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Antonius-Stiftung startet neues Projekt „er:wachsen“

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Von: Suria Reiche

Tim Gottschalk pflanzte als Symbol für das neue Stiftungsprojekt mit Gerhard Möller (links), Martha Nuhn und Lioba Wingenfeld (rechts) ein Samenkorn, das nun wachsen soll.
Tim Gottschalk pflanzte als Symbol für das neue Stiftungsprojekt mit Gerhard Möller (links), Martha Nuhn und Lioba Wingenfeld (rechts) ein Samenkorn, das nun wachsen soll. © Arnulf Müller/antonius

Das neunte Stiftungsprojekt der St. Antonius-Stiftung soll wachsen und gedeihen, wie ein Samen, den man in die Erde steckt. Und so einer wurde auch als Symbol für den Start des Projekts „er:wachsen“ gepflanzt.

Haimbach - Tim Gottschalk lacht über das ganze Gesicht, wenn er nach seinem Praktikum in der Gärtnerei von antonius gefragt wird. Besonders viel Spaß hat ihm das Buddeln in der Erde gemacht – und eine selbstgepflanzte Kartoffel hat er auch schon geerntet. Eigentlich drückt der 18-Jährige noch die Schulbank in der Startbahn-Schule von antonius in Fulda. Durch sein Praktikum in der Gärtnerei weiß er nun aber, was er später gern mal beruflich machen will: Gärtner sein.

Für Menschen wie ihn hat die St. Antonius-Stiftung das Projekt „er:wachsen“ ins Leben gerufen, das am Dienstag im Hofcafé am antonius Hof in Haimbach offiziell gestartet wurde. „Es geht um Menschen, die einen erhöhten Förderbedarf haben“, erklärt Projektleiterin Martha Nuhn.

Fulda: Antonius-Stiftung startet neues Projekt „er:wachsen“

Aufgrund von schweren Mehrfachbehinderungen haben sie auf dem Arbeitsmarkt bislang keine Chance. „Doch in ihnen steckt Potential“, so der Vorsitzende der Stiftung, Gerhard Möller. Dazu kommt, dass eine sinnstiftende Tätigkeit einen immensen Stellenwert im Leben hat. Sie eröffnet soziale Beziehungen, führt zu Anerkennung, stärkt das Selbstwertgefühl und entfaltet Potentiale. (Lesen Sie hier: Begehbarer Adventskalender: antonius eröffnet Adventsweg)

All das möchte die St. Antonius-Stiftung auch Menschen mit hohem Assistenz-Bedarf ermöglichen. Ein erster Schritt dorthin ist ein Gewächshaus, das am Ortsausgang von Haimbach – wenn alles klappt – schon bald gebaut wird. Das Gewächshaus soll Mitte 2023 fertig sein. So haben Tim Gottschalk und noch viele andere antonius-Bewohner mit grünem Daumen schon bald die Chance auf eine Arbeitsstelle, die nicht nur bereichernd, sondern auch nützlich ist – denn der Gemüseanbau unter Bio-Richtlinien ist ohnehin schon immer Teil des Konzeptes von antonius.

Ohne das Projekt hätten laut Nuhn zehn Prozent der Abgänger der Startbahn-Schule von antonius keine Chance auf einen Platz in der Arbeitswelt. Doch nun finden vorerst 15 von ihnen in der Gärtnerei einen Arbeitsplatz, bei dem man sich Zeit für sie nimmt und bei dem sie etwas machen können, was wichtig für die Gesellschaft ist.

Projekt

Die St. Antonius-Stiftung fördert seit 1998 Projekte von antonius, um die Start- und Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen nachhaltig zu verbessern. Zuletzt förderte sie unter dem Namen „Zukunft Frauenberg“ Kultur und Inklusion im Kloster Frauenberg. Das neunte Stiftungsprojekt trägt nun den Titel „er:wachsen“. Mit diesem Projekt setzt sich die Stiftung für Menschen ein, die aufgrund der Schwere ihrer Behinderung nicht am Arbeitsleben teilnehmen können. Symbol des neuen Stiftungsprojekts ist ein Samenkorn. Dieses symbolisiert unter anderem die Potentiale, die in jedem Menschen schlummern und sich mit dem richtigen Nährboden entfalten können.

Mittlerweile gibt es in der Startbahn-Schule eine „Grüne Klasse“, in der 16 Jugendliche mit großem Interesse an der Landwirtschaft sind. Kein Wunder, findet Nuhn, ist die Arbeit an der frischen Luft doch eine sehr „heilsame“, bei der verborgene Talente herausgekitzelt werden können.

Video: Begehbarer Adventskalender: antonius eröffnet Adventsweg

Das neue Stiftungsprojekt stößt aber nicht nur bei ihr auf Begeisterung: Bei der Auftaktveranstaltung im Hofcafé bekannte sich auch Stiftungsmitglied Lioba Wingenfeld als Fan davon: „Ich brenne quasi schon jetzt für das Projekt.“

Auch antonius-Seelsorger Pater Thomas bezeichnete das Projekt genau wie Stiftungsratsvorsitzender Rainer Sippel als „besonderes Pflänzchen“, für das am Dienstag der Samen gepflanzt wurde. Und dieses soll auf dem „echten Arbeitsmarkt“ wachsen und nicht abgeschirmt davon. Damit das gelingt, hoffen die Mitglieder der Stiftung auf die Beteiligung von Fuldas Arbeitgebern.

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