Oranier-Ausstellung in Fulda kostete fast halbe Million Euro - Erfolg oder teurer Fehlschlag?

Mit mindestens 20.000 Besuchern hatte die Stadt Fulda gerechnet. Am Ende sahen nicht mal halb so viele die Oranier-Ausstellung im Stadtschloss. Über das Einnahme-Defizit in Höhe von 350.000 Euro diskutierten die Stadtverordneten. OB Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) brachte für die Kritik kein Verständnis auf.
Fulda - Rund 9350 Personen haben die Ausstellung „Design & Dynastie. 250 Jahre Hofleben Oranien-Nassau“ im Stadtschloss Fulda besucht – das ist eine Zahl, mit der sich die Stadt in ihrer Bilanz zufrieden zeigte, die aber unter den ursprünglichen Erwartungen liegt.
Darauf wies nun Grünen-Fraktionsvorsitzende Silvia Brünnel in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung hin. Angesichts der angepeilten 20.000 bis 30.000 Besucher und der „beträchtlichen Kosten“ wollte die Stadtverordnete die Gründe wissen – und welche Konsequenzen die Stadt daraus für künftige Sommerausstellungen zieht.
In den folgenden zwölf Minuten erklärte Oberbürgermeister und Kulturdezernent Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) ausschweifend, warum die zehnwöchige Ausstellung für die Stadt ein großartiger Gewinn gewesen sei: „Es war die erfolgreichste Sonderausstellung der vergangenen Jahrzehnte in Fulda mit einer einzigartigen überregionalen Wahrnehmung.“
Nicht nur deutschlandweit, auch international habe die Oranier-Schau in Fulda ein „breites positives Medienecho“ erfahren. Immerhin sei ein Drittel der Besucher aus den Niederlanden gekommen, ein weiteres Drittel aus dem gesamten Bundesgebiet (lesen Sie auch hier: Museum für moderne Kunst in Fulda eingeweiht - Villa Franz Erhard Walther eröffnet).
Die Ausstellung habe dadurch für Fulda mittel- und langfristig neue und vielfältige Perspektiven geschaffen sowie „unser Image als weltoffene Kulturstadt gestärkt sowie ganz neue Besuchergruppen für unsere Stadt erschlossen“ (lesen Sie auch hier: „Oranje boven!“ - Ausstellung „Design & Dynastie“ gibt tiefe Einblicke ins niederländische Königshaus).
Den Gesamtkosten in Höhe von etwa 450.000 Euro stünden Einnahmen von circa 100.000 Euro gegenüber. Zusätzlich seien weitere 1800 Euro durch verkaufte Literatur erwirtschaftet worden. „Sonderausstellungen mit überregionalem Anspruch kosten natürlich Geld“, machte der OB klar.
Heiko Wingenfeld nutzte die Gelegenheit, eine Forderung ans Land auszusprechen: „Unser Bestreben ist es, eine kulturelle Förderung aus Wiesbaden zu erhalten, die andere Städte wie Bad Hersfeld in viel höherem Maße bekommen.“ Die Besucherzahlen erklärte sich der OB unter anderem damit, dass Fulda und das Stadtschloss als „Aussteller-Location“ bisher noch nicht in Erscheinung getreten seien.
Dieser Grund sowie das ungewöhnlich heiße Wetter in diesem Sommer und die gleichzeitig stattfindende Documenta inKassel hätten dazu geführt, dass die Besucherzahlen von einem niedrigen Niveau aus gestartet seien. Sie hätten dann aber von Woche zu Woche überproportional zugenommen.
Das Fazit von Wingenfeld: „Als Oberbürgermeister und Kulturdezernent sehe ich die Erfahrungen mit der Sonderausstellung ,Design & Dynastie‘ als Ermutigung, künftig regelmäßige Ausstellungen mit überregionaler Strahlkraft anzubieten.“ Hier könnten neben dem Vonderau Museum das Stadtschloss, das Kerber-Areal und insbesondere die neu eröffnete Villa Franz-Erhard Walther eine Rolle spielen.
Silvia Brünnel machte klar, dass auch die Grünen Kulturveranstaltungen in der Stadt unterstützen. Man dürfe aber angesichts des enormen Einnahmendefizits von 350.000 Euro durchaus fragen, ob die vorab gesteckten Ziele tatsächlich erfüllt wurden, ob die Ausstellung auch die Fuldaer Bürger überhaupt erreicht habe und ob bei künftigen Ausstellungskonzepten nachgesteuert werden muss.
In die Diskussion schaltete sich unter anderem auch Robert Vey von der SPD ein, der auf sämtliche Kulturtermine in der Stadt blickte und darüber sinnierte, ob mit Konzerten, Ausstellungen und Festen nicht zu viel Kultur im Sommer in Fulda stattgefunden habe. Denn die Eintrittsgelder könnten sich gar nicht alle Fuldaer leisten.
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„Im nächsten Jahr müssen wir das mit mehr Augenmaß betreiben. Und wir bräuchten das Geld für andere Sachen wie Sozialpolitik.“ Ein Übermaß von Kultur in Fulda wies der OB von sich und erinnerte, dass es während der Corona-Pandemie gar keine Veranstaltungen gegeben hatte, „die wir uns alle händeringend gewünscht hätten, um auch die Innenstadt zu beleben“.
Denn diese seien auch wichtig für das Wirtschaftsleben in der Stadt. Überdies müssten immer wieder auch mal unterschiedliche Formate ausprobiert werden, sagte Wingenfeld: „Das heißt natürlich nicht, dass wir nicht auch immer besser werden können.“ (lesen Sie auch hier: „Bares für Rares“: Bild von Max Liebermann in ZDF-Trödelshow verkauft - „Name wie ein Donnerhall“).