Nierenzentrum in Fulda auf der Kippe - Stadtpolitiker beschließen Resolution einstimmig

Wenn es nach den Krankenkassen in Hessen geht, dann soll das Nierentransplantationszentrum am Klinikum Fulda wegen offenbar zu niedriger Operationszahlen geschlossen werden. Die Stadtverordneten beschlossen eine Resolution.
Fulda - Mit einem einstimmigen Beschluss – bei einer Stimmenthaltung durch den Vertreter der Gruppierung Bürger für Osthessen – machten die Stadtverordneten in Fulda am Montagabend (27. März( deutlich, dass sie hinter dem Klinikum und dem Nierentransplantationszentrum stehen.
Am 23. März hatte die Fuldaer Zeitung berichtet, dass die Krankenkassen in Hessen die Schließung des Nierentransplantationszentrums in Fulda wollen. Sie verweigern die Zustimmung zur Weiterführung des Zentrums. Das Klinikum wehrt sich juristisch.
Fulda: Nierenzentrum am Klinikum auf der Kippe - Resolution einstimmig beschlossen
Die Initiative zur Resolution hatte die CDU ergriffen, der Beschlusstext war im Vorfeld mit den Fraktionen von FDP, CWE, Grüne und SPD/Volt abgestimmt worden. Die Mandatsträger fordern nun zum einen Kai Klose, Minister für Soziales und Integration (Grüne), dazu auf, mit den Landesverbänden der Kranken- und Ersatzkassen zu verhandeln.
Zum anderen halten sie eben diese dazu an, die Fortführung des Zentrums „zumindest für das Kalenderjahr 2023“ weiter zu ermöglichen. Die Entscheidung der Kostenträger sei für den Standort Fulda, die gesamte Region Osthessen sowie für das gesamtgesellschaftliche Ziel, die Organspende zu fördern, „mehr als bedauerlich“.
„Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass der Bundesgesundheitsminister jüngst eine erneute gesetzgeberische Initiative angekündigt hat, um die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung deutlich zu erhöhen“, heißt es in der Resolution.
Zwar sei die vom Gemeinsamen Bundesausschuss geforderte Mindestmenge an Transplantationen tatsächlich meist knapp verfehlt worden. Allerdings wird in dem Beschluss auf die mit dem Klinikum Kassel vor einigen Jahren vereinbarte Kooperation verwiesen, die gut angelaufen sei, aber während der Corona-Pandemie nicht weiter realisiert werden konnte.
Wenn das Nierentransplantationszentrum schließt, dann gehen auch die Expertise und das große Wissen am Klinikum für immer verloren.
Im Verlauf dieses Jahres könnte die Zusammenarbeit aber zu einer deutlichen Zunahme von Transplantationen führen, erklären die Stadtverordneten. Das Zentrum am einzigen Maximalversorger in Osthessen habe eine große Bedeutung für die Region sowie für die weitere Entwicklung des Klinikums.
Die Resolution, die von der CDU-Fraktionsvorsitzenden Patricia Fehrmann verlesen wurde, verweist auch auf die Kooperation mit der Universität Marburg, die dazu dienen solle, angehende Medizinerinnen und Mediziner für den Einsatz in verschiedensten Fachbereichen zu qualifizieren. Die Transplantationsmedizin gehöre zwingend dazu.
Sollten in Fulda keine Transplantationen mehr durchgeführt werden, müssten Patienten deutlich längere Wege in Kauf nehmen, da die nächsten Zentren circa 100 Kilometer entfernt liegen. Dies bringe große Probleme auch im Anschluss an die Transplantation mit sich, beispielsweise bei der Wahrnehmung der erforderlichen regelmäßigen Kontrolltermine.
Fulda: Stadtpolitiker überzeugt von Qualität der Nieren-Transplantationen im Klinikum
„Die Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung wäre für die Region Ost-/Nordhessen aus unserer Sicht nicht mehr gewährleistet“, so lautet die Befürchtung. Zudem zeigten sich die Stadtpolitiker davon überzeugt, dass die Qualität der Nieren-Transplantationen im Klinikum „überdurchschnittlich gut“ sei.
Sowohl Jonathan Wulff, Vorsitzender der SPD/Volt-Fraktion, als auch Dr. Ralf Schneider (Grüne) machten ihre Unterstützung für das Nierenzentrum deutlich. Schneider, selbst Arzt, stellte klar: „Wenn das Nierentransplantationszentrum schließt, dann gehen auch die Expertise und das große Wissen am Klinikum für immer verloren.“
Zustimmung gab es auch vonseiten Ute Riebold (Die Partei), die anregte, auch die Landtagsabgeordneten mit ins Boot zu holen, sowie ausdrücklich auch von Pierre Lamely (AfD), der allerdings bemängelte, dass seine Fraktion vorab nicht ebenfalls kontaktiert wurde.