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Kaffee, Fleisch und Getreideprodukte - Diese Lebensmittel werden im Supermarkt teurer

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Von: Manfred Schermer

Aufpreis für nachhaltige Produkte
Leere Regale gibt es in den Supermärkten zwar nicht, dafür muss der Verbraucher an der Kasse mehr zahlen. © Fabian Sommer/dpa/Archiv

Die gute Nachricht vorweg: Lieferengpässe wie etwa in der Halbleiterbranche gibt es bei Lebensmitteln nicht. Die Lage hat sich deutlich entspannt. Dafür schlägt die Inflation jetzt stark zu.

Fulda - Leere Regale in Supermärkten gibt es nicht. Zumindest bei Lebensmitteln fehlen nur vereinzelt Produkte. Bei „Non-Food-Produkten“ kann dies schon anders aussehen, etwa bei Drogerie- und Haushaltswaren. Noch immer sind hier die Nachwirkungen der tagelangen Blockade des Suezkanals durch das im Frühjahr havarierte Containerschiff „Ever Given“ zu spüren, vor allem aber der Umgang Chinas mit Corona: Immer wieder hat das Land ganze Häfen gesperrt und so den internationalen Lieferverkehr durcheinandergebracht. 

In unserer eng verzahnten Welt kann es weitreichende Folgen haben, wenn irgendwo ein auch noch so kleines Glied der Kette ausfällt. Das hat zum Teil zu paradox anmutenden Situationen geführt – zum Beispiel in Großbritannien. Hier waren etliche Schlachthöfe aufgrund hoher Infektionszahlen vorübergehend geschlossen worden. Es kam zu einem regelrechten Stau an Schlachtvieh.

Fulda: Lebensmittel werden immer teurer - keine Lieferengpässe

Mit Großbritannien traf es zudem ein Land, das ohnehin mit den Brexitfolgen und einem großen Mangel an Lastwagenfahrern zu kämpfen hatte und hat. Auf der Insel hatte der Stau im Nadelöhr Schlachthof zur Folge, dass in Supermärkten und Metzgereien das Fleisch knapp und entsprechend teuer wurde – während paradoxerweise der Preis für Schweine fiel, da die Landwirte ihre Tiere mangels Schlachtmöglichkeit nicht mehr vermarkten konnten. (Lesen Sie auch: Einkaufen im Waggon: Supermarktzug macht Halt im Bahnhof Fulda)

Eine bittere Situation für die betroffenen Betriebe, denn ihre Betriebskosten kennen – wie die in der übrigen Landwirtschaft auch – eigentlich nur eine Richtung: nach oben. Das liegt an der teuren Energie, aber auch an den steigenden Preisen für Futter und vor allem Düngemittel.

Die Folge: Im Januar lag die Teuerungsrate für Nahrungsmittel laut Statistischem Bundesamt in Wiesbaden bei fünf Prozent. Haushaltsenergie und Kraftstoffe verteuerten sich im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar um 20,5 Prozent. Dies dürfte weitere Preissteigerungen bei Lebensmitteln nach sich ziehen. (Lesen Sie auch: Ernährungsexperte aus Fulda erklärt: Darum sind Veganer gesünder)

Hohe Erzeugerpreise belasten auch Kunden-Geldbeutel

Erste Anzeichen dafür gibt es bereits: Die Erzeugerpreise für Agrarprodukte sind deutlich gestiegen – um 8,8 Prozent im Jahresschnitt 2021. Dabei verteuerten sich tierische Erzeugnisse mit 2,8 Prozent weniger stark. Als Grund nennt das Statistische Bundesamt den starken Rückgang der Erzeugerpreise für Schlachtschweine (minus 14,2 Prozent). Steigerungen gab es dagegen bei Rindern (16,7 Prozent) oder Milch (10,1 Prozent).

Ganz anders sieht es bei pflanzlichen Erzeugnissen aus, die sich um 18,3 Prozent verteuerten. Handelsgewächse wie Raps legte gar um 32,8 Prozent zu, Getreide um 29,3 Prozent. Für Verbraucher sind dies schlechte Nachrichten, denn steigende Erzeugerpreise können tendenziell auch zu höheren Preisen im Supermarkt führen. 

Allerdings stemmen sich in Deutschland die vier großen Konzerne, die Lebensmittel vermarkten (Rewe, Edeka, Aldi sowie die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland), mit ihrer Marktmacht gegen die Nahrungsmittelproduzenten, die ihre gestiegenen Kosten weitergeben wollen. Letzteres ist für diese schwierig – wegen der erwähnten speziellen Struktur des deutschen Lebensmittelhandels.

Video: Wegen Lebensmittelpreisen: Söder schießt gegen Özdemir

Wenn die Supermarktketten den Erzeugern damit drohen, deren Produkte nicht mehr zu kaufen, können diese ihre Verhandlungsposition eigentlich nur verbessern, wenn es in der Folge zu Engpässen kommt. Und manchmal verspekulieren sich die großen Vier – etwa bei Himbeeren. Ihr Preis hat sich in wenigen Monaten mehr als verdoppelt, denn der Markt für Himbeeren ist nicht der allergrößte – und schnell leer, wenn europäische Anbieter bessere Angebote aus Übersee annehmen. 

Drastisch dürfte auch die sich abzeichnende Preiserhöhung beim Lieblingsgetränk der Deutschen werden – dem Kaffee. Tchibo hat bereits angekündigt, die Verkaufspreise zum 21. Februar zwischen 50 und 130 Cent pro Pfund anheben zu wollen. Grund ist der kräftig gestiegene Einkaufspreis auf dem Weltmarkt – und dafür verantwortlich ist vor allem die Situation in Brasilien.

Zuerst extreme Trockenheit zu Beginn der Saison 2021, dann Frost – so etwas schätzt der tropische Kaffeebaum ganz und gar nicht. Und weil Brasilien der mit Abstand größte Kaffeeproduzent weltweit ist, hat eine schlechte Ernte dort direkte Folgen für den Kaffeepreis hier. 

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