August Bebel klagt über starkes Zentrum - Katholische Partei regiert nach 1918 in Osthessen

Als nach dem Ersten Weltkrieg der Kaiser abdankte und in Berlin die Republik ausgerufen wurde, da begann auch in den Kreistagen in der Region Fulda die Demokratie. Politisch dominierend in der Weimarer Republik war das katholische Zentrum.
Fulda - Schon kurz nach der Gründung des Kreises Fulda vor 200 Jahren gab es erste Überlegungen, Bürger in Entscheidungen des Kreises einzubeziehen. In die Realität umgesetzt wurde das nie. Demokratische Wahlen zum Kreistag gab es erstmals 1919. Da hatten die Bürger schon längst politische Präferenzen entwickelt.
Die katholische Mehrheit in Fulda hatte sich schon im Kaiserreich bei den Reichstagswahlen um die katholische Zentrumspartei geschart. Das Zentrum, wie es auch kurz genannt wird, war eine Volkspartei: Sie sprach Wähler aller Schichten und ein breites politisches Spektrum an – sofern die Wähler katholisch waren.
Fulda: August Bebel klagt über Zentrum - Katholische Partei regiert nach 1918
Das spiegelte sich jetzt auch bei den Kreistagswahlen in Osthessen wider: In der Zeit der Weimarer Republik veröffentlichten die Zeitungen kein prozentuales Ergebnis der Kreistagswahl. Die Zahl der gewählten Abgeordneten zeigt aber die deutliche Dominanz des Zentrums (lesen Sie auch hier: CDU räumt nach dem Krieg im Kreistag in Fulda bis zu 64 Prozent ab).
Im Gebiet des heutigen Landkreises Fulda bestanden die Kreise Fulda, Hünfeld und Gersfeld. In allen drei Kreistagen erreichte das Zentrum bei allen Wahlen in der Weimarer Republik eine Mehrheit. Lediglich in Gersfeld fiel die Mehrheit etwas knapper aus, weil der Anteil der Protestanten in der Bevölkerung höher war.

Die evangelischen Bewohner wählten meist die liberale DVP, die konservative DNVP und ab 1930 die Nationalsozialisten. Die SPD spielte keine Rolle. Schon im Kaiserreich hatte der SPD-Vorsitzende August Bebel – der zeitgleich in vielen Wahlkreisen, darunter in Fulda, antrat – über die Übermacht des Zentrums gesagt: „Erst wenn in Fulda die roten Fahnen wehen, dann hat in Deutschland die Revolution gesiegt“.
Dem Kreis brachte die Weimarer Republik zwei wichtige Änderungen: Weil die Stadt Fulda über mehrere Jahre hinweg mehr als 25.000 Einwohner aufgewiesen hatte, wurde sie 1927 kreisfrei. Hingegen wurde der Kreis Gersfeld gegen seinen heftigen Widerstand 1932 in den Kreis Fulda eingegliedert. Das Land Preußen argumentierte, das spare Verwaltungskosten.