Michél Günther ist Gründer der Eismarke „Die Eisheiligen“ aus Gersfeld und überzeugt, dass möglichst schnell möglichst viel gegen die Auswirkungen der Klimakrise getan werden muss. Seine Eissorten werden aus vorwiegend regionalen Produkten hergestellt, sie sollen fair und nachhaltig sein. Er findet: „Privaten Konsum einzuschränken, wird nicht reichen. Für eine große Wirkung müssen wir die Themen Lebensmittel und Region zusammenbringen.“ (Lesen Sie hier: Hochwasserkatastrophe auch in Fulda denkbar? Meteorologin, THW und Feuerwehr geben Einschätzung)
Sabine Steinbeck hat jahrelang ein Bistro in Bad Kissingen geführt und ist mittlerweile als Beraterin für Gastronomie-Betriebe tätig. Das Thema Klimakrise und ihre Folgen durchzieht ihre Haltung, sowohl als Privatperson als auch als Geschäftsfrau. „In meiner Generation haben wir viel angerichtet. Jetzt möchte ich meinen Beitrag gegen die Folgen des Klimawandels leisten. Ich möchte der Gastronomie helfen, den Sinn der Arbeit zu erkennen. Wenn das gelingt, ist nicht nur der Gast glücklich – dann bleiben auch die Mitarbeitenden.“
Vier Menschen aus der Region, die sich in der Lebensmittelbranche auskennen: Sie kommen von der Kaffeerösterei Reinholz, von der Eismarke „Die Eisheiligen“, von der Weinschorle „Lieber Schorli“ und aus der Gastronomie. Ihre Haltung zum Klimawandel: „Der Klimawandel hat weitreichende Folgen und wird unser Leben komplett verändern.“ Daher müsse die Lebensmittel-Wirtschaft so nachhaltig werden, dass nachfolgende Generationen gut leben können. Ihr Ansatz: Landwirtschaft, Gastronomie und Unternehmen auf ihrem Weg zur Nachhaltigkeit unterstützen – mit Beratung, Förderung und Austausch. Mehr Informationen unter foodiesmithaltung.de.
Was die vier „Foodies mit Haltung“ verbindet? Die Liebe zu guten Lebensmitteln. „Wir wollen eine Wende mit Genuss. Die Geiz-ist-geil-Mentalität wandelt sich gerade, seit der Corona-Pandemie kaufen die Menschen lokaler ein“, sagt Biolandwirt Jestädt und erklärt, dass sich die Region als Standort für nachhaltige Lebensmittel-Produktion nicht verstecken muss. Hier gebe es nicht nur viel Landwirtschaft, in der ökologisch und nachhaltig gearbeitet werde, auch die Lage in der Mitte Deutschlands sei ideal für die Vermarktung grüner Lebensmittel, die hiesigen Unternehmen im Lebensmittelbereich wirtschafteten regional und die Zusammenarbeit mit der Stadt und der Hochschule funktioniere.
Mit der Erfahrung, die die vier „Foodies“ in der Lebensmittelbranche gesammelt haben, wollen sie solche Unternehmen in der Gründungsphase unterstützen, die so regional, so natürlich und so fair wie möglich produzieren. „Wir sind ein Ökosystem für Gründer“, sagt Jestädt. Über Beratung, Netzwerkarbeit und finanzielle Förderung wollen sie „eine Plattform sein, die einen Bewusstseinswandel anstößt.“ Wenn die Situation bleibt, wie sie in der Lebensmittel-Industrie ist, „fahren wir komplett gegen die Wand – und die ist ziemlich hart“, sagt Günther.
Die aktuellen Projekte gehen über Produkte wie Kaffee, Weinschorle und Eiscreme hinaus: Gerade forschen sie mit Studierenden der Fuldaer Hochschule und Sterne-Koch Björn Leist aus der Rhön an einer Bratwurst, die durch einen geringen Fleischanteil besonders nachhaltig ist. Das Team will, dass man bald automatisch an Fulda als Stadt der grünen Lebensmittel-Wirtschaft denkt, die für Gastronomiebetriebe, Landwirtschaft und Unternehmen ein Leuchtturm ist – ein grünes Silicon Valley.