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Abschied von der Queen: Zwei Frauen aus Fulda warten fast neun Stunden in der Schlange

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Von: Daniela Petersen

Hunderttausende Menschen haben Queen Elizabeth II. die letzte Ehre erwiesen und sind vor Trauerfeier und Beisetzung zum Sarg gepilgert. Auch zwei Frauen aus Fulda haben das getan.

London/Fulda - Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt: Als Elfriede Slabon aus Fulda-Rodges den London-Trip mit ihrer Tochter Nicole Jöckel gebucht hatte und diese Reise wegen der Corona-Pandemie ausfallen musste, da hatte sie nicht gedacht, dass der Ausweichtermin auf ein so denkwürdiges Wochenende fallen würde.

Abschied von Queen Elizabeth II.: Zwei Frauen aus Fulda warten in der Schlange

Die beiden waren in den vergangenen Tagen in London. Und als die Reiseleiterin ihnen zeigte, wo die Schlange von Menschen begann, die zum Sarg der Queen laufen wollten, zögerten sie nicht lange und stellten sich an. (Lesen Sie hier: Erinnerungsstück an Queen Elizabeth II. - Stadtarchiv Fulda verwahrt Buch aus dem Krönungsjahr)

„Wir waren die einzigen aus unserer Reisegruppe und auch sonst haben wir keine Deutschen in der Schlange kennengelernt“, sagt Elfriede Slabon. Das A und O für das Schlangestehen seien bestimmte Armbändchen gewesen: „Wir mussten uns die erst einmal besorgen und drei oder vier Stationen mit der U-Bahn fahren.“

Als sie sich dann anstellten, zeigte ein Schild, dass es ab da noch 14 Stunden dauern würde, ehe sie die Westminster Hall erreichen. „Aber wir dachten, das schaffen wir früher. Wir sind ja auch immer wieder vorwärts gekommen, haben gestanden, sind wieder gelaufen. Insgesamt waren wir an diesem Samstag fünfeinhalb Stunden in der Schlange“, sagt Slabon. Gegen 17 Uhr fuhr allerdings der Bus zurück zum Hotel. „Deshalb mussten wir die Schlange erst einmal verlassen.“ Und zwar bevor sie den Sarg der Queen zu Gesicht bekamen.

Elfriede Slabon (links) und ihre Tochter Nicole Jöckel haben sich in die Schlange eingereiht und von der Queen verabschiedet.
Elfriede Slabon (links) und ihre Tochter Nicole Jöckel haben sich in die Schlange eingereiht und von der Queen verabschiedet. © Privat

Und eigentlich wollten die beiden Frauen es dabei auch belassen, doch am nächsten Tag bot sich eine neue Möglichkeit. „Wir hatten zum Glück die Bändchen noch um und konnten uns genau dort wieder anstellen, wo wir am Vortag rausgegangen sind.“ Von dort aus waren es dann noch einmal drei Stunden Wartezeit.

Und dann kam der große Moment: „Wir mussten kurz vor der Westminster Hall alles abgeben: Essen, Getränke, offene Medizin. Und auch die Handys wurden ausgestellt. Wir sind daraufhin nacheinander eine Treppe hinunter gegangen und kamen schließlich links am Sarg vorbei.“ Es war eine Spanne von wenigen Minuten, die die zwei Frauen in der Westminster Hall verbrachten.

Einzigartiger Moment: Frauen aus Fulda verabschieden sich am Sarg von der Queen

Aber dieser Moment ist beiden lebhaft in Erinnerung: „Es war totenstill. Niemand hat gehustet. Man kann das kaum beschreiben. Es war so ergreifend“, sagt Slabon und ihre Tochter fügt an: „Wenn man da raus kommt, da spürt man das Adrenalin. Es war ein einzigartiges Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Und wir haben Ecken von London gesehen, die wir sonst nie besucht hätten.“

Beide sind sich einig, dass sich die lange Wartezeit gelohnt hat – obwohl sie dadurch einen Besuch in Windsor, der auf dem Programm stand, verpasst haben. „Windsor steht auch noch im nächsten Jahr“, sagt Slabon. Sie selbst war außerdem bereits fünfmal in London.

Die Bändchen waren das A und O. Dank ihnen durfte man die Schlange verlassen und sich später an gleicher Stelle wieder einreihen.
Die Bändchen waren das A und O. Dank ihnen konnten sich die Fuldaerinnen wieder in die Schlange einreihen. © privat

Eines haben die beiden aber verpasst: den Tag der Beerdigung am Montag: „Da saßen wir leider schon wieder im Bus und fuhren nach Hause.“

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