Als der 20-jährige Sohn und Zeuge den Gerichtssaal betritt, sackt die Angeklagte in sich zusammen. Der Sohn wünscht sich, dass seine Aussage unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorgenommen wird. Nachdem er wieder den Saal verlassen hat, äußert sich die Angeklagte zu den Vorwürfen. Als weiterer Zeuge wird ihr Ex-Freund angehört.
Wie schon in den polizeilichen Vernehmungen weist die 39-Jährige die Vorwürfe, die ihr Sohn erstmalig seinen Betreuern aus einem Wohnheim in Wetzlar gegenüber geäußert hat, von sich: „So eine Situation gab es niemals.“ Die gelernte Altenpflegerin berichtet nach einer Besprechung mit dem Anwalt von dem Zeitraum zwischen 2014 und 2017, auf den sich die Vorwürfe beziehen.
Sie habe nach der Trennung von ihrem gewalttätigen Ex-Mann die fünf Kinder in Obhut gegeben und ihr Sohn habe sie regelmäßig an den Wochenenden besucht. Dem Gericht zufolge schaltete sich damals das Jugendamt ein, weil die Mutter mit den fünf Kindern überfordert war. Die Angeklagte selbst spricht auch von Drogenkonsum, sie habe hin und wieder einen Joint geraucht und im vergangenen Jahr den Speed-Konsum eingestellt. Aufgrund ihres unsteten Lebens habe sie den Kontakt zu ihren fünf Kindern zur Zeit eingestellt.
Zwischen 2014 und 2017 habe sie mit ihrem Ex-Freund zusammen ein Haus in Petersberg gemietet, in dem der Sohn zu jeder Zeit ein eigenes Zimmer hatte. „Ich habe damals versucht, die Wochenenden so zu gestalten, wie er es gern wollte.“ Sie habe zu Anfang der Besuche nachts mit ihm einen Raum geteilt, er habe aber im Bett und sie auf der Couch geschlafen.
Auf den Hinweis der Staatsanwältin, dass die Betreuer die Angeklagte mal hätten sagen hören, ihr Sohn sei so hübsch, dass sie sich glatt in ihn verlieben könne, entgegnet die Angeklagte: „Ich finde alle meine Kinder hübsch – das sind doch meine Kinder.“ Auch der Umgang mit Nacktheit sei normal gewesen, sie habe ihm höchstens mal ein Handtuch ins Bad gereicht. Unbekleidet habe sie sich nie mit ihm im Bett befunden.
Der inzwischen 35-jährige Ex-Freund der Angeklagten sei von der Ladung zu dem Gerichtstermin überrascht gewesen. Er habe das Mutter-Sohn-Verhältnis immer als normal erlebt. „Sie kam mir vor wie eine liebevolle Mutter“, sagt der Altenpfleger. Der Sohn sei locker und offen gewesen und habe keine Verhaltensauffälligkeiten gezeigt. Er selbst habe keine den Vorwürfen entsprechenden Vorfälle erlebt. Der Sohn sagte unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. Am Montag wird die Verhandlung fortgesetzt.