Rehe fressen Blumen auf Friedhof in Fulda - Stadt gibt Buttermilch-Tipp zur Abwehr

Beim Besuch der Gräber ihrer Angehörigen waren einige Friedhofsgänger in Fulda geschockt: Die Blüten auf den Gräbern wurden gestohlen. Doch das ist kein Fall für die Polizei. Die Diebe sind Rehe. In anderen Kommunen gibt es das Problem aktuell nicht.
Fulda - Vier bis sechs Rehe werden laut Johannes Heller, Pressesprecher der Stadt Fulda, aktuell regelmäßig auf dem Zentralfriedhof in Fulda gesichtet. Gejagt werden dürfen die Tiere nicht. „Denn bei einem Friedhof handelt es sich um einen befriedeten Bereich“, heißt es aus der Unteren Jagdbehörde beim Landkreis.
„Das heißt, dass Jagdhandlungen nicht ohne weitere Erlaubnis vorgenommen werden dürfen.“ Es habe Zeiten gegeben, in denen „vor allem die Wildkaninchen auf dem Hauptfriedhof eine Plage waren“, erläutert Dr. Rudolf Leinweber, der stellvertretende Vorsitzende des Landesjagdverbands.
Fulda: Rehe fressen Blumen auf Friedhof - Stadt gibt Buttermilch-Tipp zur Abwehr
Die Kaninchen-Population sei aber aufgrund von Tierseuchen zusammengebrochen. Um die Jagd in befriedeten Bereichen ausüben zu dürfen, muss eine waffenrechtliche Schießerlaubnis beantragt werden, die jeweils individuell geprüft werden muss. Leinweber sieht für die Jagd auf Rehwild daher keine Chancen.
„Rehwild wird mit der Kugel bejagt – und da wird niemand Grünes Licht für das Schießen geben, denn die Gefahr ist durch die angrenzenden Wege und das Risiko von Querschlägern zu hoch.“ Eine Anfrage bei anderen Kommunen ergibt, dass Fulda mit seinem Reh-Problem wohl gerade einen Sonderstatus hat.
Sowohl Tanns Bürgermeister Mario Dänner (parteilos) als auch Helmut Käsmann, der Sprecher der Stadt Hünfeld, betonen, es gebe keine Klagen über Blumen abfressende Rehe. Die Anlagen seien durchweg eingezäunt. Timo Zentgraf (parteilos), Verwaltungschef in Künzell, sagt, das Problem sei früher aktuell gewesen, inzwischen habe man aber den betroffenen Friedhof eingezäunt. Das habe sich bewehrt.
Rehe sind reine Pflanzenfresser. Sie ernähren sich überwiegend von Kräutern, Gräsern, Blättern, Trieben und Knospen. „Das Reh bevorzugt nährstoff- und energiereiche, nicht stark verholzte Pflanzenteile“, sagt Fuldas Pressesprecher Heller. Die Rehe hätten vor allem eine Vorliebe für frische Rosenblätter, Tulpen aber auch getrocknete Kranz-Beeren.
Angeblich mögen Rehe auch keine Rosenblüten, die zuvor mit Buttermilch eingesprüht wurden
Nicht zu schmecken scheinen ihnen Chrysanthemen, Narzissen, Astern, Dahlien und Hyazinthen. Umzäunungen seien sinnvoll, aber nicht immer zur Gänze möglich. „Beim Zentralfriedhof ist es zum Beispiel so, dass entlang des Krätzbachs kein Zaun existiert. Vermutlich queren die Rehe das kleine Gewässer und gelangen so regelmäßig auf den Friedhof“, erklärt Johannes Heller.
Aus Jäger-Sicht verweist Leinweber auch auf das Erfahrungswissen der Tiere: Wenn die gemerkt haben, dass an einem bestimmten Ort etwas zu holen ist, dann suchen sie ihn auch gerne regelmäßig auf.“ Zudem sei der Zentralfriedhof, auf dem ja täglich Beerdigungen stattfänden, daher auch ein Ort, an dem immer wieder frisches „Futter“ zu finden sei – auf einem kleinen Dorffriedhof sei das anders.
Wer kurzfristig seine Grabpflanzen schützen möchte, für den gibt es folgende Tipps: Ein Netz über den Blumen kann die Rehe am Blütenfressen hindern. Auch Blumen und Sträucher, die Rehe weniger mögen, könnten vorbeugen: „Hortensien statt Rosen, Lavendel statt Margeriten und Flieder- statt Himbeerbusch.“
Video: Reh, Wildschwein, Hund oder Katze - welche Tiere dürfen Jäger schießen?
Ein besonderer, etwas aufwendigerer Tipp: „Angeblich mögen Rehe auch keine Rosenblüten, die zuvor mit Buttermilch eingesprüht wurden“, sagt Heller. Diese Prozedur müsse allerdings regelmäßig wiederholt werden. Doch ist es sicher, dass nur Rehe am Werk waren oder schmecken die Grabpflanzen auch anderen Tieren?
„An der Art und Weise, wie beispielsweise Knospen angeknabbert werden, lässt sich leicht erkennen, welches Tier am Werk war“, sagt der Pressesprecher. Auch Friedhofsbesucher hätten kürzlich Rehe beim Fressen der Grabblumen beobachtet. Wildgänse, Wildkaninchen, Feldhasen oder gar Mäuse knabbern allerdings auch an den frischen Grabpflanzen.