1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

Streit um Kaliberg im Kreis Fulda: Kombination aus Rückbau und Abdeckung die Lösung?

Erstellt:

Von: Andreas Ungermann

Für den Kaliberg in Neuhof im Landkreis Fulda könnte eine Kombination aus Rückbau und Abdeckung in Betracht kommen.
Für den Kaliberg in Neuhof im Landkreis Fulda könnte eine Kombination aus Rückbau und Abdeckung in Betracht kommen. © Andreas Ungermann

Zur geplanten Haldenabdeckung in Neuhof hatte der Fuldaer Kreistag zuletzt eine Resolution mehrheitlich verabschiedet und K+S aufgefordert, alle möglichen Lösungen gleichberechtigt zu prüfen. Vor zwei Kreisausschüssen wurde die Diskussionsgrundlage nun verdeutlicht.

Petersberg/Neuhof - Die Haldenwässer, die über den Kaliberg in Neuhof im Landkreis Fulda abfließen, müssen reduziert werden. Diese Erkenntnis stellt niemand in Frage. Weder in der Politik, noch bei K+S und auch bei der Bürgerinitiative (BI) „Umwelt Neuhof – Natur Mensch Lebensraum“ wird dies bezweifelt.

Die BI hatte sich erfolgreich gegen ein Dickschichtverfahren zur Haldenabdeckung stark gemacht. Der Kreistag aus Fulda hatte zuletzt angekündigt, bei K+S weiter Druck zu machen. Eine überwältigende Mehrheit hatte für eine Resolution gestimmt. Davor hatte K+S zugesagt, auf die Dickschichtabdeckung im bisher geplanten Umfang zu verzichten

Streit um Kaliberg im Kreis Fulda: Kombination aus Rückbau und Abdeckung die Lösung?

Auf Grundlage eines Eckpunktepapiers sollen an einem Runden Tisch die Möglichkeiten ausgelotet werden. Das Verfahren steht ganz am Anfang. Die Beteiligten sind auf der Suche nach einem allseits akzeptierten Moderator.

Das wurde in Petersberg bei einer Sitzung der Kreistagsausschüsse für Landwirtschaft, Nachhaltigkeit und Klimaschutz sowie für Wirtschaft, Digitalisierung, Verkehr und Planung deutlich. Sowohl K+S als auch die BI legten dabei ihr „Potpourri“ an denkbaren Maßnahmen beziehungsweise ihre Interpretation des Eckpunktepapiers dar.

Seine spannendste Grafik zeigte Werksleiter Roland Keidel nach einer ausführlichen Unternehmenspräsentation: Überschrieben war diese mit „Möglichkeiten zur Verminderung von Haldenwässern“. Keidel gliederte diese in „Reduzierung von Rückständen“, worunter er die Weiterentwicklung von Aufbereitungsverfahren, die Entsalzung von Haldenwässer sowie den Versatz frischer Produktionsrückstände noch unter Tage zusammenfasste, und in den Rückbau oder die Abdeckung der Halde.

Beim Rückbau nannte er eine Verbringung von Material unter die Erde sowie eine Vermarktung von Rückständen als potenzielle Ansätze. Bei der Abdeckung brachte er neben mineralischen Abdeckverfahren auch eine Kunststoffdichtungsbahn und die Möglichkeit ins Spiel, den natürlichen Verdunstungseffekt zu verstärken.

Das Projekt hat eine landespolitische Komponente.

Landrat Bernd Woide (CDU)

„Das sind Ideen, mit denen wir uns auseinandersetzen. Vielleicht läuft es auf eine Kombination hinaus“, konstatierte der Werksleiter. Dazu gelte es, „alle sinnvollen Varianten ergebnisoffen zu prüfen“. Deutlicher drückte sich BI-Vorsitzender Marco Enders aus: Die Abraumhalde stelle eine Ewigkeitslast dar – ebenso wie die Pipeline zur Werra.

„Eine Abdeckung ohne einen vorherigen Rückbau ist aus unserer Sicht nicht denkbar. Nur dann können wir feststellen: Wie ist der Berg beschaffen? Wie sind die Schichten miteinander verbunden? Wie steht er auf dem Grund?“, sagte Enders namens der BI, die aktuell rund 1300 Mitglieder zählt – darunter K+S-Beschäftigte.

Gemeinsames Ziel müsse – das hatte Keidel ebenfalls erklärt – eine langfristige Fortführung des Bergbaus in der Gemeinde sein. Die hängt über das Jahr 2035 allerdings davon ab, ob die Problematik der Haldenwässer geklärt ist. Nachhaltig und konstruktiv wolle die BI die Thematik weiterverfolgen, ohne einen Schutzzielkonflikt zwischen Osthessen und den Weser-Anrainern heraufzubeschwören.

Kaliberg bei Neuhof: Bürgerinitiative identifiziert drei Phasen

„Die Reduzierung der Haldenwässer ist das Primärziel; aber es geht auch um den Schutz des Lebensraums für die Menschen in der Region, für die Tiere und Pflanzen.“ Laut Enders hat die BI drei Phasen identifiziert: Während der Planung und Konzeption müsse ein langfristiges und tragfähiges Konzept auf dem Betriebsgelände und in zeitlich überschaubarem Rahmen gefunden werden – wie im Eckpunktepapier festgehalten.

In der Betriebsphase gehe es darum, mit dem (teilweisen) Rückbau und der Abdichtung des Haldenplateaus zu beginnen und innovative Lösungen zu suchen. In der „Nachbetriebsphase“ solle der Fokus auf der Reduzierung der „Aufstandsfläche“ und deren ökologischer Renaturierung liegen. Ein „Maßnahmenpaket“ sei wahrscheinlich, stellte auch Enders fest.

Im Dialog um den Kaliberg, der laut Keidel nicht mehr in der Fläche, sondern „nur“ in der Höhe wachsen werde, wurde immer wieder auch betont, dass vom K+S-Werk in Neuhof in der Vergangenheit immer wieder Innovationen ausgegangen seien. Hier sieht Landrat Bernd Woide (CDU) darüber hinaus das Land Hessen in der Pflicht.

Podcast-Folge (5. Mai) zum Nachhören: Weiter dicke Luft am Kaliberg

„Das Projekt hat eine landespolitische Komponente“, sagt er. Mit der Kompetenz aus Hochschulen und Landesinstituten könne die Regierung in Wiesbaden den weiteren Prozess unterstützen, verdeutlichte Woide.

Seit Monaten hatten die Menschen in Fulda und Region über die umstrittenen Pläne von K+S diskutiert. Zwei Podcast-Folgen hatte unsere Zeitung dem Thema gewidmet (siehe unter anderem die obige Podcast-Folge). Außerdem hatten wir Ende März zu einem großen Dialogforum eingeladen.

Auch interessant