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702 Weihnachtspäckchen: Fuldaer Schulen sammeln Geschenke für Kinder in Osteuropa

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Von: Jasmin Herzberg

„Kinder helfen Kindern“: Fünf Fuldaer Schulen sammeln Weihnachtsgeschenke für Kinder in Osteuropa
702 Weihnachtspäckchen haben Schüler der Winfriedschule in Fulda in einen Anhänger geladen. © Jasmin Herzberg

Eine lange Schlange und viel Gewusel – das sah man am Dienstag auf dem Schulhof der Winfriedschule in Fulda. Viele Schülerinnen und Schüler waren gekommen, um ihr Weihnachtspäckchen in einen Anhänger zu laden, damit die Geschenke an Kinder in entlegenen Gegenden in Osteuropa gebracht werden können.

Fulda - 702 Weihnachtspäckchen hat die 13-jährige Ariane Kröll am Dienstag gezählt. Seit kurz vor 10 Uhr, als die Schüler den Hof mit ihren Geschenken in der Hand stürmten, stand sie neben dem Anhänger, in den die Päckchen geladen wurden und hat gewissenhaft jedes einzelne gezählt.

Fulda: Schulen sammeln Weihnachtspäckchen für Kinder in Osteuropa

Ihre Mitschüler standen in einer langen Schlange, um ihre – mit Geschenken gefüllten und weihnachtlich verpackten – Kartons einzuladen. Helfer aus der Schülervertretung nahmen die Päckchen entgegen und stapelten sie im Inneren des Anhängers.

„In die Päckchen durften Plüschtiere, Spielsachen und Hygieneartikel wie Zahnbürsten oder Schampoo“, erklärt Mirko Jost, Präsident des Round Tables 189 Fulda – der Club unterstützt den Weihnachtspäckchenkonvoi und hilft dabei, die Geschenke zu den Kindern zu bringen.Aber auch weihnachtliche Artikel und Süßigkeiten wie Schoko-Weihnachtsmänner durften eingepackt werden.

Nachdem alle Päckchen abgeholt wurden, werden sie ein großes Lager nach Eichenzell gebracht. Jost erklärt, dass sie dort nach Kategorien sortiert und in größere Umzugkartons umgepackt werden. „Die Schüler haben jeweils einen Sticker auf ihre Päckchen geklebt, an dem man erkennt, ob das Geschenk für einen Jungen oder ein Mädchen bestimmt ist und an welche Altersklasse sie sich richten. Danach sortieren wir die Boxen dann im Lager.“

Am 3. Dezember treffen sich alle Ehrenamtlichen, die helfen, die Päckchen zu bedürftigen Kindern in Osteuropa zu bringen in Hanau. „Von dort aus startet unser Konvoi mit etwa 50 Lkws und zwei bis drei Bussen für die circa 200 freiwilligen Helfer, die mitkommen“, sagt Jost. Ihre Reise dauert bis zum 10. Dezember. Unter den Freiwilligen sind laut Jost auch Ärzte.

Ukraine-Krieg: Weihnachtspäckchenkonvoi kann nur bis zur Grenze fahren

Lutz Heer, Mitgründer des Weihnachtspäckchenkonvois, erläutert: „Wir fahren nach Rumänien, Moldawien, Bulgarien, in die Ukraine und in diesem Jahr auch nach Polen, da es dort viele Flüchtlingslager für Geflüchtete aus der Ukraine gibt.“ Der Konvoi würde die Waisen- und Krankenhäuser, Behinderteneinrichtungen, Kindergärten und Schulen in den ärmsten, entlegenen und ländlichen Regionen der Länder direkt anfahren. „Wir übergeben die Geschenke selbst und sind dabei, wenn die Kinder sie auspacken. Das Strahlen in ihren Augen ist unbeschreiblich, das kann man mit nichts vergleichen“, sagt Heer. Nur in die Ukraine können die Freiwilligen dieses Jahr aufgrund der aktuellen Lage leider nicht selbst fahren. „Wir bringen die Päckchen aber bis an die Grenze und ab da übernehmen andere Helfer, die sie zu den Kindern bringen“, erklärt Heer.

An der Winfriedschule vor Ort hat der stellvertretende Schulsprecher Luis Schrimpf die Sammelaktion organisiert und koordiniert. „Wir sind seit vielen Jahren dabei, für uns stand fest, dass wir auch in diesem Jahr Päckchen sammeln“, sagt er. Die Aktion sei sehr spannend gewesen und habe viel Spaß gemacht – sei aber auch anstrengend gewesen. Denn in diesem Jahr hat Schrimpf zum ersten Mal alles überwiegend alleine organisiert. „Ich musste mich in alles reindenken und die Logistik planen. Es hat aber alles sehr gut geklappt“, findet er.

Fast aus jeder Klasse seien Päckchen abgegeben worden, berichtet Schrimpf. Auf die Aktion aufmerksam habe die Schülervertretung durch ihren Instagram Kanal und Elternbriefe gemacht. „Für nächstes Jahr planen wir, noch mehr Werbung, auch über die Lehrer, zu machen“, blickt der stellvertretende Schulsprecher in die Zukunft. Während die Stapel an Päckchen, die noch verladen werden müssen, schier kein Ende nehmen, packen er und Schulsprecher Samuel Klein selbst mit an. „So macht Schule doch Spaß“, sagt Schrimpf freudig.

Nach zwei Päckchen-schwächeren Jahren während Corona, freuen sich Schrimpf und Klein sehr über die 350 Päckchen, die die Schülerinnen und Schüler der Winfriedschule abgegeben haben. Doch nicht nur diese wurden am Dienstag in den Hänger von Heer geladen – Schüler der Konrad-Zuse-Schule, Jahnschule und Wigbertschule aus Hünfeld sowie der Johannes-Hack-Schule aus Petersberg haben bereits am Montag (21. November) und am vergangenen Freitag ihre Päckchen an der Winfriedschule abgegeben. (Lesen Sie auch: Weihnachtspost gegen Einsamkeit: Fuldaer Schüler schreiben Mediana-Bewohnern Briefe)

Video: Weihnachtspäckchen-Aktion im Frankfurter Kinderbüro

Seit 2001 bringt der Weihnachtspäckchenkonvoi Geschenke an Kinder, die vermutlich sonst keines bekommen würden. Laut Heer hat es sich der Konvoi zum Ziel gemacht, so viele Kinder wie möglich, am Weihnachtszauber teilhaben zu lassen.

Die Kosten, etwa für Sprit oder Zollpapiere, deckt der Weihnachtspäckchenkonvoi mit dem Geld, das pro Päckchen von den Kindern mitgegeben wird. „Das ist nicht viel. Wir haben um ein oder zwei Euro gebeten“, sagt Heer. Für die Verpflegung während der siebentägigen Reise kämen die freiwilligen Helfer selbst auf.

Nachdem die mehr als 700 Päckchen sicher im Anhänger verladen und Heer diesen geschlossen hatte, bedankte er sich nocheinmal beim Schülersprecherteam und der Schülervertretung für ihre tatkräftige Unterstützung. „Das war wiedereinmal eine Spitzenleistung der Winfriedschule.“

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