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In Zusammenarbeit mit Kommunen: Landkreis Fulda knüpft Wegenetz für Radverkehr

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Von: Andreas Ungermann

Radweg Welkers
Der Landkreis Fulda unterstützt die Kommunen – hier ein Weg bei Welkers – beim Radwegeausbau, um Lücken im Netz zu schließen, beispielsweise durch den Ausbau vorhandener Wirtschaftswege oder Teilneubauten. © Volker Nies

Im Tourismus sind Radreisen lange angekommen. Aber auch als Alltagsverkehrsmittel rückt das Fahrrad in den Fokus. Genau hier setzt der Landkreis Fulda mit seinem Radwegekonzept an.

Fulda - Gut drei Jahre liegt die Erstellung des Radwegekonzepts für den Landkreis Fulda zurück. Mit Übergaben von Förderbescheiden und symbolischen ersten Spatenstichen werden die Ergebnisse daraus nach und nach sichtbar. „Wir haben das Thema schon angefasst, bevor es zur großen Welle wurde“, sagt Landrat Bernd Woide (CDU). Klar sei, dass nicht erst mit Corona das Radfahren an Beliebtheit gewonnen hat.

Auch der E-Bike-Boom erfordere neue Ansätze in der Infrastruktur. Im Landkreis Fulda liegt der Fokus laut Woide in erster Linie nicht auf dem touristischen Radverkehr, auch wenn der etwa mit dem Milseburg-Radweg eine gute Basis bildet. Vielmehr richte die Kreisverwaltung ihren Blick auf den Alltags-Radverkehr – die Wege zur Arbeit, zum Einkaufen, zur Schule, zum Arzt- oder Kirchenbesuch. (Lesen Sie hier: Fehlt den Radfahrern die Lobby? Heftige Diskussion in Eiterfelder Gemeindevertretung)

Fulda: Netzwerk für Radwege - Landkreis arbeitet mit Kommunen an Konzept

Das Konzept basiert auf entsprechenden Analysen: etwa die potenziellen Pendlerbewegungen in der Region, die für den Arbeitsweg statt auf das Auto auch auf das Rad zurückgreifen können. Betrachtet wurden zudem Lücken im bestehenden Wegenetz oder auch Unfallschwerpunkte. Von März bis August 2019 reichten 950 Teilnehmende bei einer Online-Bürgerbeteiligung mehr als 1600 Meldungen ein, berichtet Dr. Jens-Philipp Keil, Regionalentwickler im Landratsamt.

Auch die Anregungen von Interessensverbänden seien in dem Radverkehrskonzept berücksichtigt worden, das mit dem Frankfurter Planungsbüro Radverkehr-Konzept ausgearbeitet und im März 2020 vorgelegt wurde. Immerhin 198 Vorhaben wurden damals identifiziert. „Aber manchmal wird durch eine Maßnahme erst deutlich, wo sich noch ein anderer Bedarf ergibt“, sagt Regionalentwickler Keil. Auf 220 Projekte ist die Liste mittlerweile angewachsen, „denn das Konzept ist dynamisch“. Aktuell, so sagt der Wirtschafts-Geograf, befassen sich 30 Arbeitsgruppen mit 37 konkreten Projekten daraus.

Das klinge erst einmal nicht nach einer großen Masse, aber der Eindruck täusche, betont der Landrat. „Das Radwegekonzept ist nämlich kein Vorhaben, das sich in drei, vier Jahren abarbeiten lässt. Das wird uns langfristig beschäftigen“, erklärt Woide. Derzeit läuft „eine Welle, in der Baurecht geschaffen wird“, erläutern Keil und Woide. Dabei tritt der Landkreis aber nicht als Baulastträger auf. Will heißen: „Wir koordinieren und knüpfen die Netzwerke“, beschreibt Keil die Rolle des Kreises. „Wir sind genau die Ebene, die das leisten kann“, sind er und Woide überzeugt.

Bund und Land, von wo für die Radwege die Fördergelder kommen, seien zu weit weg, um ein solches Konzept zu begleiten. Die Kommunen hingegen richten mitunter den Blick nur auf die eigenen Gemarkungen, nicht darüber hinaus. Genau da will der Landkreis ansetzen: die 23 Städte und Gemeinden an einen Tisch bringen, um Bedarfe zu ermitteln, Lücken zu definieren, daraus Projekte zu entwickeln und Fördergelder von Bund und Land zu generieren.

Video: Pop-up-Radwege: der Anfang einer mühsamen Verkehrswende

Die Zeit dafür sei gut. Im Schnitt seien 70 Prozent der Kosten förderfähig. Außerdem schießt der Landkreis einen Beitrag zu den nicht-gedeckten Kosten hinzu. Auf Anfrage der Kommunen zieht Landrat Woide in Erwägung, dem Kreisausschuss vorzuschlagen, die bislang gewährten 20 Prozent noch einmal aufzustocken. Immerhin eine Million Euro stehen für 2020, 2021 und 2022 jeweils im Kreis-Etat.

Bei aller Beratung und Koordination, die der Kreis bieten könne, sei es doch immer noch von Vorteil, auch mit Geld locken zu können, weiß Keil. Immerhin tritt der Kreis nur selten als Kostenträger auf – es sei denn, ein Radweg entlang einer Kreisstraße würde ausgebaut. Die Beschilderung für die Radverkehrsverbindungen ist der Landkreis indes bereits angegangen. (Lesen Sie auch: Bund fördert Radwege im Kreis Fulda mit 12,4 Millionen Euro)

Zu tun ist aber noch viel: Ein Ziel des Konzeptes ist es, Konflikte zwischen Radfahrern – in ihren unterschiedlichen Ausprägungen vom Alltags- bis zum Sportfahrer – und mit anderen Verkehrsteilnehmern auszuräumen. Und langfristig stehen der Ausbau von Ladeinfrastraktur, die Vernetzung mit dem Öffentlichen Nahverkehr und erweiterte sowie gezielte Abstellmöglichkeiten für Fahrräder auf der Agenda, sagen Woide und Keil.

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