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RhönEnergie sieht Umsetzung millionenschwerer Gaspreisbremse mit Sorge

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Von: Volker Nies

Viele Details der Gaspreisbremse sind noch nicht geklärt.
Viele Details der Gaspreisbremse sind noch nicht geklärt. © adobe.stock.com/Wolfilser

Viel höhere Einkaufspreise, ein extrem gestiegener Liquiditätsbedarf, eine Vielzahl – oft entgegengesetzter – staatlicher Eingriffe: Die RhönEnergie jetzt zu führen, ist nicht einfach. „Wir sind stark gefordert, aber gut gerüstet“, versichern Martin Heun und Dr. Arnt Meyer.

Fulda - Die beiden Geschäftsführer der RhönEnergie Fulda erklärten dem Haupt- und Finanzausschuss des Kreistags, wo es auf den Energiemärkten derzeit brennt. Ihr jährlicher Bericht in dem Ausschuss hat Tradition. Doch so spannungsgeladen wie diesmal war ihr Einblick noch nie. „Dinge, für deren Organisation wir früher mehrere Monate Zeit hatten, müssen jetzt innerhalb von Tagen, manchmal von Stunden geregelt werden“, berichtete Heun.

Fulda: RhönEnergie sieht Umsetzung millionenschwerer Gaspreisbremse mit Sorge

Weil an den Energiebörsen jetzt mit viel größeren Beträgen als noch vor einem Jahr gehandelt wird, hat die RhönEnergie ihre Liquidität gestärkt und neue Darlehen über 30 Millionen Euro aufgenommen, erläuterte Meyer.

„Bei vielen Versorgern ist die Liquiditätssituation kritisch. Darüber hat die Fuldaer Zeitung berichtet. Wir stehen liquiditätstechnisch derzeit viel besser da als die Branche – auch deshalb, weil wir in den vergangenen Jahren unsere Verschuldung abgebaut haben“, berichtete Meyer.

Bei der von der Ampel versprochenen Gaspreisbremse hat Heun noch viele Fragen. Bei Gebäuden mit Gasheizung will der Staat die Abschlagzahlung im Dezember übernehmen. Für die RhönEnergie hieße das, dass sie Anfang Dezember eine Summe von 20 bis 30 Millionen Euro nicht von den Kunden, sondern vom Staat erhält. Doch wie das geschehen soll, ist noch unklar. Für die RhönEnergie und die anderen Versorger geht es dabei um sehr viel Geld.

„Die Zeit für die Umsetzung der derzeitig geplanten Entlastungen ist extrem knapp. Die Realisierung dieser Soforthilfe ist für alle Versorger extrem aufwendig, da komplexe IT-Systeme für die Abrechnung umprogrammiert werden müssen“, erklärte Heun. Vor allem müsse sicher sein, dass die Auszahlung des Erstattungsanspruches des Energieversorgers durch den Staat noch im November 2022 erfolgt.

Heun warnte: „Wir setzen die Liquidität unseres Unternehmens ein und müssen wissen, wie es bei der Auszahlung unseres Anspruches weitergeht. Wir haben Sorge, dass dies nicht rechtzeitig erfolgen kann, weil die operativen Voraussetzungen aktuell noch nicht geschaffen wurden: So fehlt es an dem vom Ministerium zu bestimmenden Beauftragten. Auch die technischen Voraussetzungen für das Antragsverfahren existieren noch nicht.“

Video: Gaspreisbremse: Wie viel sparen Verbraucher wirklich?

Der Lichtblick in Heuns und Meyers Schilderungen bestand in dem Rückblick auf das vergangene Jahr. „Das operative Ergebnis war sehr befriedigend. Dank unserer langfristigen Beschaffungsstrategie lag der Gewinn deutlich über dem Plan“, sagte Meyer. Der Umsatz lag bei 615,4 Millionen Euro – statt geplanter 509,9 Millionen Euro –, das Ergebnis vor Steuern bei 20,4 Millionen Euro – statt geplanter 12,9 Millionen Euro. Der Landkreis erhält daraus eine Ausschüttung von 6,64 Millionen Euro. An die Stadt Fulda werden 849.000 Euro ausgeschüttet. Obwohl Kreis und Stadt den gleichen Anteil an der RhönEnergie besitzen, bekommt die Stadt eine geringere Ausschüttung, weil der Versorger für die Stadt die Verluste des Bäderbetriebs und des Busverkehrs trägt.

Wenig Freude hatte das Unternehmen an seinen Kraftwerksbeteiligungen. Das Kohlekraftwerk in Lünen hatte Probleme mit dem Ersatz der Kohle, die bisher aus Russland kam. Das Niedrigwasser verursachte hohe Kosten, weil die Kohle mit Lkw statt wie sonst mit Lastkähnen herangeschafft werden musste. Auch ein Trafobrand und ein Produktionsstopp für eine Revision kosteten Geld. Bei dem Gaskraftwerk in Hamm müssen die Eigentümer, darunter die RhönEnergie, schon verkaufte Strommengen zurückkaufen. Der Windpark in Borken litt unter der Windflaute. Bei den wegen des Preisniveaus dennoch hohen Wind-Einnahmen ist unklar, ob der Staat etwas abschöpft.

Welche Gewinne das Unternehmen in diesem Jahr erwirtschaftet, sei extrem unsicher, sagte Heun. Allein im April musste die RhönEnergie drei Million Euro drauflegen, weil der Monat überraschend kalt war, sie Gas nachkaufen und dafür sehr hohe Preise bezahlen musste. Wie entwickeln sich die Preise für die RhönEnergie-Kunden 2023? Das will das Unternehmen im Laufe der nächsten Woche mitteilen.

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