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Schlossgarten bekommt neues Gesicht: Warum die Planer mit einem barocken Prinzip brechen

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Von: Volker Nies

Blick auf den Schlossgarten und die Orangerie in Fulda.
Der Schlossgarten in Fulda wird umgestaltet - ein 2,4-Millionen-Euro-Projekt. © Volker Nies

Pfützen und Matsch auf Wegen im Schlossgarten in Fulda standen am Anfang. Stadtbaurat Daniel Schreiner (parteilos) ärgerte sich 2020 über den Zustand der Wege. „Es zeigte sich, dass man die Wege allein nicht sanieren kann. Wir mussten es größer anpacken. Das machen wir jetzt.“

Fulda - Der Schlossgarten ist derzeit eine Großbaustelle: tiefe Gräben hier, Berge aus Sand und Kies dort. Auf den Wegen stehen keine Kinderwagen, sondern Bagger. Der Schlossgarten in Fulda wird umgestaltet. „Wir geben dem Garten ein neues Gesamtbild“, erklärt der Stadtbaurat. 2,4 Millionen Euro gibt die Stadt dafür aus. Ziel ist es, die spätbarocke Gartenanlage wiederherzustellen, eine Anlage, wie es sie in Deutschland sonst kaum gibt.

Fulda: Schlossgarten wird saniert - Stadt will zurück zum Barock

Zurück zum Barock, so lautet die Devise der Planer. Der Park, wie wir ihn heute kennen, ist keine barocke Anlage, sondern ein englischer Landschaftsgarten nach dem Geschmack von Fürst Wilhelm Friedrich – dem späteren holländischen König Willem, der gerade im Mittelpunkt einer Ausstellung im Stadtschloss steht. Wilhelm ließ den bestehenden Barockgarten nach der damals neuen Gartenmode zu einem naturnahen Landschaftspark umgestalten. Doch vor dem Umbau ließ er die Barockanlage von seinem Leutnant Kördel 1803/1804 genau zeichnen.

Kördels Zeichnungen sind jetzt eine wichtige Orientierung bei der Umgestaltung. Schon vor der Landesgartenschau 1994 wurde versucht, die barocke Optik im vorderen Teil des Schlossgartens wiederherzustellen, vor allem, indem die Blickachse vom Stadtschloss zur Orangerie durch das große Brunnenbassin mit Fontäne betont wurde. „Wir wollen noch weiter zum Original zurück“, sagt Schreiner.

Das bedeutet: Die Wege werden breiter, die Rasenflächen werden kleiner. Jede der quadratischen Rasenflächen wird an drei Seiten eingefasst von langen, 1,50 Meter breiten Beeten. Diese werden mit Blumen oder niedrigen Hecken bepflanzt werden. Zwischen den Blumenbeeten und den Wegen werden zwei Meter breite Rasenläufer angelegt.

Der Brunnen bleibt erhalten, aber er erhält eine neue, wassersparende Technik. Dafür werden derzeit Wasserleitungen und Kabel in die Wege gelegt. Zugleich bekommen die Wege einen komplett neuen Unterbau aus Schotter.

In dem Bereich neben dem Stadtschloss verschwinden die Rasenflächen. Sie machen Platz für viele runde Beete und kleine Rasenstücke. Von hier aus wird es erstmals einen direkten, barrierefreien Zugang zum Schlossturm geben. Der Turm, der derzeit saniert wird, und die Parkanlage sollen während der Landesgartenschau 2023 fertig werden.

Video: Kampfmittelsanierung im Schlossgarten

In einer wichtigen Frage wird die Stadt den barocken Plan aber neu interpretieren. Im barocken Garten gab es nämlich keine Bäume. Die mächtigen, zum Teil 200 Jahre alten Bäume im Schlossgarten – darunter Säuleneichen, Feldahorn und Lärchen – bleiben jedoch erhalten. „Eine Beseitigung der Bäume hätten die Fuldaer absolut nicht verstanden“, ist Schreiner überzeugt.

Die Umgestaltung soll sich später fortsetzen. Für den aus Richtung Pauluspromenade gesehen hinteren Bereich des Parks entwickelt die Stadt jetzt eine Planung. Ziel ist eine Erneuerung aus einem Guss.

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