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Fulda will To-go-Müllflut mit Pfandsystem stoppen

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Von: Sabrina Mehler

Recup bietet deutschlandweit ein Pfandsystem für Gastronomie mit mittlerweile rund 8700 Ausgabestellen an.
Recup bietet deutschlandweit ein Pfandsystem für Gastronomie mit mittlerweile rund 8700 Ausgabestellen an. © dpa

Die Stadt Fulda will der zunehmenden Müll-Flut etwas entgegensetzen und bietet Gastronomiebetrieben jetzt eine Unterstützung beim Umstieg auf das Mehrwegpfandsystem „Recup“ an. Achtlos weggeworfene Pappbecher sollen bald der Vergangenheit angehören.

Fulda - In diesem Sommer wurden die Probleme in Fulda wieder sichtbar: Gleichgültig weggeworfene Pizza-Schachteln stapelten sich an einschlägigen Plätzen der Innenstadt ebenso wie Kaffeebecher aus Pappe und Kunststoff, die sich Spaziergänger als „Coffee to go“ geholt hatten.

Solcherlei Verpackungen sind zwar bequem, belasten aber die Umwelt, weil sie schlecht recycelbar sind und immer wieder Parks und Plätze verschandeln. „Die Stadt leidet unter zunehmender Vermüllung“, bestätigte nun in einer Sitzung des Ausschusses für Bauwesen, Klimaschutz und Stadtplanung Stadtbaurat Daniel Schreiner (parteilos).

Fulda: Recup-Pfandsystem soll To-go-Müllflut in Fulda stoppen

Schreiner erklärte auch: „Mehr Mülleimer aufzustellen, reicht allein nicht: Man muss an den Kern des Problems ran.“ Eine Lösung für dieses könnten nachhaltigere Alternativen für den Transportes seines Heißgetränks sein. Solche will die Stadt nun unterstützen und hat deshalb gemeinsam mit verschiedenen Bäckereibetrieben einen Lösungsweg erarbeitet.

Dieser sieht die Einführung und Förderung eines Mehrwegbecherpfandsystems vor. Die Unternehmen haben sich zusammengeschlossen und sich für das derzeit recht erfolgreiche Start-up-Unternehmen Recup aus München als Partner entschieden. Recup bietet deutschlandweit ein Pfandsystem für Gastronomie mit mittlerweile rund 8700 Ausgabestellen an.

Das Konzept: Die Kunden bestellen ihr To-go-Getränk im Recup-Becher statt im Einwegbecher und hinterlegen dafür ein Pfand. Der Becher kann wiederbenutzt werden und in der ganzen Republik bei allen Partnern zurückgegeben werden. Gegebenenfalls soll der Becher, der in Fulda ausgegeben wird, auch ein eigenes Design erhalten.

In Zahlen: Plastikmüll to go

2,8 Milliarden Einwegbecher werden pro Jahr in Deutschland verbraucht. Das entspricht umgerechnet .34 Becher im Jahr pro Kopf und .1,3 Milliarden Kunststoffdeckeln im Jahr. 60 Prozent sind kunststoffbeschichtete Papierbecher, 40 Prozent reine Kunststoffbecher.

8 Millionen Stadtmülleimer im Jahr würden allein die kunststoffbeschichteten Papierbecher füllen. Die Papierbecher im To-go-Sektor betragen bis zu 15 Prozent des Volumens der Abfalleimer im städtischen Bereich, das sind 400.000 Kubikmeter im Jahr. (Quelle: Umweltbundesamt/Statista.com)

Daniel Schreiner vergleicht das Konzept mit dem Euro, der zwar auch unterschiedliche Prägungen hat, aber EU-weit gilt. Die Stadt hat bereits Richtlinien erarbeitet, die einen finanziellen Zuschuss für die teilnehmenden Betriebe an dem Pfandsystem ermöglichen und als Starthilfe für die Umstellung auf Mehrweg dienen soll. Daneben wurde ein begleitendes Marketingpaket unter dem Label „Fulda Mehrweg“ ausgearbeitet. 

In der Ausschusssitzung fanden die Pläne für die flächendeckende Einführung des Pfandsystems bei den anderen Fraktionen Anklang: „Ich bin ganz verzückt“, sagte unter anderem Ute Riebold von der Fraktion Die Linke.Die Partei. Knut Heiland von den Grünen begrüßte das Vorhaben ebenfalls.

Video: Neues Gesetz: Bundestag sagt To-go-Müll den Kampf an

Heiland erinnerte aber daran, dass seine Fraktion bereits 2017 für eine ähnliche Kampagne geworben und einen Antrag gestellt hatte, der damals aber „im Sande verlaufen“ sei. Auch die SPD unterstützt das Konzept: In Zeiten eines geänderten gesellschaftlichen Verhaltens könne Recup dazu beitragen, die Auswirkungen der zunehmenden Vermüllung abzumildern, sagte Dr. Thomas Bobke.

Hintergrund: Mehrwegbecher

Mehrwegbecher, insbesondere solche ohne Einwegdeckel, sind Einwegbechern aus ökobilanzieller Sicht dann überlegen, wenn sie möglichst oft genutzt werden und somit möglichst oft Einwegbecher substituieren. In die Betrachtung müssen allerdings auch weitere Faktoren wie die Bechergröße, das eingesetzte Material oder die eingesetzte Materialmenge einfließen. Als Faustformel kann man sagen, dass Mehrwegbecher mehr als zehnmal, besser noch mehr als 25-mal genutzt werden sollten, um ihre ökologischen Vorteile voll ausspielen zu können.

Im Mai 2021 hat der Bundestag eine Novelle des Verpackungsgesetzes beschlossen. Wer sich demnach Essen oder Getränke zum Mitnehmen kauft, hat ab dem Jahr 2023 die Wahl: Restaurants, Bistros und Cafés müssen dann immer auch Mehrwegbehälter für den To-go-Kaffee und für Take-away-Essen anbieten. Das gilt dann EU-weit. Eine Ausnahme gibt es für kleine Betriebe. Die Mehrwegvariante darf nicht teurer sein als das Produkt in der Einwegverpackung. (Quelle: Bundesumweltministerium)

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