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Von Ex-Freund in Hals gestochen: Opfer sagt vor Gericht aus - „Ich habe ihn geliebt“

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Von: Suria Reiche

Im Landgericht hat gestern eine weitere Verhandlung im Prozess wegen Verdachts der gefährlichen Körperverletzung stattgefunden.
Im Landgericht hat gestern eine weitere Verhandlung im Prozess wegen Verdachts der gefährlichen Körperverletzung stattgefunden. © Suria Reiche

Die 44-Jährige könne kein normales Leben mehr führen, seitdem ihr ehemaliger Lebensgefährte ihr ein Messer in den Hals gerammt habe. Das sagte das mutmaßliche Opfer vor dem Fuldaer Landgericht und schilderte, wie sich der Angriff abgespielt haben soll.

Fulda - „Ich hab’ es geschafft.“ Die Zeugin atmete erleichtert aus, als sie die Aussage hinter sich gebracht hatte. Dass diese ihr schwergefallen ist, war nicht zu übersehen. Die 44-Jährige atmete schwer und fasste sich immer wieder an den Hals, als sie von den Taten, die sich im vergangenen Jahr abgespielt haben sollen, berichtete.

Seitdem verlasse sie das Haus nicht mehr ohne Begleitung, sagte sie. Sie habe Schlafprobleme, bekomme manchmal schlecht Luft und trage ausschließlich Rollkragenpullover, damit niemand ihre Verletzung am Hals sieht.

Fulda: Messerangriff von Ex-Freund - Opfer: „Ich habe ihn geliebt“

Ihr ehemaliger Lebensgefährte soll sie mit einer 11,5 Zentimeter langen Klinge unvermittelt in den Hals und in die Brust gestochen haben. Sie habe gerade Feierabend gehabt, erzählte sie am Mittwoch vorm Landgericht in Fulda. In der Nähe des Herz-Jesu-Krankenhauses habe sie auf ihre Mutter gewartet, die sie abholen sollte. Und wie in der vergangenen Zeit so oft habe der Angeklagte ihr aufgelauert und sie bedroht.

Während die 44-Jährige das sagte, liefen ihr die Tränen über die Wangen. Einmal musste sie die Verhandlung deswegen unterbrechen. „Ich bin immer noch krankgeschrieben“, sagte sie dann. Ihren Job habe sie inzwischen verloren, weil sie der Arbeit in der Reinigungsfirma nicht nachkommen kann.

Warum ihr Ex-Freund sie im vergangenen Jahr angegriffen habe, könne sie sich nicht wirklich erklären. Sie und der Angeklagte, der am Mittwoch ebenfalls eine Aussage machte, erzählten von vielen Streitereien in der zweijährigen Beziehung.

Ex-Freundin mit Messer in Hals gestochen - Opfer „immer noch krankgeschrieben“

Sie seien beide eifersüchtig gewesen. Kennengelernt hatten sie sich über seine Ex-Freundin, die damals die beste Freundin des Opfers gewesen sei. Irgendwann hatten die beiden sich dann getrennt. Dennoch seien sie nach wie vor mit steter Regelmäßigkeit zusammen gewesen, auch sexuell.

„Ich habe ihn geliebt“, sagte die 44-Jährige unter Tränen. Ihr Ex-Partner sagte wiederum, dass der Grund für das Beziehungs-Aus unter anderem ihr Alkohol-Konsum gewesen sei. Während ihrer Aussage schaut er immer wieder zur Seite oder nach unten.

Fand der Angriff aus Panik statt?

Zur Zeit der Tat habe er wieder viel getrunken, wisse eigentlich gar nichts mehr von dem Moment, in dem er sie lebensgefährlich verletzt haben soll, nur, dass er plötzlich ein Messer in der Hand gehabt habe und sein Opfer stark geblutet habe.

Und dass er lediglich zu ihrer Arbeitsstelle gefahren sei, um den Namen des Mannes zu erfahren, der ihn laufend am Telefon bedrohe. Dieser sei ihr neuer Freund gewesen und habe ihm gegenüber Morddrohungen ausgesprochen.

Deswegen sei er in Panik gewesen und habe Angst gehabt. „Ich habe aber gar keinen Freund“, sagte die 44-Jährige mehrfach. Der Prozess wird morgen, 7. April, um 9.30 Uhr mit Zeugenaussagen fortgesetzt.

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