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Probleme bei der Energiewende? Diese Hürden sieht der Chef der RhönEnergie

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Von: Volker Nies

Ökostrom
Das Jahr 2021 war „nicht gut“ für erneuerbare Energien, bilanziert der Chef der RhönEnergie, Martin Heun. © Julian Stratenschulte/dpa

Die Geschäftsführer der RhönEnergie Fulda sehen ihr Unternehmen gut durch das Corona-Jahr 2020 gekommen. Das erklärten Martin Heun und Dr. Arnt Meyer. Deutliche Worte gab es zum Fortgang der Enrgiewende.

Fulda - „Trotz erheblicher Turbulenzen sind wir insgesamt gut und glimpflich durch das Jahr gekommen“, bilanzierten die Geschäftsführer vor Vertretern des Landkreises und der Stadt Fulda sowie des Landkreises Hersfeld-Rotenburg.

Heun berichtete, dass die Umsätze der RhönEnergie-Gruppe gegenüber dem Vorjahr von 606,5 auf 626,2 Millionen Euro stiegen. Das Ergebnis vor Steuern sank von 18,6 auf 6,1 Millionen Euro – nicht zuletzt wegen einer Abschreibung von 8,5 Millionen Euro auf die Anteile am Windpark Borkum.

Fulda: Probleme bei Energiewende? Diese Hürden sieht die RhönEnergie

Die Bäder- und die Verkehrsbetriebe nahmen 2020 deutlich weniger ein, der Strom- und Gasabsatz stieg. Auch zum zweiten Corona-Jahr 2021 äußerten sich die Geschäftsführer: Im Bereich von Strom und Erdgas verzeichnet das Unternehmen einen erfreulichen Kunden- und Mengenzuwachs. Die Umsatzerlöse der Verkehrsbetriebe und der Bädersparte liegen pandemiebedingt auch im laufenden Jahr unter Plan. 

In den vergangenen Wochen sind die Energiepreise stark gestiegen. Vor diesem Hintergrund hatten viele Kunden deutliche Preissteigerungen für 2022 erwartet. Diese Befürchtungen konnte das Unternehmen Mitte November zerstreuen: Der Strompreis bleibt stabil und im Bereich Erdgas gibt es abgesehen von der sogenannten CO₂-Bepreisung nur für Kunden in der Grundversorgung eine moderate Anhebung.

Heun: 2021 war nicht gut für erneuerbare Energien

Heun erläuterte zudem, dass das Jahr 2021 generell nicht gut gewesen sei für erneuerbare Energien: Die Windräder produzierten 22 Prozent weniger Strom als im Vorjahr, die Fotovoltaikanlagen 12 bis 15 Prozent weniger.

Der von der Bundespolitik geplante Verzicht auf die Nutzung von Öl und Gas bei der Beheizung von Wohnungen 2045 werde die Stromnetze vor große Probleme stellen – nicht zuletzt auch deshalb, weil auch die meisten Autos in Zukunft mit Elektrizität angetrieben werden sollen. Zudem seien ältere Häuser für den Einsatz von Wärmepumpen weniger geeignet. Wirtschaftlich sinnvoller sei es, die vorhandenen Erdgasleitungen einzusetzen und darin Wasserstoff zu den Haushalten zu bringen. Schon heute lasse sich dem Erdgas Wasserstoff beimischen. Das werde von der Bundespolitk aber bisher kritisch gesehen.

Die Energiewende mache gewaltige Investitionen in die Stromnetze erforderlich. Der Staat wolle den Netzbetreibern jedoch nur eine sehr niedrige Verzinsung auf das Eigenkapital zugestehen. Damit lasse sich die Energiewende nicht meistern.

Video: So kann man Energie im Haushalt sparen

Der Sprecher der RhönEnergie-Geschäftsführung mahnte auch an, dass das Unternehmen weiterhin Fördermittel brauche, um Elektrobusse anzuschaffen. Aus eigenen Mitteln und ohne Zuschüsse könne es sich die RhönEnergie nicht leisten, mehr als die bereits jetzt vorhandenen sechs Elektrobusse anzuschaffen.

Ende Oktober 2021 hatte die RhönEnergie die E-Busse in Betrieb genommen. Damit können im Stadtbusverkehr jährlich 370 Tonnen CO₂ eingespart werden. Im Frühherbst 2021 führte das Unternehmen zudem in Kooperation mit der Stadt Fulda unter dem Namen „share+go“ ein eCarSharing-Angebot ein.

An zwei Standorten stehen fünf Elektroautos zur Verfügung, die bedarfsweise online angemietet werden können. Neben den Ankermietern können so auch Bürger und Gäste der Stadt e-mobil und klimaschonend unterwegs sein. Das Angebot werde bereits rege gebucht, teilte die RhönEnergie mit.

Kommunaler Trägerausschuss

Der beratende Kommunale Trägerausschuss der RhönEnergie Fulda (KTA) zählt 25 Mitglieder. Stadt Fulda und Landkreis Fulda stellen jeweils 12 Mitglieder, der Landkreis Hersfeld-Rotenburg stellt eine Person. Die Mitglieder des KTA werden auf Vorschlag der kommunalen Gesellschafter berufen. Die Veranstaltung am 7. Dezember 2021 war eine konstituierende Sitzung, denn ein Großteil der Mitglieder wurde neu benannt.

Um der wegen der Bäderschließungen von Pädagogen befürchteten „Generation der Nichtschwimmer“ entgegenzuwirken, rief die RhönEnergie Fulda im Juni 2021 zusammen mit der DLRG außerdem die Aktion „swim4you“ ins Leben. In den vergangenen sechs Monaten hätten bereits über 400 Kinder an den Kursen teilgenommen und zu einem großen Teil das Schwimmabzeichen „Seepferdchen“ gemacht. 

Zu Beginn der Sitzung hatte das Gremium den CDU-Kreistagsabgeordneten Erhard Mörmel als Vorsitzenden bestätigt. Birgit Kömpel (SPD) wurde stellvertretende Vorsitzende. Die Sitzung fand als Teams-Videokonferenz statt.

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