in Stadtregion).
Die Erträge beim Raps seien bisher auf einem zufriedenstellenden, regional sogar überdurchschnittlichen Niveau. Hier habe der viele Sonnenschein genutzt – gerade beim Winterraps, der mehr als im Vorjahr angebaut worden sei. Doch inzwischen macht sich der fehlende Niederschlag deutlich bemerkbar (lesen Sie auch hier: Wasservorräte schonen - RhönEnergie ruft zum Sparen auf und gibt Tipps).
„Schwierig ist die Lage bei den Sorten, die im Frühjahr gesät worden sind, weil das Wasser fehlt“, betonte Stefan Schneider, Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes und Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld, und nannte die Ackerbohne als Beispiel. Beim Mais sei die Entwicklung unterschiedlich – mancherorts stehe er nur hüfthoch.
Wegen der Trockenheit waren in diesem Jahr nur zwei Schnitte im Grünland möglich – ein dritter oder gar vierter Schnitt war wegen des ausbleibenden Regens gar nicht drin, es wächst einfach nichts nach. Gerade für Futterbaubetriebe und Viehhalter ist diese Entwicklung schwierig: Sie sorgen sich um die Versorgung ihrer Tiere.

„Für sie wird es ein schwieriger Winter“, sagte Hessens Bauernverband-Chef Schmal. Denn gehen die eigenen Futtervorräte zur Neige, müssen die Landwirte zukaufen. Und auch wenn die Erlöse – wie beim Raps – bislang zwar gut gewesen seien, würde dies bei hohen Kosten für Dünger, Energie und Diesel schnell relativiert.
Auch die Landwirte bekommen den Krieg in der Ukraine und dessen Folgen zu spüren, wie Schmal erläuterte: Während der Coronavirus-Pandemie hätten die Menschen nicht in den Urlaub fahren können und hätten eher mehr Geld für Lebensmittel ausgegeben. Doch bei den derzeit steigenden Kosten seien dazu immer weniger Menschen bereit.
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„Ich mache mir große Sorgen um die Tierhaltung in Hessen – gerade im Bereich der Schweinehaltung“, sagte Schmal. Gerade wegen dieser Unsicherheiten und auch wegen immer neuer Auflagen seitens der Politik sei die Stimmungslage unter den Landwirten deutlich schlechter als im vergangenen Jahr.
„Wir können nicht ständig unsere Standards erhöhen und bleiben dann am Ende des Tages auf unseren Produkten sitzen“, brachte es gestern einer der anwesenden Landwirte auf den Punkt. „Wir können uns noch so sehr anstrengen. Wer eine andere Tierhaltung will, der muss sie auch bezahlen.“