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Sitzplätze statt Parkplätze: Pilotprojekt für Verkehrsberuhigung in der Löherstraße

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Von: Suria Reiche

Die Parklets sind ein Gemeinschaftsprojekt (von links): Planer Fredrik Makowka, Edi Leib vom City Marketing, Thorsten Mager und Wolfgang Klose von der Kaffeerösterei Kaffeekultur.
Die Parklets sind ein Gemeinschaftsprojekt (von links): Planer Fredrik Makowka, Edi Leib vom City Marketing, Thorsten Mager und Wolfgang Klose von der Kaffeerösterei Kaffeekultur. © Suria Reiche

Lautes Autobrummen, Fahrzeuge, die eng aneinander vorbeifahren, der zwingende Blick in beide Richtungen beim Überqueren der Straße: Als Tor zur Innenstadt ist die Löherstraße bei Autofahrern beliebt – nun sollen sechs Parklets dafür sorgen, dass ihnen hier weniger Parkplätze zur Verfügung stehen.

Fulda - Schon lange sind die Anlieger der Löherstraße genervt davon, dass Autofahrer mit erhöhter Geschwindigkeit und lauten Motoren durch die Straße in der Unterstadt von Fulda brettern. Thorsten Mager, der ein Versicherungsbüro in der Löherstraße betreibt, fand, dass es so nicht weitergehen kann. Mit Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) suchte er nach Lösungen dafür, dass die Löherstraße nicht weiter eine so stark befahrene Straße bleibt.

„Wir sprachen darüber, ob die Straße zur Einbahnstraße oder zur Fußgängerzone werden könnte“, sagt Mager im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Lösung sollen jedoch sogenannte Parklets bringen, die nun auf sechs bisherigen Parkplätzen in der Löherstraße stehen.

Fulda: Sitzplätze statt Parkplätze - Pilotprojekt in Löherstraße gestartet

Finanziert wurden sie durch die Teilnahme am Landeswettbewerb „Ab in die Mitte“. Den konnten Mager und Edi Leib vom City Marketing Fulda für sich entscheiden und 15.000 Euro für das Pilotprojekt aufwenden. Entstanden sind bisher sechs Holzterrassen aus Douglasien-Holz, die mit Geländern erweitert wurden. Entworfen wurden sie von dem Planer Fredrik Makowka.

Was sich er, Mager und Leib letztendlich vorstellen, ist nur umsetzbar, weil sich so viele Menschen, die in der Löherstraße leben oder arbeiten, daran beteiligen. So gibt es an einem der Parklets einen Bücherschrank, der anfangs von der Buchhandlung Ulenspiegel bestückt wird und später zu einem der Bücherschränke werden soll, in dem Menschen ihre gebrauchten Bücher abgeben und sich andere mitnehmen können.

„Man kann nun mit seinem Picknick-Korb oder Coffee to go kommen und sich damit auf die Parklets setzen“, so Mager. Ihm ist es wichtig zu betonen, dass die Parklets öffentlicher Raum sind, also nicht von den umliegenden Gastronomen in der Straße bewirtet werden. Auf den Parklets könne sich jeder setzen, auch ohne etwas zu trinken oder zu essen. „Es handelt sich um konsumfreie Sitzmöbel“, so Mager.

Und noch dazu würden sie eine Reihe mehr Nutzungsmöglichkeiten bieten. „Zum Beispiel werden sie und die Löherstraße in das anstehende Stadtfest integriert“, sagt Leib. Außerdem sollen sie als Kleinkunstbühne benutzt werden können und sie machen das Tor zur Innenstadt, wie die Löherstraße genannt wird, tauglich für die Landesgartenschau im nächsten Jahr. Von der Stadt Fulda wurden sie bereits „kreativ bepflanzt“, sagen Mager und Leib.

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Bei den Parklets handelt es sich zunächst um ein temporäres Pilotprojekt. Bis Oktober sollen sie in der Löherstraße stehen. Je nachdem, wie gut sie angenommen werden, sollen sie dann im März wieder hervorgeholt werden. „Bisher werden die Parklets schon sehr wohlwollend angenommen“, sagt Mager, als sich wie zum Beweis auf das Parklet hinter ihm ein Junge setzt und ein Buch aus dem Bücherschrank zieht, um es zu lesen.

Auch Oberbürgermeister Wingenfeld ist angetan von der Idee, die in der Löherstraße umgesetzt wurde. „Als Stadt unterstützen wir die Menschen in der Löherstraße gern dabei, diese kreative Idee zu testen und auszuprobieren.“ Die Erfahrungen aus diesem Sommer würden der Stadt dann zeigen, ob dies auf andere Stadtquartiere übertragbar sein könne. Leib und Mager ist bereits aufgefallen, dass das Interesse daran auch in anderen Straßen besteht.

Wichtig sei laut Wingenfeld, dass auch die Anlieger hinter einem solchen Projekt stehen – denn sie verzichten bewusst auf Parkplätze. Dafür erhalten sie ein Stück Lebensraum in der Innenstadt.

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