Staatsanwalt Andreas Hellmich fragte: „Aus reiner Neugier: Wie heißt das Café?“ Darauf wusste der Zeuge zunächst keine Antwort. Hellmich hakte nach: „Sie erzählen uns, Sie spielen da regelmäßig. Da müssen Sie doch wissen, wie das Café heißt, in dem Sie sich treffen.“ Wieder zögerte der 35-Jährige. „Da müsste ich nachfragen.“ Auf Nachfragen von Verteidiger Thomas Scherzberg gab der Zeuge an, erst unmittelbar vor dem Gerichtstermin erfahren zu haben, worum es überhaupt ging und dass seine beiden Freunde auch vor Gericht aussagen sollten – man habe sich zufällig auf dem Parkplatz getroffen.
„Ich glaube dem Zeugen kein Wort“, stellte Scherzberg fest, als dieser den Saal verlassen hatte. „Der behauptet hier, er wisse nicht, warum er hier sei und liefert uns dann ungefragt einen chronologischen Ablauf mit präziser Erinnerung an Details.“ (Lesen Sie auch: 53-Jähriger sticht Ex-Freundin in Hals: Warum die Verteidigung Freispruch fordert)
Die beiden anderen Zeugen berichteten daraufhin mal wortgleich dasselbe, mal widersprachen sie dem ersten Zeugen. So gaben beide an, dass man vorher zu dritt zusammengesessen und sich über den Gerichtstermin ausgetauscht habe. „Können Sie sich jetzt an dieses Treffen vor zwei Tagen erinnern?“ fragte der Vorsitzende Richter Josef Richter nun wieder den ersten Zeugen und ermahnte ihn mehrfach, die Wahrheit zu sagen. Der schwieg beinahe eine halbe Minute, bevor er antwortete: „Ich meine schon, ja.“ Der Richter hakte nach: „Wusste da einer von Ihnen, worum es heute gehen wird?“ Das verneinte der Zeuge zögernd. „Ihr Freund hat uns gerade eben aber noch was anderes erzählt“, sagte Scherzberg. „Der sagte, er wusste, dass es um den versuchten Totschlag geht.“ Das konnte sich der Zeuge nicht erklären.
Nach Vernehmen der drei Zeugen fiel das Urteil der Verteidigung eindeutig aus: „Dass die sich abgesprochen haben, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“ Der Prozess wird am 25. November fortgesetzt.