1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

Auch junge Menschen trauen: Malteser bieten Selbsthilfegruppe für Kinder in Fulda an

Erstellt:

Von: Suria Reiche

Die Malteser gründen eine Kindertrauergruppe in Fulda: Wilfried Wanjek und Ute Sander von den Maltesern sowie Trauerbegleiter Alfons Markmann (rechts).
Trauer hat viele Gesichter, das wissen Wilfried Wanjek und Ute Sander von den Maltesern sowie Trauerbegleiter Alfons Markmann (rechts). © Suria Reiche

Stirbt ein Angehöriger oder ein Freund, ist das schlimm. Und zwar nicht nur für Erwachsene, die ihre Trauer in Worte fassen können. Sondern auch für Kinder. Die Kindertrauergruppe des Malteser Hilfsdienst soll ihnen dabei helfen, mit der Trauer umzugehen.

Fulda - Trauer ist ein immenses Gefühl. Eines, mit dem umzugehen alles andere als einfach ist. Deswegen benötigt man im besten Fall Hilfe. Nicht nur als Erwachsener. Auch Kinder trauern. „Aber sie tun es anders als ältere Menschen“, sagt Wilfried Wanjek, der Leiter des Hospizzentrums der Malteser in Fulda: „Im einen Moment weinen sie dicke Tränen und sind am Boden zerstört und im nächsten rennen sie lachend um den Tisch und spielen.“

Fulda: Malteser eröffnen Trauergruppe für Kinder

Bei den Erwachsenen würde aufgrund dieses schnellen Switchens der Eindruck entstehen, sie würden gar nicht trauern. Tun sie aber doch. Und sie brauchen einen Platz oder den Raum für ihre Gefühle, an dem sie spüren, dass sie ernstgenommen werden. Deswegen hat sich jüngst eine Kindertrauergruppe bei den Maltesern gegründet.

„In der Vergangenheit hatten wir keine Kapazitäten für eine solche Gruppe. Dabei ist es so wichtig, dass der oder die Trauernde erfährt, dass er mit seinem Gefühl nicht allein ist“, so Wanjek. (Lesen Sie auch: Kinderhospizarbeit stärken: Rhöner Nachbarschaftshilfe will „Before I die - Wall“ errichten)

In der Kindertrauergruppe, die samstags einmal monatlich von 10 bis 12 Uhr in den Räumen des Malteser Hilfsdienstes stattfindet, treffen die Kinder auf insgesamt sechs ausgebildete Trauerbegleiter, die ihnen einen geschützten Raum zum Trauern bieten. „Wir zeigen den Kindern, dass sie hier ernstgenommen werden. Sie dürfen hier weinen, lachen, sprechen. Alles, was sie hier tun, ist erlaubt und bleibt in diesem Raum“, sagt einer der Trauerbegleiter, Alfons Markmann.

Der 58-Jährige weiß, wie wichtig es ist, dass auch Kinder eine Möglichkeit finden, wie sie mit ihrer Trauer umgehen können. Markmann erläutert zudem, dass Kinder bei ihren oft ebenfalls trauernden Eltern nur sehr schwer eine Möglichkeit bekommen, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. „Oft übernehmen Kinder sogar Verantwortung für die ganze Familie, weil sie merken, dass die Mutter oder der Vater trauert. Das Kind traut sich dann nicht zu reden, weil es die Eltern nicht noch trauriger machen will.“

Video: 15 Jahre Clara - der Hospizdienst begleitet Kinder und Jugendliche durch Krankheit, Tod und Trauer

Der Raum, den die Kinder in der Trauergruppe der Malteser bekommen, soll dem entgegenwirken. „Hier sollen alle Kinder – auch, wenn der Tod des Angehörigen oder Freundes schon etwas länger zurückliegt – Platz finden, um mit ihrer Trauer umzugehen. Sie sollen einen Weg finden, wie der Gedanke an den Verstorbenen oder die Verstorbene nicht mehr nur von Trauer belastet ist, sondern auch fröhliche Erinnerungen an ihn oder sie weckt“, sagt Ute Sander, Koordinatorin Malteser Kinderhospiz. Es gehe nicht darum, dass die Trauer weg ist, sondern dass man mit der Trauer leben kann.

Auch interessant