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Dürre-Sommer: RhönEnergie mahnt zum Wassersparen - Gemeinden planen neue Brunnen

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Von: Andreas Ungermann

Den Rasen zu sprengen, bezeichnet die RhönEnergie in Zeiten der Wasserknappheit als „falsches Signal“.
Den Rasen zu sprengen, bezeichnet die RhönEnergie in Zeiten der Wasserknappheit als „falsches Signal“. © Martin Gerten/dpa

Der Landkreis Fulda und der Vogelsbergkreis haben aufgrund des trockenen Sommers bereits ein Wasserentnahmeverbot verhängt. Die RhönEnergie warnt vor Wasserverschwendung, und die Kommunen wollen sich langfristig für eine sichere Versorgung rüsten.

Region - „Der Sommer 2022 ist auf dem besten Weg, einer der wärmsten und vor allen Dingen trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnung zu werden“, hatte Diplom-Meteorologe Dominik Jung in der vergangenen Woche erklärt. Die geringen Niederschläge – auch in den kälteren Jahreszeiten – hinterlassen ihre Spuren im Grundwasserpegel, der sich seit Jahren kaum erholen kann.

Fulda: RhönEnergie mahnt zum Wassersparen - Neue Brunnen nötig?

„Die Grundwasserpegel gehen hessenweit, aber auch in unserer Region etwas zurück, insbesondere, da in den vergangenen Jahren die Niederschläge in den Winterhalbjahren weniger ergiebig waren“, erklärt die Pressestelle der RhönEnergie Fulda auf Nachfrage. Das Grundwasser benötige eigentlich immer wieder mehrtägigen Landregen, vor allem in der kalten Jahreszeit, also mindestens mehrere richtig feuchte Winter. Von kurzfristigen Regenschauern erholten sich die Pegel nicht.

„Diese Regengüsse sind natürlich gut für die Vegetation und reduzieren etwas den privaten Verbrauch, zum Beispiel bei der Gartenbewässerung, das können wir feststellen“, heißt es seitens der RhönEnergie.

Derzeit lägen die Trinkwasserförderung und der Verbrauch im Netz im Sommerdurchschnitt. Förderspitzen wie etwa im Dürrejahr 2018 seien nicht zu verzeichnen. „Wir suchen nicht aktiv nach neuen Brunnen, unsere Trinkwasserversorgung ist aktuell gesichert“, erklärt das Unternehmen, das darauf hinweist, dass zum Beispiel Sportplatzbewässerungen, die Poolbefüllung, Rasensprengen oder privates Autowaschen „derzeit das falsche Signal“ seien. Zuletzt hatte der Main-Kinzig-Kreis zum Wassersparen appelliert.

Die Gemeinde Poppenhausen indes hat sich bereits auf die Suche nach einem neuen Tiefbrunnen gemacht, um den bestehenden am „Alten Weiher“ zu entlasten. Mit einem zweiten Tiefbrunnen wolle die Gemeinde einen Beitrag zur Daseinsvorsorge leisten und unabhängiger werden – zumal Oberflächenquellen schnell zur Neige gingen.

„Derzeit suchen wir einen zweiten geologischen Standort“, bestätigt Bürgermeister Manfred Helfrich (CDU). Die Kommune habe bereits ein Fachbüro gefunden, mit dem aktuell an Vorschlägen für Bohrbrunnen gearbeitet werde. Noch im Herbst oder dann im Frühjahr hofft Helfrich auf die ersten Probebohrungen. Diese werden mit einem Durchmesser von zehn Zentimetern 70 bis 100 Meter in die Tiefe getrieben, um zu eruieren, welche Wasserqualität vorzufinden ist. Genauere Ergebnisse soll dann eine Aufweitbohrung liefern, erläutert Helfrich.

Wasserabfluss

Von einem Problem, das im Vogelsbergkreis für Unmut sorgt, ist die RhönEnergie Fulda nicht betroffen, nämlich der des Wasserabflusses in die Metropolregion Rhein-Main. „Unser Trinkwasser bleibt in der Region“, stellt die RhönEnergie fest. Anders verhält sich dies im Hohen Vogelsberg. Dort beklagt die Schutzgemeinschaft Vogelsberg einen „Grundwasserraubbau“ und kämpft für eine „umweltschonende Grundwassergewinnung“. Größter Kritikpunkt ist der Wasserverkauf in das Rhein-Main-Gebiet, wohin eine knapp 70 Kilometer lange Leitung führt.

Menschen und Natur im Vogelsberg aber bezahlten für den Wasserverbrauch in der Metropolregion, so die Kritik. So beklagen die Vogelsberger unter anderem, dass in Frankfurt die Stadtbäume mit ihrem Wasser gegossen würden, während in dem Mittelgebirge Wasserentnahmeverbote verhängt wurden. Mit der Aktion „Wasserlauf 2022“, bei der Wasser in Frankfurt abgefüllt und in Flaschen zurück in den Vogelsberg getragen wurde, sorgte die Schutzgemeinschaft für Aufsehen.

Eine Situation wie in Ulrichstein, wo im Dürre-Jahr 2018 das Wasser mit Lastwagen angekarrt werden musste, will Helfrich von vornherein vermeiden. In Hessens höchstgelegener Stadt im Vogelsbergkreis hatte vor allem der Kernort in der Vergangenheit Probleme mit der Versorgung, weil ein Brunnen fehlte.

Aktiv handeln muss man in Bad Salzschlirf, um die Trinkwasserversorgung zu sichern: Die Gemeindevertretung ermächtigte jetzt den Gemeindevorstand, 950.000 Euro auszugeben, um den „Brunnen 4“ unweit von Großenlüder-Müs zu reaktivieren.

Video: Wasserverband deckelt den Wasserverbrauch in Privathaushalten

Man sei genötigt, das Geld in die Hand zu nehmen, um dann wieder auf die zwischenzeitlich nicht genutzte Anlage zurückgreifen zu können, sagt Bürgermeister Matthias Kübel (CDU) auf Anfrage. Die beiden derzeit den Kurort mit Trinkwasser versorgenden Brunnen würden voll genutzt.

Da diese aber Wasser aus nicht allzu großer Tiefe förderten, wolle die Gemeinde sicherstellen, auch dann alle Menschen versorgen zu können, wenn dort eventuell die Schüttung nachlasse. Daher müsse man beim „Brunnen 4“ investieren, erklärt Kübel.

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