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Fulda-Main-Leitung: Alternativ-Verlauf der Stromtrasse P43 könnte Heubach entlasten

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Die von Tennet geplante Fulda-Main-Leitung erhitzt in der Region die Gemüter. Der Infomarkt in Hünfeld bot allerdings wenig neue Informationen.
Eine Alternativ-Variante der Stromtrasse P43 würde das bayrische Motten beeinträchtigen, dafür das hessische Heubach entlasten. (Symbolbild) © Jens Büttner/dpa

Eine Alternativ-Variante der Stromtrasse P43 würde massiv das auf bayerischer Seite gelegene Motten beeinträchtigen, dafür das hessische Heubach entlasten. Stammt der Vorschlag dazu aus Hessen?

Region - Sie kam wie ein Phönix aus der Asche – die neue Korridorvariante B50 der geplanten Starkstromtrasse P43 bei Motten. Wer sie vorschlug, bleibt unklar. Klar ist: Während die Mammut-Leitung so näher an den bayerischen Ort heranrücken würde, wäre der Heubach auf hessischer Seite sie los.

Fulda: Neue Variante der Stromtrasse Fulda-Main könnte Heubach entlasten

„Von uns kam in dieser Richtung keine Intervention“, sagt Mark Bagus, Bürgermeister der Gemeinde Kalbach, zu der Heubach (Landkreis Fulda) gehört. Von wem der Vorschlag stamme, wisse auch er nicht. Leider habe sich der Übertragungsnetzbetreiber Tennet beim Infomarkt im November bedeckt gehalten.

Auf dem Infomarkt in Petersberg im Oktober vergangenen Jahres, hatte ein Unternehmenssprecher gegenüber unserer Zeitung erklärt, die Bundesnetzagentur habe aus dem laufenden Verfahren heraus dem Netzbetreiber Tennet im Untersuchungsrahmen neue Korridore ins Hausaufgabenheft geschrieben: jene Querspangen zwischen Ost- und Mittelkorridor sowie in Bayern eine neue Trassenvariante, die bei Schondra abzweigt und östlich von Bad Kissingen bis zur A71 führt.

Das Kalbacher Gemeindegebiet sei selbst durch zwei dieser plötzlich aufgetauchten „Querschläge“ vom Vorzugskorridor entlang der A7 zu westlich gelegenen möglichen Trassenführungen betroffen. Einer liege zwischen Uttrichshausen und Heubach, der andere weiter nördlich nahe der A66 bei Flieden.

Die Grafik zeigt die neue Korridorvariante (gelb markiert) der Starkstromtrasse bei Motten. © MGO

Dagegen hatte sich im Oktober Protest vor allem aus Uttrichshausen geregt, wo man durch die Autobahn schon über Gebühr belastet sei. Zudem sorgte man sich dort um Masten auf der Haube und darüber, dass die Leitung dort über den Flugplatz führen könne. „Topografie, Wohnbebauung, Naturschutzbelange und eben auch andere Belastungen – all das ist zu wenig in der Planung berücksichtigt“, hatte Ortsvorsteher Volker Röbig kritisiert.

Bagus könnte sich indes vorstellen, dass das Vorranggebiet für Windkraft „Am Steiger“ bei der Korridorvariante B50 eine Rolle gespielt haben könnte. Es liegt südlich von Heubach und westlich von Speicherz. Dort stehen nur Windrad-Stümpfe, die wahrscheinlich zurückgebaut und neu errichtet werden müssen. Doch Bagus glaubt, dass das Vorranggebiet später ausgedehnt wird. Eventuell kollidiere es dann mit einem möglichen Trassenverlauf an der A7.

Eine etwas andere Erklärung hat Jakob Euba aus Volkers. Das Mitglied der Bürgerinitiative „Sinntal gegen die Stromtrasse“ verweist darauf, dass auf bayerischer Seite geringere Mindestabstände für Stromtrassen herrschen als in Hessen. Der hessische Landesentwicklungsplan (LEP) hat Regelungen des Bundesbedarfsplans für dort aufgeführte Freileitungs-Projekte mit einer Spannung ab 220 Kilovolt übernommen – die P43 hat 380 Kilovolt.

Hessen: Weitere Anträge für Alternativkorridore Mitte/Ende 2024

Demnach gelten Mindestabstände von 200 Metern zu Wohnbebauung im Außenbereich und 400 Meter in Ortschaften. Deswegen verläuft der Vorzugskorridor von Tennet nicht mit der A7 mitten durch Uttrichshausen, sondern östlich daran vorbei. Mittlerweile spricht Tennet nicht mehr von Vorzugskorridoren. Habe der Gesetzgeber dies früher noch ausdrücklich gefordert, so dürfe davon nun nicht mehr die Rede sein – weil alle Varianten gleichberechtigt zu prüfen seien.

Im bayerischen LEP steht das nicht so klar geregelt. Die Abstandswerte seien Abwägungssache, heißt es aus dem Münchner Wirtschaftsministerium: „Eine Unterschreitung ist möglich, wenn es gewichtige Sachgründe dafür gibt.“

Ein Blick auf die Landkarte zeigt: Der Alternativkorridor B50 wäre eine direkte Verbindung zwischen dem Ostschwenk bei Uttrichshausen und der Vorzugstrasse bei Speicherz – aber um den Preis, dass die Stromtrasse auch dank schwammiger Abstandsregeln nah an die Orte auf bayerischer Seite heranrücken würde. Das gelte im Übrigen nicht nur für Motten und Speicherz, sondern im weiteren Verlauf auch für Volkers, Römershag und Schildeck. Mit der Einreichung der Anträge rechnet Tennet für Mitte/Ende 2024. (von Steffen Standke und Andreas Ungermann)

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