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Ärzteversorgung in Fulda erhitzt die Gemüter - Praxis im ehemaligen Kerber?

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Von: Sabrina Mehler

Die Stadt Fulda will in einem Teil des ehemaligen Kerber-Gebäudes ein Ärztezentrum unterbringen.
Die Stadt Fulda will in einem Teil des ehemaligen Kerber-Gebäudes ein Ärztezentrum unterbringen. © Stadt Fulda

Schon lange ist in Fulda die ärztliche Versorgung ein Thema, bei dem die Emotionen hochkochen. Der Oberbürgermeister kritisierte in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung die Kassenärztliche Vereinigung. Und er stellte ein Ärztezentrum im ehemaligen Kerber-Gebäude in Aussicht.

Fulda - In Fulda haben viele Bürger das Gefühl, dass zu wenige Ärzte für zu viele Menschen zur Verfügung stehen. Das war bereits Diskussionsthema in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses, in der ein Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KV) eingeladen worden war – und hervorragende Zahlen präsentiert hatte, die die Stadtverordneten jedoch eher ratlos zurückließen.

Fulda sei mit Hausärzten fast überversorgt, hatte der KV-Mitarbeiter damals gesagt. Die SPD-Fraktion ließ nun nicht locker und hob die Gesundheitsversorgung auch auf die Agenda der Stadtverordneten. Robert Vey wollte vom Magistrat wissen, ob dieser ebenfalls überzeugt davon sei, dass in Fulda genügend Ärzte und Ärztinnen ansässig sind. (Lesen Sie auch: Hausärzte sind Mangelware: Suche nach Medizinern in Fulda wird immer schwerer)

Fulda: Streitthema Ärzteversorgung - Oberbürgermeister kritisiert KV Hessen

Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) nutzte die Anfrage für deutliche Worte in Richtung KV, die festlegt, wie viele Arztsitze einem Versorgungsbereich zustehen. „Das Modell der Kassenärztlichen Vereinigung ist nicht trag- und zukunftsfähig“, schimpfte der OB. Zwar seien laut KV alle vorhandenen Arztsitze besetzt: „Das bedeutet aber nicht, dass auch aus Sicht der Bürger ein ausreichendes Angebot vorhanden ist.“

Leider habe die Stadt selbst keinerlei Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass sich zusätzliche Ärzte und Ärztinnen ansiedeln, solange die KV darauf den Deckel halte. „Politisch müssen wir uns die Fragen stellen: Kann das so bleiben? Sind die Mechanismen, wie die KV Personalentwicklung unterstützt oder nicht, überhaupt tragfähig?“ Nach seiner Überzeugung stehe es schon seit mehr als zehn Jahren fest, dass dem nicht so sei, unterstrich Wingenfeld.

Ganz hilflos ist die Stadt Fulda allerdings nicht. Denn sie sorgt bereits seit Langem dafür, dass genügend Nachfolger bereitstehen, sollte eine Praxis aufgegeben werden oder ein Arzt in den Ruhestand gehen. (Lesen Sie dazu: Fuldaer Ärztin schließt plötzlich ihre Praxis und verlässt Deutschland - Patienten sind stocksauer)

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Sowohl der Oberbürgermeister als auch Bürgermeister Dag Wehner (CDU) berichteten unter anderem vom weiteren Ausbau der Medizinerausbildung am Klinikum Fulda in enger Kooperation mit der Philipps-Universität Marburg und der Hochschule Fulda. In den kommenden Jahren würden diese Möglichkeit 185 Studierende nutzen – und einige von ihnen hoffentlich in der Region bleiben. (Lesen Sie auch: Jeder zweite Hausarzt bis 2030 im Ruhestand: So will der Landkreis Fulda Nachfolger gewinnen)

„Umso mehr müssen wir darauf achten, dass wir keine Mediziner ausbilden, die von der KV später keine Perspektive erhalten.“ Noch sei der Mangel in der ärztlichen Versorgung in der Region nicht allzu gravierend, sagte Wingenfeld – aber nur deshalb, weil sich viele Mediziner momentan entschließen, über die übliche Altersgrenze hinaus zu arbeiten.

Fulda: Stadt denkt über Arztpraxis im ehemaligen Kerber nach

Zudem kündigten Oberbürgermeister und Bürgermeister an, sich darum bemühen zu wollen, auf dem Kerber-Areal einen Standort für die medizinische Versorgung zu schaffen. Wehner berichtete von „erfolgversprechenden Gesprächen“. Es sei von großem Vorteil, wenn eine Arztpraxis zentral gelegen und gut erreichbar sei, sagte der OB. Die Stadt könne hier für gute Rahmenbedingungen sorgen – allerdings die „Niederlassungspraxis der KV nicht aus den Angeln heben“.

Die Kerber-Idee konkretisierte am Mittwoch auf Nachfrage unserer Zeitung Magistratspressesprecher Johannes Heller. Für die künftige Gestaltung des Areals gebe es zwar noch keine konkreten Pläne, erklärte er. Es werde aber ein „Nutzungsmix“ präferiert. Und klar sei schon jetzt, dass eine Arztpraxis – neben Wohnen, Handel oder Gastronomie – ein zentraler Baustein sei. „Das Ziel beim Kerber-Areal ist es ja, die Innenstadt zu beleben. Da ist ein Arzt hundertmal effektiver als jemand, der dort nur wohnt.“

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