Nicht festlegen wollte sich Lasczkowski bei der Frage, ob diese Attacke, wie vom Angeklagten geschildert, Teil einer Abwehr gegen einen drohenden Schlag mit einem rund einem Meter langen Samurai-Schwert war oder nicht. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, regte sie an, ein offenbar vom Opfer des Angriffs selbst zusammengezimmertes Podest in Augenschein zu nehmen. Dieses Möbelstück, so hatte das Opfer des Dachlatten-Angriffs ausgesagt, habe er über sich gezogen und sozusagen als Schild benutzt, um die Hiebe abzuwehren, mit denen der Angeklagte ihm zusetzte.
„Wenn sich auf der Unterseite des ,Podests‘ Blutspuren finden, dann ist das der positive Beweis für die Aussage des Opfers“, sagte Lasczkowski. Das Problem: Das „Podest“ wurde bislang nicht sichergestellt – und untersucht hatten die Spurensicherer lediglich die Blutspuren auf der Oberseite des Bretts. Daher wird das Gericht für den Fortsetzungstermin versuchen, der Holzkonstruktion habhaft zu werden, um so der Wahrheitsfindung ein Stück näherzukommen.
Diesem Zweck diente auch die Befragung einer Reihe von Zeuginnen und Zeugen. Ein Bekannter des Angeklagten, den dieser am frühen Morgen nach der Tat getroffen hatte, während die Polizei noch nach dem Mann gefahndet hatte, berichtete über die Spannungen zwischen dem 37-Jährigen und dem Opfer der Attacke. Der 38-Jährige habe, zumal wenn er betrunken gewesen sei, sein Gegenüber immer wieder extrem provoziert und gereizt.
Ein zur Sache befragter Polizeibeamter berichtete über die Vernehmung jenes Zeugen, der bei dem sich zum Streit entwickelnden Trinkgelage dabei gewesen war. Der habe von Angriffsversuchen und Angriffen des späteren Opfers auf den späteren Täter zunächst mit einem kleinen Beil und dann mit dem bereits erwähnten Schwert gesprochen. Danach hatten der Angeklagte und zwei seiner Begleiter den Ort der Zecherei verlassen.
Dass es dort wenig später zu der mit den lebensbedrohlichen Schlägen endenden Auseinandersetzung zwischen den beiden Männern kam, hatten die Bekannten nur als Ohrenzeugen erlebt. Um so intensiver sucht nun das Gericht nach Indizien zum genauen Hergang der Tat.