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Innenstadt ohne Parkplätze? Warum Fuldas Zentrum nicht autofrei wird

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Von: Suria Reiche

Bei Kulturveranstaltungen könnte die Friedrichstraße künftig häufiger gesperrt werden.
Auch wenn es sich mancher wünschen würde: Eine autofreie Innenstadt wäre in Fulda nicht möglich. © Sandro Prasch

Ob Autos in die Innenstadt gehören, wird oft diskutiert. Vielen Menschen ist es wichtig, in der Stadt mobil zu sein. Ganze Städte – zum Beispiel Frankfurt – wollen Innenstädte „autofreier“ machen, indem sie die Parkmöglichkeiten deutlich begrenzen. Wäre das auch in der Barockstadt denkbar?

Fulda - Abgase, rasende Fahrzeuge, laute Motoren und vollgestellte Fahrradwege – es ist nur schwer zu widerlegen, dass Autos in Städten in vielen Bereichen ein Hindernis darstellen. Sie erleichtern vielen Menschen aber eben auch den Alltag. Vor allem angesichts der Tatsache, dass Fulda eine Stadt mit einem eher ländlich geprägtem Umfeld ist. „Viele Beschäftigte und Besucher sind auf den Pkw angewiesen“, sagt Magistratspressesprecherin Monika Kowoll-Ferger.

Fulda: Stadt ohne Autos? Deshalb wird das Zentrum nicht Fußgängerzone

Oft könne die Stadt nur per Auto in einer zumutbaren Zeit erreicht werden. Auch der Nachhauseweg sei ohne Auto am gleichen Tag oft überhaupt nicht möglich. „Die zahlreichen Gäste aus der Region, die die kulturellen Veranstaltungen in Fulda besuchen, reisen zudem mehrheitlich mit dem privaten Pkw an“, so Kowoll-Ferger. Täglich seien es außerdem mehr als 34.000 Einpendler in die Stadt. Autos sind also in der Domstadt eigentlich fast nicht wegzudenken.

Aber wird überhaupt etwas dafür unternommen, dass das Autofahren an Attraktivität verliert und mehr Menschen auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) umsteigen und mit Bus und Bahn fahren? Tatsächlich ja, sagt Kowoll-Ferger: „In Zusammenarbeit mit der RhönEnergie werden eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt, um die Attraktivität des ÖPNV immer weiter zu steigern: Neue Strecken, die Vereinheitlichung von Linienwegen, der barrierefreie Ausbau von Haltestellen, bessere Fahrgastinformationen oder neue Busse.“

Allein in diesem Jahr seien sechs neue Fahrzeuge angeschafft worden. Dennoch: Bus- oder Bahnfahren ist nicht unbedingt günstiger, als die gleiche Strecke mit dem Pkw zurückzulegen. Die Preise zu gestalten, liege aber nicht allein in den Händen der Stadt und der RhönEnergie. „Die Tarifhoheit liegt beim RMV.“ Ohnehin: Aktuell seien seitens der Stadt Fulda sowieso keine Veränderungen geplant, sondern man wolle erst die Auswirkungen des Deutschland-Tickets abwarten.

Viele Beschäftigte und Besucher sind auf den Pkw angewiesen.

Monika Kowoll-Ferger, Pressesprecherin der Stadt Fulda

Es gibt Menschen in Fulda, die sich mehr autofreie Plätze in der Innenstadt wünschen: Zuletzt war erneut darüber diskutiert worden, ob die Friedrichstraße zur Fußgängerzone werden soll. Ähnliche Diskussionen gab es auch schon unter den Einwohnern der Löherstraße. Sie wollten während der Corona-Pandemie die Autos zumindest von Plätzen, die eigentlich als Parkplätze genutzt wurden, verbannen: Sogenannte Parklets aus Holz wurden am Straßenrand aufgestellt, auf denen man sitzen und verweilen konnte.

Bei den Parklets handelt es sich um ein Projekt des City-Marketings: „Das Pilotprojekt ,Sitzplätze statt Parkplätze‘ wurde in der Löherstraße sehr gut angenommen“, sagt Edeltraud Leib vom City-Marketing. Sollte jemandem nicht gefallen haben, dass die Parklets auf Parkflächen gestanden haben, sei das zumindest nicht bis zum City-Marketing durchgedrungen.

Zudem wurde im Zuge der Corona-Pandemie den Gastronomiebetrieben verstärkt die Möglichkeit gegeben, im Außenbereich zusätzliche Flächen zu bewirtschaften. Die Gebühren für diese Sondernutzungen wurden zudem deutlich reduziert. Dieses Angebot sei von mehreren Gastronomiebetrieben in Anspruch genommen worden, so dass hier teilweise auch Parkplätze weggefallen sind.

Die Stadt Frankfurt will indes noch einen Schritt weitergehen und Parkplätze in der Innenstadt komplett abschaffen. Sie sollen nur noch Menschen mit Behinderung und dem Lieferverkehr angeboten werden. Andere Fahrzeuge sollen in Parkhäusern geparkt werden. Auf diese Weise soll der Autoverkehr in der Innenstadt reduziert werden. Wäre das auch eine Option für Fulda?

Die Antwort aus der Pressestelle der Stadt ist eindeutig: „Nein“, sagt Pressesprecher Johannes Heller und erklärt: „Grundsätzlich bestehen zwischen der größten Stadt Hessens in einem hochverdichteten Ballungsraum und einer mittelgroßen Stadt in ländlicher Umgebung massive Unterschiede – gerade hinsichtlich der Mobilität.“ Halte man sich die täglich mehr als 34.000 Einpendler vor Augen, werde schnell klar, dass parkende Autos in Fulda nicht von heute auf morgen aus dem Straßenbild verschwinden können. Gleichzeitig sei das ÖPNV-Netz in Fulda mit dem Frankfurts in keiner Weise vergleichbar.

Video: Fahrrad-Demo in Fulda

Aufgrund dieser Punkte und des ländlich geprägten Umfelds, das Fulda hat, ist es laut Pressestelle der Stadt erforderlich, dass es genügend Parkplätze gibt. Die Gebühren fürs Parken haben jedoch eine verkehrslenkende Wirkung und führen im Idealfall dazu, dass die Verkehrs- und Parkströme in Bereiche gelenkt werden, in denen der Parkdruck weniger hoch ist, beziehungsweise dass Menschen auf andere Verkehrsmittel umsteigen wie den ÖPNV oder das Fahrrad, erklärt Kowoll-Ferger. Denn für den einen oder anderen wird eine Stadt lebenswerter, ruhiger und auch sicherer, wenn weniger Autos darin verkehren.

„Grundsätzlich ist es ein stetiges Abwägen zwischen der Gewährleistung der Erreichbarkeit der Innenstadt und der Steigerung der Aufenthaltsqualität in den öffentlichen Straßenräumen“, sagt Kowoll-Ferger. Nur in einer lebendigen Innenstadt, in der die Geschäfte, die Dienstleistungsbetriebe, Ärzte und Gastronomiebetriebe ihr wirtschaftliches Auskommen sicherstellen und damit auch attraktive Angebote vorhalten können, fühlten sich die Menschen wohl und kämen gern wieder.

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