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Rabatt kommt nicht an: Tankstellenpächter bekommen Frust zu spüren

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Von: Suria Reiche

Die hohen Spritpreise belasten Unternehmen. Erste Firmen geben die höheren Kosten an Kunden weiter.
Die Steuersenkung auf Diesel und Benzin durch die Bundesregierung kommt kaum bei den Verbrauchern an. (Symbolbild) © Marijan Murat/dpa

Seit dem 1. Juni gibt es an den Tankstellen Steuersenkungen auf Benzin und Diesel. Im Geldbeutel der Autofahrer macht sich das kaum bemerkbar. Den Frust bekommen auch in Fulda nicht selten die Tankstellenpächter zu spüren, wie sie erzählen.

Fulda - Matthias Hahner, einer von zwei Eigentümern der OIL-Tankstelle in Künzell, schildert: „Wir kriegen die volle Wucht ab. Jeder dritte oder vierte Kunde ist sauer.“ Während Beleidigungen infolge der hohen Spritpreise auch in Fulda schon regelrecht zur Tagesordnung gehören, gipfelte es vor kurzem in einer enttäuschten Kundin, die ihre letzten Centstücke nach ihm schmiss.

Fulda: Tankrabatt kommt nicht an - Kunden an der Zapfsäule sind sauer

„Für sie wäre das alles Abzocke und wir als Eigentümer würden die Preise umstellen.“ Dabei ist genau das ein großer Trugschluss: Die Preise der Tankstellen werden von Zentralen deutschlandweit gesteuert und mehrfach täglich angepasst.

„Je günstiger der Sprit, desto besser für uns als Tankstelle. Je teurer das Benzin, desto schlechter für uns“, erklärt Hahner. Er führt fort: „Wir bekommen eine feste Provision. Die ist unabhängig vom Spritpreis.“ Regelmäßig eskalierende Diskussionen sind für Hahner nicht nur übergriffig, sondern auch einfach nicht angebracht.

Neben sonst üblichen Preissprüngen von fünf bis zehn Cent, gab es vor dem Tankrabatt in der Tankstelle des Eigentümers so hohe Sprünge wie nie zuvor: Innerhalb einer Minute seien die Preise um 14 Cent in die Höhe geschnellt. (Lesen Sie auch: Wirrwarr an den Zapfsäulen in Hessen: Spritpreise gehen rauf und runter)

Zweieinhalb Tage nach Einführung des Tankrabatts seien die Preise wieder auf dem Niveau von zuvor gewesen, so Hahner. Er ist sich bei den hohen Spritpreisen sicher: „Wir bleiben dort stehen. Das wird nie mehr runtergehen.“

Pächter bezeichnet Tankrabatt als „kompletten Fehlschlag“

„Das, was die Politik da gemacht hat, war ein kompletter Fehlschlag“, bemängelt Thomas Göttler, Pächter des TotalEnergie-Autohofs in Eichenzell. Die Preissprünge des Treibstoffs seien enorm: Etwa zehn Mal am Tag, alle zwei Stunden, variieren die Preise aktuell zwischen 20 und 25 Cent – und damit um fast doppelt so viel wie vor dem Tankrabatt.

Seine Kunden, zum großen Teil Lastkraftwagenfahrer, überziehen derweil die Tanklimits ihrer Flottenkarten. Die Folge: Der Pächter muss sich erst die Freigabe beim zuständigen Flottenkartenunternehmen beschaffen. Das koste Zeit und helfe niemandem.

Hussein Chahine steht im TotalEnergies-Autohof Eichenzell an der Kasse.
Hussein Chahine, der im TotalEnergies-Autohof Eichenzell arbeitet, muss den Kunden oft erklären, dass die Tankstellenpächter nicht vom Spritpreis profitieren. © Memento36

Auch viele Privatpersonen lassen Thomas Göttler ihren Unmut spüren: „Sie denken, die Preise schießen genau dann in die Höhe, wenn sie am Autohof eintreffen.“ Dabei profitiere der Pächter nicht von der Preiserhöhung. Er bekomme pro Liter einen Cent Provision. Aufgrund der steigenden Preise verzeichnet Göttler eher Kraftstoffrückgänge. Er vermutet, dass das nun überschüssige Geld der Preissteigerung in die Hände der Mineralölkonzerne und des Staates fließt.

Steuersenkung auf Benzin und Diesel kommt nicht bei Verbrauchern an

Auch das Personal der Walther-Tankstelle in Neuhof bekommt den Unmut der Kundschaft regelmäßig zu spüren. „Gesunken sind die Sprit-Preise weiß Gott nicht“, sagt Lioba Schulz. Sie arbeitet seit 20 Jahren in der Tankstelle in Neuhof und weiß, dass sie hier oft als Prellbock für die Kunden herhalten muss. Denn manche von ihnen seien ob der nicht wirklich gesunkenen Preise verärgert. „Aber sich darüber aufzuregen, bringt nichts“, sagt sie.

Betroffene

Wie Speditionen, Pflegedienste und Taxi-Unternehmen mit den hohen Spritpreisen umgehen, das lesen Sie in der Dienstagausgabe der Fuldaer Zeitung und im E-Paper.

Sabine Penzel-Schell ist die Inhaberin der Avia-Tankstelle in Gersfeld. Hier tanken meist Leute, die einen Ausflug in die Rhön machen. „Und die sind froh, dass sie nach den Pandemie-Jahren wieder raus und etwas unternehmen dürfen“, sagt sie. Ihr ist es wichtig zu betonen, dass sie als Inhaberin der Tankstelle keinen Einfluss auf die Preise für den Sprit habe. Und auch davon, ob sie hoch seien oder nicht, habe sie nichts. „Wenn die Preise hoch sind und die Leute deswegen nicht oder nur wenig tanken, habe ich nichts vom höheren Preis, sondern verdiene weniger“, sagt sie.

Hohe Spritpreise trotz Steuersenkung: Tankstellen müssen sich vor Kundschaft rechtfertigen

Trotzdem bekommen sie und ihre Mitarbeiter hier in der Tankstelle viel zu hören. Auch viel Ärger und Kritik an der Regierung, die für drei Monate auf einen Teil der Steuer für Benzin und Diesel verzichten will, um Autofahrern zu helfen. Wirklich billiger ist der Preis für den Sprit aber nicht geworden. „Die Leute sind unzufrieden. Aber das sind sie auch bei den Preisen an der Supermarktkasse momentan“, sagt Penzel-Schell. (Von Suria Reiche und Anne Burkard)

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