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Zentrales Silvester-Feuerwerk in Künzell? Idee der Grünen stößt auf Unverständnis

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Von: Sabrina Mehler

Musterschießen der Firma Comet Feuerwerk vor Silvester
Künzells Bürgermeister lehnt Idee eines Gemeinde-Feuerwerks zu Silvester ab. © Lars Klemmer/dpa/Symbolbild

Um Feinstaub zu reduzieren, Stress für Tiere zu vermeiden und die Notaufnahmen zu entlasten, hat die Fraktion von Bündnis90/Die Grünen beantragt, dass die Gemeinde Künzell künftig an Silvester ein zentrales Feuerwerk ausrichtet. Das stieß bei Bürgermeister Timo Zentgraf (parteilos) auf völliges Unverständnis.

Künzell - Nach den Attacken auf Berliner Einsatzkräfte in der jüngsten Silvesternacht hatte es deutschlandweit bereits Anregungen gegeben – etwa von der Gewerkschaft der Polizei – dass Städte und Gemeinden künftig ein zentrales Feuerwerk durchführen, um die private Böllerei zu reduzieren.

Fulda: Zentrales Silvester-Feuerwerk in Künzell? Grünen-Antrag abgelehnt

Diese Idee griffen die Künzeller Grünen nun auf. Holle Redparth wies darauf hin, dass Silvester-Feuerwerke zwar eine jahrhundertelange Tradition haben, es aber auch eine Kehrseite gebe: „Der Feinstaubgehalt ist jedes Jahr erhöht, für Haus- und Wildtiere ist es mit sehr viel Stress verbunden, und zusätzlich werden Notaufnahmen wegen erheblich vermehrten Verletzungen an Silvester belastet.“ Hinzu kämen hohe Kosten für die Reinigung am Tag danach.

Auch Tierschützer haben beim vergangenen Silvester in Hessen deshalb dazu aufgerufen, privates Feuerwerk sein zu lassen oder ganz zu unterbinden.

„Wir finden, dass Traditionen nicht gebrochen werden sollten, aber vielleicht Veränderungen unterliegen könnten“, so Redpath. Daher solle geprüft werden, ob es möglich wäre, ein Feuerwerk zentral für alle Bürger und Bürgerinnen zu organisieren – verbunden mit einer Kampagne, um die Künzeller zu informieren und aufzuklären.

Der Prüfantrag ließ Bürgermeister Zentgraf aus Künzell (Kreis Fulda) jedoch nur mit dem Kopf schütteln: „Manchmal frage ich mich, ob es überhaupt noch Realismus gibt – oder sind wir nur noch im Idealismus unterwegs?“ Die Gemeinde könne kein zentrales Feuerwerk organisieren, wetterte er: „Wir haben dafür kein Geld im Haushalt und kein Personal.“

Es werde immer deutlicher, dass sich die Partei der Grünen „immer mehr zur Verbotspartei entwickelt, auch auf kommunaler Ebene“. Zwar fügte Zentgraf selbst hinzu, dass der Antrag kein Verbot formuliert, sondern dass es eher um einen Verzicht auf ein eigenes Feuerwerk gehe. Sinnvoll sei ein Gemeinde-Feuerwerk trotzdem nicht.

Es müssten dazu zahlreiche Fragen geklärt werden, erinnerte Zentgraf: Gibt es nur ein einziges Feuerwerk und was ist mit den Ortsteilen? Wer soll das bezahlen? Wer soll das betreuen, und welche Mitarbeiter sollen sich darum kümmern? Wie viele Leute kommen? Wo ist der Ausrichtungsort? Braucht es eine bestimmte Verkehrsführung? Gibt es ein Rahmenprogramm? Benötigen wir eine Verköstigung, eine sanitäre Einrichtung? Ist ein Sicherheitsdienst notwendig? All das sei ein viel zu hoher Aufwand.

Video: Angriffe an Silvester - Feuerwehrverband befürwortet Böllerverbot

Ähnliches Unverständnis äußerte Philipp Kratzer von der FDP: „Wir erleben mal wieder, wie sich die Grünen den Staat vorstellen – mit einem staatlich orchestrierten Spaß-Feuerwerk.“ Dabei unterschätze die Fraktion, worum es an Silvester gehe: „Das Ziel ist für viele nicht nur das Betrachten, sondern auch selbst zu böllern und selbst ein Feuerwerk zu zünden.“ Das sei ein Ausdruck dafür, auch mal „auf Rationales zu verzichten und Geld zu verfeuern“.

Nun aber solle stattdessen die Gemeinde „das Geld der Bürger verfeuern“. Ein solches „staatsfinanziertes Feuerwerk“ sei „fern aller Realität“. Anstatt zu böllern, solle die Gemeinde lieber Kitas, bessere Straßen und Sportplätze bauen. Der Antrag wurde bei einer Enthaltung, fünf Ja-Stimmen und 29 Nein-Stimmen mehrheitlich abgelehnt.

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