Tampons und Binden für alle: Schülerrat im Kreis Fulda fordert Gratis-Menstruationsartikel auf Schultoiletten

Kostenlose Tampons und Binden auf Schultoiletten – das fordert die Schülervertretung im Landkreis Fulda. Damit folgt sie dem Beispiel anderer deutscher Städte und hofft auf eine Verbesserung im Umgang mit dem „Schamthema“.
Kreis Fulda - Schottland hat es bereits vorgemacht: Vor etwa einem halben Jahr beschloss das Parlament in Edinburgh einstimmig, in Zukunft Menstruationsprodukte kostenlos an öffentlichen Orten – vor allem Schulen und Universitäten – anzubieten. Einstimmig wurde nun auch während einer digitalen Sitzung des Schülerrats im Landkreis Fulda beschlossen, dass die Forderung nach gratis Menstruationsartikeln in Schultoiletten gestellt werden soll, berichtet Moritz Bindewald, Co-Vorsitzender der Schülervertretung.
Fulda: Schülerrat fordert Tampons und Binden gratis auf Schultoiletten
Die Produkte seien schließlich „ganz normal, so wie Toilettenpapier“, und müssten den Mädchen deshalb durchgehend zur Verfügung stehen. Geplant sei, eine Vielfalt von Produkten anzubieten – sowohl Tampons als auch Binden in verschiedenen Größen. Wie genau die Artikel bereitgestellt werden sollen, sei noch zu klären. So könne man beispielsweise Spender an der Wand anbringen oder einfache Körbe verwenden. (Lesen Sie auch hier: „Plogging“ bei der RhönEnergie-Challenge: Projekt für Schulen rückt Nachhaltigkeit in den Fokus)
Der Vorschlag sei bereits im vergangenen Jahr von mehreren Delegierten vorgetragen worden, doch durch die Corona-Pandemie habe man das Vorhaben zurückgestellt. Nun ist das Thema wieder aufgegriffen worden – unter anderem, weil es zurzeit für mediale Aufmerksamkeit sorge. Denn auch in Mecklenburg-Vorpommern fordert der Landesschülerrat laut einer Pressemitteilung flächendeckend kostenlose Menstruationsprodukte an Schulen, und in der Landeshauptstadt von Hessen Wiesbaden sei ein entsprechendes Pilot-Projekt gestartet, das von der Stadt finanziert werde.
Daneben hätten auch andere Gründe zu dem einstimmigen Beschluss geführt, wie zum Beispiel die finanzielle Belastung der Heranwachsenden durch den Bedarf an Hygieneartikeln. „Es sollte auf keinen Fall eine Frage des Geldbeutels sein, ob man Zugang zu den Artikeln hat“, bemerkt Bindewald. Der 18-Jährige kritisiert außerdem, dass die Menstruation weiterhin als „Schamthema“ betrachtet werde, erkenne aber gleichzeitig ein „Umdenken“ bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Deshalb wolle man auch einen Antrag stellen, dass im Biologieunterricht an den Schulen umfangreicher über das Thema aufgeklärt werde.
Video: Schottland - Binden und Tampons bald kostenlos erhältlich
Das Gegenargument, dass es zu Schwierigkeiten bei der Entsorgung der Produkte kommen könne, hält der Co-Vorsitzende für „unsinnig“. Die Mädchen hätten schließlich auch derzeit ihre Periode und würden Hygieneartikel in der Schule entsorgen – nur müssten sie diese selbst bezahlen. Ein Missbrauch der kostenlosen Produkte könne zwar nicht ausgeschlossen werden, doch auch das sei kein Grund, auf die Bereitstellung zu verzichten. Die Vorteile würden überwiegen. Deshalb hofft Bindewald, dass die „innovative Politik“ der Schülervertretung von den Fuldaer Entscheidungsträgern unterstützt wird.
Der nächste Schritt sei nun ein Gespräch mit Landrat Bernd Woide (CDU) und Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU). Ein Gesprächstermin sei bereits angefragt worden – eine Antwort gab es noch nicht. Die Schülervertretung will sich darüber hinaus an Parteien in der Region wenden. Vereinzelte Antworten habe es schon gegeben, aber zu konkreten Ergebnissen sei es nicht gekommen. Die Schülervertretung hofft auf einen baldigen Termin und wünscht sich einen „schnellen, nachhaltigen und unbürokratischen Prozess“.