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Mehrwegpflicht in Restaurants: Regelung bislang kaum umgesetzt - ein Selbsttest in Fulda

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Von: Sophie Brosch

Im Restaurant abgeholte oder gelieferte Gerichte stecken oftmals in Plastik-Verpackungen, die geleert im Müll landen. Allen, die das stört, müssen Gastronomen seit Jahresbeginn wiederverwendbare Verpackungen anbieten. Diese Regelung wird in Fulda nur lückenhaft umgesetzt.

Fulda - Die Mehrweg-Angebotspflicht soll Abfall vor allem in Innenstädten reduzieren. Sie gilt seit dem 1. Januar 2023 für Betriebe ab einer Größe von 80 Quadratmetern und mit mindestens fünf Angestellten. Diese müssen für Speisen und Getränke außer Haus nicht nur wiederverwendbare Verpackungen anbieten, sondern auch sichtbar auf diese Option hinweisen.

Umweltverbänden zufolge sieht die Realität anders aus: Sie beklagen eine lückenhafte Umsetzung und fordern, den Druck auf die Branche zu erhöhen. Denn bislang würden Verstöße kaum geahndet. Zudem kritisieren sie die Ausnahmeregelungen für Kleinbetriebe. Ob die Mehrweg-Angebotspflicht in Fulda dazu beiträgt, den Abfall in der Stadt zu reduzieren, hat unsere Zeitung in der Innenstadt exemplarisch getestet – mit bedenklichem Ergebnis.

Fulda: Mehrwegpflicht in Restaurants wird nur lückenhaft umgesetzt

Unter Gerichten „to go“ ist Sushi ein Klassiker. Die japanischen Rollen aus erkaltetem Reis sind schnell zubereitet und lassen sich gut transportieren. Im Gegensatz zum Schnitzel sollte man meinen, dass sie auch flexibel verpackt werden können. Doch auf die Bitte, die Speise in eine Mehrwegverpackung zu füllen, reagiert das Personal eines Restaurants in der Innenstadt irritiert. „Wir haben nur unsere eigenen Verpackungen“, erklärt man uns.

Hier hat man scheinbar noch nichts von der Mehrwegpflicht gehört. Die Sushi-Rollen landen in der Plastikbox. Die Misosuppe wird immerhin in eine biologisch abbaubare Verpackung gefüllt.

Im nächsten Lokal, einem Kebab-Imbiss, bestellen wir eine Portion Pommes zum Mitnehmen. Wieder ernten wir auf die Frage nach einer Mehrwegverpackung fragende Blicke. Erklärungsversuche schlagen fehl, schließlich wird uns eine zusätzliche Kunststoffverpackung für zuhause angeboten. Auch hier scheint man die Novelle nicht zu kennen – oder von der Pflicht ausgenommen zu sein. (Lesen Sie auch: Personalnot in der Gastronomie wächst: „Branche braucht Neustart“)

Also setzen wir die Suche fort. In einem Restaurant, das Pasta und Salate zum Mitnehmen anbietet, weisen keine Schilder auf ein Mehrwegangebot hin. Auf Nachfrage wird uns erklärt, dass das Lokal weniger als fünf Angestellte beschäftigt und daher von der Pflicht entbunden sei. Dennoch wird uns angeboten, Speisen in selbst mitgebrachte Behältnisse zu füllen.

Mehrweggeschirr für Take-Away-Speisen: Angebot und Nachfrage in Fulda gering

Erfolg haben wir bei der heimischen Bäckereikette „Happ“, die bereits seit 2021 heiße Getränke gegen einen Euro Pfand in wiederverwendbare Becher füllt. Da es sich um Geschirr eines Poolsystems handelt, kann man den Becher bei mehreren Geschäften in der Stadt zurückgeben. Den Deckel gibt es optional für 1,30 Euro zu kaufen. Dieser wird nicht zurückgegeben, sondern bleibt Eigentum.

Fulda: Mehrwegangebotspflicht
Seit 1. Januar 2023 müssen Gastronomiebetriebe ab einer Größe von 80 Quadratmetern und mindestens fünf Angestellten Speisen und Getränke zum Mitnehmen auch in Mehrwegverpackungen anbieten. © Sophie Brosch

Was in der Theorie sinnvoll und unkompliziert scheint, findet in der Praxis kaum Anwendung. Nur sehr wenige Kunden der Bäckerei wählen die nachhaltigen Becher, wie Geschäftsführer Michael Happ bedauert. „Leider ist das Angebot nicht in den Köpfen der Kunden verankert.“ Und das, obwohl die Stadt Fulda bereits im Herbst 2021 eine Kampagne gestartet hatte, um das einheitliche Mehrwegpfandsystem zu bewerben und die hiesigen Gastronomiebetriebe beim Umstieg zu unterstützen. Mit „Fulda geht Mehrweg“ wollte die Stadt der zunehmenden Müllflut etwas entgegensetzen.

Auch an der Tür der „Heimat“ weist ein Schild auf die Ausgabe von Mehrweggeschirr hin. Inhaber Felix Wessling betont: „Wir legen Wert darauf, nachhaltig und wiederverwertbar zu arbeiten.“ Die Nachfrage vonseiten der Kunden halte sich jedoch auch hier in Grenzen. „Unser Fokus liegt allerdings auch nicht auf dem Außer-Haus-Geschäft“, erklärt Wessling. Seine Gäste ließen aber gerne ihre Reste in Mehrweg-Dosen verpacken.

Fulda: Mehrwegangebotspflicht wirft viele Fragen auf

Das Fazit unseres Experiments: In Fulda wird nach wie vor jeden Tag viel Abfall durch Essen zum Mitnehmen produziert. Nach Mehrwegangeboten muss man gezielt suchen. Das liegt zum einen an den zahlreichen Ausnahmen. Zum anderen scheinen einige Betriebe die Novelle noch nicht zu kennen.

Pflicht zum Mehrwegangebot
In der Fuldaer Innenstadt bieten aktuell nur wenige Restaurants Mehrweggeschirr zum Mitnehmen an. © Felix Kästle/dpa (Symbolbild)

Auch sichtbare Werbung für alternative Verpackungen ist in Fulda selten. Entsprechend unbekannt ist die Neuerung vermutlich auch vielen Kunden – was die Nachfrage schmälert.

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