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Live-Club „Backstage“ soll nach Corona-Pause als Verein wieder durchstarten

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Von: Sabrina Mehler

Die „Backstage“-Betreiber Gerrit Köhler (links) und Ralf Thomas wollen neu durchstarten.
Die „Backstage“-Betreiber Gerrit Köhler (links) und Ralf Thomas wollen neu durchstarten. © Sabrina Mehler

Seitdem vor mehr als zwei Jahren im „Backstage“ die Rollläden heruntergelassen wurden, ist der „Live-Club mit Kneipencharakter“ dicht. Nun, nach der Corona-Pandemie, plagen die Inhaber Personal-Sorgen. Trotzdem wollen Gerrit Köhler und Ralf Thomas einen Neustart wagen – und ungewöhnliche Wege beschreiten.

Fulda - Hier, in der Lindenstraße in Fulda, beglückten einst Jazz-, Blues-, Swing- und Rockklänge die Fuldaer Kulturfans. Im „Backstage“ traf man sich zum gemeinsamen musikalischen Hochgenuss, vielleicht bei einem Bier oder einem Wein. Doch im März 2020 lud der Live-Club zur bislang letzten Veranstaltung ein. „Dann hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht“, erinnert sich Gerrit Köhler (40), der die Spielstätte seit Ende 2013 mit Ralf Thomas (56) führt.

Fulda: Live-Club „Backstage“ setzt nach Corona auf neues Konzept

Und mittlerweile ist viel passiert, sagen die beiden: „Die Welt hat sich verändert. Und wir können leider nicht so weitermachen, wie es vor zwei Jahren pandemiebedingt endete.“ Die finanziellen Reserven sind aufgebraucht – zumal trotz Schließung in der Corona-Zeit weiterhin laufende Kosten zu Buche schlugen. (Lesen Sie hier: Herzberg-Festival läuft: Vier Tage „Peace and Love“ im Schatten der Burg)

Und die zwei festen Mitarbeiterinnen, die früher an Theke und Kasse standen, haben sich mittlerweile beruflich umorientiert. Weil überdies auch Köhler und Thomas nicht mehr wie früher bei jeder Veranstaltung bis spät in die Nacht arbeiten wollen – „für uns ist der Betrieb des ,Backstage‘ ein Hobby“ – nutzen sie jetzt die Gelegenheit für einen Zeitenwechsel: Der Live-Club soll künftig in eine kulturfördernde Vereinsstruktur überführt werden.

Die Jazzfreunde – ein Verein, dessen Hausbühne das „Backstage“ ist und mit dem der Club schon seit Langem eng verbunden ist – sollen dabei eine große Rolle spielen. Denn auch die Förderer der Jazzmusik aus Fulda haben aufgrund ihrer Altersstruktur und fehlenden Mitgliederzuwachses Schwierigkeiten, das Vereinsleben aufrechtzuerhalten, berichtet Köhler, und Thomas ergänzt: „Wir werfen beides, das Backstage und die Jazzfreunde, zusammen in einen Topf, rühren einmal kräftig um und stellen dann alles ganz neu auf die Beine.“

„Für uns ist der Betrieb des ,Backstage‘ ein Hobby“

Wie genau das gelingen kann, ist allerdings noch unklar. Deshalb hatten die Club-Betreiber über ihren Newsletter-Verteiler per E-Mail zu einem Infoabend eingeladen. Darin hieß es: „Wir wollen ein neues Backstage-Team aufbauen. Egal ob regelmäßig an der Theke oder hin und wieder an der Kasse, ob aktiv bei der Band-Akquise oder beim Konzert am Mischpult: Jede Hilfe ist herzlich willkommen.“

Der Hilferuf fand Gehör: Mehr als 20 Personen kamen kürzlich ins „Backstage“, um den Neustart zu planen und Ideen zu entwickeln. „Noch ist offen, ob es tatsächlich zu einer Fusion mit den Jazzfreunden kommt oder das ,Backstage‘ eine eigene Vereinsstruktur erhält. Klar ist aber, dass es ein gemeinsamer Weg wird“, erklären Köhler und Thomas.

Helfen

Wer sich vorstellen kann, Gerrit Köhler und Ralf Thomas zu helfen – egal ob mit Mitgliedsbeiträgen, Arbeitskraft hinterm Tresen und an der Kasse oder auch als Ideengeber für die Neuausrichtung – , der meldet sich bei den „Backstage“-Betreibern per E-Mail unter info@backstage-fulda.de.

Demnächst werden Workshops veranstaltet, in denen sich Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Themen wie Band-Anfragen, Öffentlichkeitsarbeit, Bühnentechnik und Finanzen bilden sollen. Die zwei hoffen, dass schon im Oktober wieder Bands auf der Bühne stehen könnten. Köhler ist optimistisch: „Der Prozess ist in Gang gesetzt, mit vielen Händen sind die Wiedereröffnung und der Betrieb gut zu leisten.“

Einen großen Vorteil hätte die Vereinsstruktur – neben der Möglichkeit, Vereinsmitglieder für Theken- und Kassendienste einzuspannen – ebenfalls: Während der Veranstaltungsort bisher privatwirtschaftlich betrieben wurde und die Betreiber gerade mal eine schwarze Null erreichten, könnte künftig mit weiteren Einnahmequellen neben den Eintrittsgeldern gerechnet werden: zum einen mit Mitgliedsbeiträgen, die voraussichtlich gestaffelt werden, zum anderen mit Zuschüssen aus der Kulturförderung von Bund, Land oder Stadt.

Backstage: Kommt es zur Fusion mit Jazzfreunde?

„Das werden keine Riesenbeträge sein, aber sie werden sicher helfen“, glaubt Köhler. Die neue Ausrichtung des „Backstage“ werde aber kein „verstaubtes Vereinsding“, unterstreicht Thomas. Die Spielstätte in der Lindenstraße soll vielmehr wieder zu einem lebendigen Ort mit Live-Musik, auch abseits des Mainstreams, werden. Das kulturinteressierte Publikum dafür sei in Fulda vorhanden, sagen die zwei Geschäftsführer.

Umgekehrt ist auch die Nachfrage bei den Bands groß: „Man hat uns nicht vergessen. Wir haben dermaßen viele Anfragen, dass wir schon jetzt jeden Tag ein Konzert veranstalten könnten“, berichtet Köhler. Noch müssen sich Musiker und Musikfans ein wenig gedulden. Doch im Herbst könnte es im „Backstage“, dem „Veranstaltungsort mit Wohnzimmerfeeling“ (O-Ton Thomas), wieder weitergehen.

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