Ende Juli hatte bereits die Gemeinde Bad Salzschlirf Arbeiten an einer Großbaustelle einstellen müssen, weil Baumaterial fehlt. Der Kurort lässt derzeit an der Kreuzung Fuldaer Straße/ Riedstraße/ Marienstraße einen Regenüberlauf bauen sowie Kanal- und Wasserleitungen erneuern. Die ausführende Baufirma teilte aber mit, dass die Lieferung eines Schachtbauwerks durch den Hersteller wegen gestörter Lieferketten nicht rechtzeitig erfolgen könne, berichtet die Gemeinde.
Da das den kompletten weiteren Fortgang der Arbeiten beeinträchtigt, entschied die Gemeinde, die Baustelle zwei Wochen lang ruhen zu lassen – bis 19. August. Die Baugruben werden verfüllt und die Oberflächen geschottert, sodass eine Befahrung der betroffenen Straßen möglich ist. Die beauftragte Firma führt jetzt andere Arbeiten für die Gemeinde aus. Die Ortsdurchfahrt bleibt gesperrt.
Weitere größere Straßenbauprojekte im Landkreis ruhen wegen Materialmangels derzeit nicht, berichten Hessen Mobil und Landkreis. Aber das Problem ist groß.
„Grundsätzlich kommt es seit der Corona-Pandemie speziell in den technischen Gewerken zu Verzögerungen aufgrund von Lieferschwierigkeiten. Diese müssen in den Projektplanungen mitberücksichtigt und die Laufzeiten der Projekte entsprechend angepasst werden“, sagt Monika Kowoll-Ferger von der Pressestelle der Stadt Fulda. Größere Verzögerungen wegen Materialmangels gebe es bei den Baustellen der Stadt jetzt aber nicht.
Jedes zweite Unternehmen ist von dem Materialmangel betroffen. Laut dem Wirtschaftsforschungsinstitut ifo klagen 56,6 Prozent der Hochbau-Unternehmen über Materialknappheit. Im Straßenbau sind 44,8 Prozent der Betriebe von Lieferproblemen betroffen.
Ursache für die Knappheit sind aus Sicht des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie nicht nur gestörte Lieferketten und ausgefallene Produktionen, sondern auch vermehrte Hamsterkäufe durch Baufirmen und Spekulationen am Markt.