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Krankenkassen weisen Kritik der Ärzte zurück - „Honorar wächst um 1,4 Milliarden“

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Von: Volker Nies

Mehr als 200 Menschen nahmen am Mittwoch an einer Protestveranstaltung der Haus- und Fachärzte teil.
Mehr als 200 Menschen nahmen am Mittwoch an einer Protestveranstaltung der Haus- und Fachärzte teil. Nun reagieren die Krankenkassen auf die Kritik. © Jonas Wenzel

Die Krankenkassen halten die am Mittwoch in Fulda geäußerte Kritik der Ärzte für unberechtigt. Die finanzielle Lage der Praxen sei viel besser als es die Ärzte darstellten.

Fulda/Berlin - „Im kommenden Jahr steigen die Honorare um insgesamt 1,4 Milliarden Euro, was rechnerisch für jeden Arzt und jede Ärztin 11.000 Euro mehr sind. Vor diesem Hintergrund haben wir kein Verständnis für die Protestaktionen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die zusätzlichen Arzthonorare aus den Portemonnaies der Beitragszahler finanziert werden“, erklärt Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbandes. Der Verband ist die zentrale Interessenvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland.

Fulda: Nach Protestaktionen - Krankenkassen weisen Kritik der Ärzte zurück

Am Mittwoch hat die Kassenärztliche Vereinigung Hessen erneut zu Protesten aufgerufen. Aus diesem Grund blieben zahlreiche Haus- und Facharztpraxen geschlossen. In Fulda nahmen mehr als 200 Menschen an einer Demonstration teil. Initiiert wurde diese vom Gesundheitsnetz Osthessen.

Lanz sagte, es sei eine Mär, dass Ärzte schlecht bezahlt werden. Ein Praxisbesitzer erhalte laut Statistischem Bundesamt pro Jahr im Durchschnitt weit über 200.000 Euro an Reinertrag, das entspreche bei Arbeitnehmern dem Brutto vor Steuern und Sozialabgaben. Bei Besitzern einer Radiologiepraxis seien es mehr als 400.000 Euro. Von 2015 bis 2019 sei der Jahresüberschuss pro Praxis von 190.000 auf 215.000 Euro gestiegen, die wöchentliche Arbeitszeit sei von 47,8 auf 46,4 Stunden gesunken.

Lanz verteidigt gegenüber unserer Zeitung auch die Streichung der Neupatientenregelung: „Die besondere finanzielle Förderung für Neupatienten wurde von der Politik eingeführt, damit sich hier der Zugang zu Leistungen für die Patienten verbessert. Seit der Einführung hat jedoch die Anzahl der Neupatienten stagniert; sie liegt seit 2018 (vor Einführung der Extra-Vergütung für Neupatienten) stabil zwischen 16 und 18 Prozent aller Behandlungsfälle“, sagt der Sprecher.

Video: Mehr als 200 Teilnehmer bei Ärzte-Demo in Fulda

Er berichtet: „Allein im zweiten Halbjahr 2021 wurde bei insgesamt 73 Millionen gesetzlich Versicherten bei 35 Millionen Behandlungsfällen das formale Kriterium ‚Neupatient‘ erfüllt und die gesetzlichen Krankenkassen haben entsprechend mehr vergütet. Für die Erfüllung des Kriteriums ‚Neupatient‘ genügt es allerdings, lediglich zwei Jahre nicht in dieser Arztpraxis gewesen zu sein. Das Gesetz macht das möglich. Verständlich, dass die Politik das jetzt ändern will.“

Da die Bonusregelung die Versorgung der und Patienten nicht verbessert habe, seit es folgerichtig, sie wieder zu streichen. „Dabei sollte nicht vergessen werden, dass auch dieses zusätzliche Geld für die Ärzteschaft von den Beitragszahlern der gesetzlichen Krankenkassen finanziert wird“, erinnert Lanz.

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