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Im Wald bleibt es gefährlich: Forstamtsleiter warnen vor brüchigen Ästen

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Von: Suria Reiche

Ein Spaziergang am oder im Wald ist derzeit nicht anzuraten, wie das Foto von einem Waldweg bei Lauterbach zeigt.
Ein Spaziergang am oder im Wald ist derzeit nicht anzuraten, wie das Foto von einem Waldweg bei Lauterbach zeigt. © Volker Nies

Es gibt wenige Orte, an denen es während eines Sturms so gefährlich ist wie im Wald. Ylenia, Zeynep und Antonia haben in der vergangenen Woche gewütet. Aber auch jetzt ist der Wald noch alles andere als sicher. Wie geht es dort weiter?

Fulda - „Der Schaden ist wohl nicht so hoch, wie wir befürchtet haben“, sagt Michelle Sundermann, Sprecherin des Landesbetriebs HessenForst, auf die Frage nach der Sturmbilanz der vergangenen Woche. Das bestätigt auch Jürgen Dickert, Bereichsleiter Dienstleistung und Hoheit beim Forstamt Burghaun. Ein gewisser Schaden sei entstanden, auch wenn der Landkreis Fulda eher glimpflich davongekommen sei, sagt er. Wenn die Sturmschäden in Burghaun aufgearbeitet sind, kann das Forstamt laut Dickert etwa 4000 Festmeter Schadholz verkaufen.

Im Forstamtsbereich Hofbieber sind es 5000 Festmeter im Staatswald, die beschädigt wurden. „Der Schaden ist also eher klein“, sagt Hofbiebers Forstamtsleiter Florian Wilshusen. So viel werde auch etwa im Monat gefällt werden. Er sowie der Fuldaer Forstamtsleiter David Nöllenheidt sind sich einig: Dem Sturm zum Opfer gefallen ist überwiegend Nadelholz wie zum Beispiel Fichten. Und zwar in Einzelwürfen – also nicht auf großen Flächen.

Fulda: Nach Stürmen - Forstamt warnt vor brüchigen Ästen im Wald

Auch in den Wäldern des Forstamts Burghaun seien überwiegend Nadelbäume betroffen. „Das liegt daran, dass diese Bäume sehr windanfällig sind“, sagt Nöllenheidt. Zudem bieten sie eine große Angriffsfläche, weil sie im Winter die Nadeln nicht verlieren. Sie zählen zu den Flachwurzlern. So seien sie vor allem in nassem, aufgeweichtem Boden empfindlich, wenn Stürme wüteten.

Dass der Boden gerade feucht ist, ist aber keineswegs schlecht, betont Wilshusen. „In den letzten Jahren gab es zu wenig Wasser. Durch den Regen in den vergangenen Tagen konnten die Speicher im Boden wieder aufgefüllt werden. Das ist super!“

Trockenheit sei auch einer der Gründe dafür gewesen, dass der Borkenkäfer in den Wäldern immer häufiger geworden ist. Bei 15, 16 Grad komme dieser aus dem Boden und stürze sich auf das Holz. Würden die umgefallenen Bäume auf den Waldböden liegenbleiben, könnte es also ein Problem geben. Denn Borkenkäfer finden in den herumliegenden Bäumen perfekte Bedingungen zum Brüten vor. (Lesen Sie hier: Mehr als 20.000 neue Bäume für den Hünfelder Stadtwald: Schäden durch Trockenheit und Borkenkäfer)

Die Käfer, die bei Befall der lebenden Bäume einen großen wirtschaftlichen Schaden anrichten, vermehren sich mit Vorliebe auf umgestürzten Exemplaren, da diese noch genügend Nahrung bieten, sich aber nicht mehr gegen Insekten wehren können. Als das Sturmtief Friederike im Jahr 2018 in Deutschland wütete, habe man es laut Nöllenheidt geschafft, die Waldflächen schnell aufzuarbeiten und dem Borkenkäfer so keinen Brutplatz zu bieten. „Dieses Mal haben wir ein ähnliches Szenario“, erklärt er.

Die Flächen mit umgefallenen Bäumen müssen abgegangen und das Holz muss abtransportiert werden. Darauf liegt nun das Hauptaugenmerk in den Forstämtern. Und das könne dauern. Weil die Mitarbeiter also noch eine Weile mit den Aufräumarbeiten beschäftigt sind, empfiehlt HessenForst, derzeit nicht in den Wäldern der Region spazieren zu gehen.

Video: Waldbesitzer warnen nach Stürmen vor Spaziergang im Wald: „Lebensgefahr“

Sundermann bittet die Bevölkerung, etwaige Absperrungen zu respektieren. Die Aufräumarbeiten seien nicht nur für die Mitarbeiter von HessenForst gefährlich. Jeder, der eine Absperrung ignoriere, riskiere sein Leben. Dickert sagte am Mittwoch, dass in den Wäldern um Burghaun gerade damit angefangen wurde, die Waldwege zu räumen.

Die durch den Sturm umgefallenen Bäume, die auf dem Waldboden liegen, werden auf eine feste Straße gezogen und auf ihre Qualität überprüft. Dann wird das Holz verkauft. Die Abnehmer dafür könnten verschiedener kaum sein. Aber egal, ob es das Transportwesen ist, die Papierherstellung oder ob es Abnehmer sind, die das Holz zum Verbrennen nutzen, der Markt ist aufnahmefähig. Das sagt Nöllenheidt, der die Situation auch deswegen als „verkraftbar“ beschreibt. Und auch Wilshulsen sagt: „Die Nachfrage ist riesig!“

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