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Verwirrung um Strom- und Gaspreisbremse: Tausende Anrufe bei der RhönEnergie

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Von: Norman Zellmer

Die im vergangenen Herbst beschlossenen Preisbremsen für Gas, Strom und Fernwärme werden bei den osthessischen Verbrauchern in den kommenden Wochen ankommen. Das erklärt die Unternehmensführung der RhönEnergie. Kunden müssten sich um nichts kümmern.

Fulda - Der Andrang ist ungebrochen, die Telefonleitungen sind zeitweise überlastet, sodass kaum ein Durchkommen bei den bis zu 30 zuständigen Mitarbeitern des Energieversorgers ist. „Wir registrieren bis zu 5000 Anrufversuche pro Tag“, berichtete Martin Heun, Sprecher der Geschäftsführung der RhönEnergie Fulda, am Freitag während einer Pressekonferenz zur Energiewirtschaft. Die Kritik, das Unternehmen sei telefonisch schlecht erreichbar, nimmt er an. „Die Erreichbarkeit ist unbefriedigend.“ Dies sei auf die Vielzahl der Anfragen in den letzten Monaten zurückzuführen.

Strom- und Gaspreisbremse: Was Verbraucher beachten müssen

Viele Kunden wollten wissen, wie es sich mit der Preisbremse verhält, die Bundestag Bundesrat im vergangenen Dezember auf den Weg gebracht hatten. Wie Klaus Moll, Leiter Energiewirtschaft bei der RhönEnergie, am Freitag erklärte, gehe es bei der RhönEnergie um rund 20.000 Verträge mit einem Anspruch auf finanzielle Entlastung durch die Preisbremse – ein Großteil seien Gaskunden.

Allerdings sei nur ein Bruchteil der Verträge entlastungsfähig, so Moll. Der Grund: Die meisten Kunden zahlten Preise, die unterhalb der Preisbremse lägen und hätten daher keinen Anspruch auf die staatliche Entlastung. Die RhönEnergie Fulda gehört laut einem Vergleich von Verivox im Januar zu den günstigsten Anbietern in Deutschland.

„Oft wird eine höhere Entlastung von den Kunden erwartet“, resümierte der Energieexperte. Mit Verweis auf einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden Erdgas sprach Moll von einer Entlastung von 300 Euro im Jahr.

Diese solle „zeitnah“ erfolgen, so Moll. Geschäftsführer Martin Heun sprach von wenigen Wochen. Kunden müssten „nichts weiter tun“. Die RhönEnergie werde die Kunden automatisch per Brief informieren. Sie erhielten die Entlastung zwar rückwirkend zum 1. Januar 2023, nicht jedoch in Form eines Einmalbetrags ausgezahlt. Stattdessen werde die Ersparnis auf die zukünftigen Monatsabschläge umgelegt. „Kunden bekommen die Entlastung, die ihnen zustehen“, sagte Moll. Niemandem werde „etwas verlorengehen“. Hätten Wohnungsmieter keinen eigenen Gas- Strom- oder Fernwärmevertrag, reichten Vermieter die Entlastung mit der Nebenkostenabrechung an die Mieter weiter.

RhönEnergie kritisiert Preisbremsen: Entlastung geringer als erwartet

Zugleich kritisierte die RhönEnergie-Spitze die Bundespolitik und -regierung für deren jüngste Vorhaben und Pläne auf dem Energiemarkt und in der Energiewende. Energiewirtschaftsexperte Klaus Moll nannte die Gesetze zu den Preisbremsen „mit ganz heißer Nadel gestrickt“; ihre Auslegung sei „nicht eindeutig“; zudem würden sie durch neue Klarstellungen und Konkretisierungen ergänzt.

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Die Preisbremsen für Gas, Strom und Fernwärme werden bei den Verbrauchern in den kommenden Wochen ankommen. (Symbolfoto) © Sven Hoppe/dpa

Heun kritisierte, die Politik habe mit Blick auf die Entlastungen hohe Erwartungen bei Bürgern und Energiekunden geweckt; dabei seien diese „nicht so hoch“. „Realität und politische Zusagen passen nicht immer zusammen.“ Außerdem komme die angestoßene Diskussion um ein geplantes Verbot von Gas- und Ölheizungen in Neubauten „zur Unzeit“, zumal die Branche in der Energiekrise die Versorgungssicherheit gewährleisten wolle und solle. Hausbesitzern und Häuslebauern habe man „einen Bärendienst erwiesen“.

„Die Ankündigung des Wirtschaftsministeriums in Berlin war mehr als misslich.“ Es stehe zwar außer Zweifel, dass Energiebranche und Gesellschaft den Weg hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung beschreiten wollen und werden, die Politik müsse jedoch klarer kommunizieren und „Themen erst zu Ende denken, bevor sie redet“, so Heun.

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