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Verein der Köche Fulda startet großen Hilfsgüter-Transport und will an Ukraine-Grenze kochen

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Von: Sebastian Reichert

Der Verein der Köche Fulda und die Rhöner Nachbarschaftshilfe starten einen ersten großen Hilfsgüter-Transport. Die Spendenbereitschaft ist groß.
Der Verein der Köche Fulda und die Rhöner Nachbarschaftshilfe starten einen ersten großen Hilfsgüter-Transport. Die Spendenbereitschaft ist groß. © Rainer Ickler

Stefan Faulstich kennt die Ukraine seit mehr als 20 Jahren. Die Frau des Vorsitzender der Fuldaer Köche-Vereinigung kommt aus dem Land. Der Verein der Köche Fulda und die Rhöner Nachbarschaftshilfe haben nun ehrenamtlich einen großen Hilfsgüter-Transport auf die Beine gestellt. Am Donnerstag geht es los.

Fulda - Ziel ist das Drei-Länder-Dreieck Ukraine, Rumänien und Moldawien. Insgesamt sechs Fahrzeuge - ein 40-Tonner-Lkw sowie fünf Sprinter mit Anhänger - nehmen von Fulda aus ab Donnerstag um 4 Uhr morgens die 1700 Kilometer bis zur rumänischen Stadt Suceava unweit der Grenze zur Ukraine in Angriff. Von dort aus soll es dann sogar teilweise weiter bis in die Ukraine gehen, wo die Menschen unter dem Angriff der russischen Armee leiden.

Mit an Bord haben die Osthessen neben Nahrung Bekleidung, Decken, Kissen, Schlafsäcke, Hygiene- und Pflegeartikel, Verbandsmaterial, Babynahrung, Windeln, Spielzeug und Tierfutter. „Alles, was man so zur Erstversorgung braucht, wenn man mit nur einer Tasche seine Heimat verlassen muss“, sagt Stefan Faulstich, Betreiber des Gasthofes Rhönblick in Petersberg-Steinau.

Ukraine-Krieg: Verein der Köche Fulda kocht an der Grenze und bringt Hilfsgüter

„Wir sind wahnsinnig überwältigt von der Resonanz“, sagt der Vorsitzende der Fuldaer Köche-Vereinigung. Bereits am Dienstag konnten zunächst keine Sachspenden mehr für den ersten ehrenamtlichen Transport entgegengenommen werden. Die Kapazitäten waren erschöpft. Die nächsten Sachspenden können aber bereits ab Mittwoch (2. März), 15 Uhr, wieder bei Stefan Faulstich (Hauptstraße 24, Petersberg) abgegeben werden. (Lesen Sie auch: Angriff auf die Ukraine schockt Osthessen - Verfolgen Sie die Ereignisse im News-Ticker)

Der nächste Transport - erneut mit einem 40-Tonner-Lkw - soll dann Freitagfrüh (4. März) starten. Sachspenden können nach wie vor auch bei der Rhöner Nachbarschaftshilfe abgegeben werden; bei Jörg Witzel (Oberrückersbach 11 in Tann). Die Hilfsorganisatoren bitten bei Kleidungspenden darauf zu achten, dass sie zur kalten Jahreszeit passen. „Kurze Hosen und Sandalen sind gerade nicht so geeignet.“

Besonders wichtig ist den Osthessen angesichts der Kriegshandlungen auch, dass sie viel Verbandsmaterial in Richtung Ukraine bringen wollen. Stefan Faulstichs Idee: In den eigenen Fahrzeugen einmal nachschauen, ob da nicht ein Verbandskasten kurz vor dem Ablaufdatum steht und gespendet werden könne. „Er darf für eine Spende auch drüber sein“, sagt der 51-Jährige angesichts der dringenden Situation mit vielen verletzten Menschen.

Die Frau von Stefan Faulstich stammt aus der 300.000-Einwohner-Stadt Winnyzja im Südwesten der Ukraine, wo es bisher noch keine Kampfhandlungen gegeben hat. Dorthin will es der Gastronom mit einem Sprinter bei diesem ersten Transport schaffen. Helfen soll ihm dabei ein Freund. „Das medizinische Material wollen wir gerne über die Grenze direkt in die Ukraine bringen, wo es am dringendsten gebraucht wird.“

Spendenkonto

Unter dem Namen „Verein der Köche Fulda“ wurde für Geldspenden ein Sonderkonto bei der Sparkasse Fulda eingerichtet: DE45 5305 0180 0011 0085 10.

2020 war der Vorsitzender der Fuldaer Köche-Vereinigung zuletzt in der Ukraine - in Winnyzja und in Odessa. „Das waren wunderbare Tage - so sonnig und friedlich“, erinnert er sich. Der Verein der Köche Fulda unterstützt seit Jahren die ukrainische Jugendnationalmannschaft der Köche. Noch am 20. November 2021 bereitete sie das Galamenü zum 100-jährigen Vereinsjubiläum des Vereins der Köche Fulda zu.

Bewusst steuert der Hilfstransport aus Osthessen auch die Ukraine mit mehreren kleineren Fahrzeugen (mit vielen Sitzen) an. „Wir werden kein Kind und keine Mutter an der Grenze zurücklassen“, schreibt Jörg Witzel von der Rhöner Nachbarschaftshilfe. So hätten sich beispielsweise bereits viele Familienangehörige der ukrainischen Jugendnationalmannschaft der Köche auf die Flucht zur Grenze begeben.

Von dort - so die Hoffnung - sollen sie dann bis nach Fulda in den Fahrzeugen mitgenommen werden. Erste Unterkünfte seien schon angeboten worden (Lesen Sie hier: Ukraine-Konflikt: Landkreis Fulda auf die Aufnahme von Flüchtlingen vorbereitet). Vor der Rückfahrt plant die Hilfskolonne aber noch mehrere Tage im Grenzbereich zur Ukraine zu blieben und dort Menschen mit warmer Nahrung zu versorgen. „Wir nehmen Lebensmittel für eine Woche mit - etwa 5000 Portionen“, berichtet Stefan Faulstich.

Video: Die Kinder in der Ukraine brauchen jetzt Hilfe

Vor Ort freuen sich die Helfer in administrativer und organisatorischer Hinsicht auf die Unterstützung durch das internationale (Kinder-)Hilfswerk „Das kunterbunte Kinderzelt“. Der Verein mit Sitz in Schlüchtern im Main-Kinzig-Kreis von Julia und Bernd Druschel ist seit Jahren in Rumänien tätig und hat im Land auch bereits ein Netzwerk ehrenamtlicher Helfer aufgebaut.

„Von Nachrichten von Hilfe aus dem Westen zu hören, gibt den Menschen in der Ukraine riesige Kraft“, berichtet Stefan Faulstich. „Die Menschen dort sind stolz auf ihr Land, das in den vergangenen 20 Jahren richtig aufgeblüht ist. Der Angriff durch Russland, durch ihr Brudervolk, hat bereits große Wunden verursacht. Die Menschen verstehen einfach nicht, warum sie angegriffen werden.“

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