Ziel der Bundesfachplanung ist es, einen Korridor festzulegen, der sich raumplanerisch und zum Schutz von Mensch und Natur am besten eignet. Danach wird im Planfeststellungsverfahren innerhalb des Korridors der genaue Verlauf für die Leitung bestimmt. Die Bundesnetzagentur entscheidet über den verbindlichen Korridor und später den genauen Verlauf.
Klar ist: Gebaut werden Strommasten, die bis zu 70 Meter hoch werden könnten. Sicher ist auch: Es werden neue Masten errichtet. Das Aufstocken bestehender Masten ist nicht möglich. Aus Sicht von Tennet sind Erdkabel nur im Ausnahmefall realisierbar. Aus physikalischen Gründen seien Erdkabel nur in Abschnitten von maximal 20 Kilometern möglich. Zwischen den Erdkabel-Abschnitten sei eine Kabelübergangsanlage nötig, die – je nach Länge der Erdkabelabschnitte – eine Größe von einem halben bis zu drei ganzen Fußballfeldern hat. Der Verband RhönLink, in dem einige Rhön-Kommunen zusammengeschlossen sind, hält es hingegen für technisch möglich, die Kabel in noch größeren Abschnitten unterirdisch zu verlegen. In Japan werde dies praktiziert, sagt RhönLink-Vizevorsitzender Jochen Vogel (CSU).
Die Stadt Hünfeld geht gegen die Planungen auf die Barrikaden. Der Magistrat hatte alle drei Varianten abgelehnt und seinen Widerspruch mit einer Raumwiderstandsanalyse gegenüber Tennet und der Bundesnetzagentur dargelegt. „Die Varianten verlaufen auch durch Naturschutz-, FFH-, Landschaftsschutz- und Wasserschutzgebiete sowie entlang des mit dem Auenverbund Fulda-Haune streng geschützten Haunetals bei Hünfeld“, erklärt Bürgermeister Benjamin Tschesnok (CDU). Die Planung von Tennet führe in allen Bereichen des Stadtgebietes zu einer erheblichen Mehrbelastung und Überbündelung – zusammen mit den bereits vorhandenen Leitungssystemen, den überörtlichen Straßen, Ferngasleitungen, Stromleitungen und Bahnlinien. Falls die neue Leitung unterirdisch gebaut werde, fordere die Stadt auch für die bestehende Starkstromleitung ein Erdverkabelung.
Auch Eiterfelds Bürgermeister Hermann-Josef Scheich (SPD) ist sauer: „Der Vorschlag von Tennet ist völlig daneben. Tennet entscheidet offenbar nach dem Motto: ,Da, wo die Belastung schon jetzt sehr hoch ist, wird noch mehr abgeladen.‘ So einfach nehmen wir das nicht hin.“ Die Marktgemeinde werde die Vorschläge von Tennet genau prüfen. Eiterfeld sei schon jetzt komplett überlastet mit Trassen und Leitungen. Er trete dafür ein, lange Abschnitte als Erdkabel zu bauen.
Ab 2031 soll die 130 Kilometer lange Fulda-Main-Leitung die Umspannwerke Mecklar (Kreis Hersfeld-Rotenburg) und Dipperz (Kreis Fulda) mit dem Umspannwerk Bergrheinfeld (Kreis Schweinfurt, Bayern) verbinden und zusätzliche Kapazitäten zwischen Nord- und Süddeutschland schaffen.
Bis vergangenes Jahr hießt das Vorhaben P43. Als Projekt P43 ist die 380-kV-Wechselstromleitung Teil des im Dezember 2019 von der Bundesnetzagentur bestätigten Netzentwicklungsplans. Die Behörde hat mehrfach den energiewirtschaftlichen Bedarf des Netzverstärkungs- bzw. Netzausbauprojekts festgestellt. Bereits seit dem Jahr 2012 wird die Leitung in allen Netzentwicklungsplänen aufgeführt.
Vor einer Überlastung seiner Gemeinde warnt auch Dieter Hornung (CDU), Bürgermeister von Burghaun: „Wieder einmal muss die Gemeinde Burghaun Belastungen aus der Energiewende tragen, ohne davon profitieren zu können. Einen Verweis auf eine andere Trasse nach dem St.-Florians-Prinzip möchte ich mir an dieser Stelle sparen.“ Er fordert, eine Erdverkabelung zu prüfen, um die Belastung für die Bürger so gering wie möglich zu halten. Er will sich mit den Bürgermeistern von Hünfeld und Eiterfeld abstimmen. „Zudem fordern wir eine Koordinierungsstelle für solche überregionale Planungsvorhaben, damit eine Überlastung und Überbündelung einzelner Kommunen vermieden wird“, erklärt Hornung.
Der Künzeller Bürgermeister Timo Zentgraf (parteilos) sagt, er hätte die östliche Variante bevorzugt. „Nun sind wir stärker betroffen. In manchen Gebieten wird es noch enger. Ein Mastenwald droht. Ich hoffe, dass zumindest eine Aufbeseilung zusammen mit der DB-Trasse möglich ist, wenn diese Variante wirklich kommen sollte.“ Er warte jetzt auf die Stellungnahmen der betroffenen Ortsbeiräte.