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Rechte Bombendrohungen: In NSU-Akten führen Spuren auch nach Fulda

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Von: Volker Nies

Welche Erkenntnisse hatte Hessens Verfassungsschutz 2012 über den Rechtsextremismus? Auf diese Frage antworten die so genannten NSU-Akten, die seit dem Wochenende öffentlich sind. Spuren führen auch nach Fulda.

Fulda - Vor mehr als zehn Jahren, am Samstag, 14. Januar 2012, gingen in den Geschäftsstellen der SPD und von Bündnis90/Die Grünen in Fulda je eine E-Mail ein. Darin wurde mit der Explosion einer Bombe gedroht. Absender der E-Mail war laut Verfassungsschutz der „Nationale Widerstand Fulda“. Weitere Erkenntnisse zu der Gruppe oder zum Sachverhalt hatte die Sicherheitsbehörde nicht.

Fulda: NSU-Akten veröffentlicht - Bombendrohungen gegen SPD und Grüne

Das ist vermutlich schon der spannendste Eintrag in den jetzt veröffentlichten, so genannten „NSU-Akten“. Die Gruppe NSU („Nationalsozialistischer Untergrund“) zog über Jahre durch die Bundesrepublik und ermordete zehn Menschen. Am Wochenende haben die Plattform „Frag den Staat“ und das ZDF Magazin Royale von Jan Böhmermann hessische NSU-Akten veröffentlicht, die als geheim eingestuft sind.

Bei den NSU-Akten handelt es sich um zwei Berichte des Landesamts für Verfassungsschutz (LfV), in denen er seine Arbeit in Sachen Rechtsextremismus erläutert. Die Berichte hatte 2012 der damalige Innenminister Boris Rhein (CDU), jetzt hessicher Ministerpräsident, beauftragt. Er wollte wissen, was der Verfassungsschutz von 1992 bis 2012 über Rechtsextremisten und das NSU-Trio zusammengetragen hatte. (Lesen Sie auch: Audienz der Königinnen bei Rhein: Ministerpräsident empfängt „Hoheiten und Majestäten“)

In dem jetzt veröffentlichten Verzeichnis wird knapp beschrieben, mit welchen Themen sich Akten befassen. Der Bericht über die Bombendrohung gegen die SPD und die Grünen in Fulda ist in einer Akte enthalten, die die Behörde „Neonazistische Aktivitäten in Osthessen (Landkreis Fulda, Landkreis Hersfeld-Rotenburg, Werra-Meißner-Kreis)“ nannte.

Jan Böhmermann veröffentlicht geheime NSU-Akten aus Hessen

In einem weiteren Vermerk in den 173 veröffentlichten Seiten heißt es, ein Rechtsextremist, dessen Name in der Veröffentlichung geschwärzt ist, habe am 28. Oktober 1991 durch das Landratsamt Fulda eine Waffenbesitzkarte erhalten und nach einer Polizeiauskunft vom 12. Oktober 2009 noch immer besessen. Diese Information wird in den Akten an zwei unterschiedlichen Stellen weitergegeben.

NSU-Akten veröffentlicht: Böhmermann gibt die Verfassungsschutzakten frei.
NSU-Akten veröffentlicht: Böhmermann gibt die Verfassungsschutzakten frei. (Archivbild) © Fredrik Von Erichsen/dpa

Schließlich findet sich in der Darstellung ein kurzer Hinweis auf ein Kreismitgliedertreffen des NPD-Kreisverbands Fulda am 20. August 2000 im Fuldaer Stadtteil Ziegel. Dabei sei ein Mitglied aufgetreten, das mit einem Hakenkreuz tätowiert war. Der Bericht ist im Internet nachlesbar.

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