„Das, was die Politik da gemacht hat, war ein kompletter Fehlschlag“, bemängelt Thomas Göttler, Pächter des TotalEnergie-Autohofs in Eichenzell. Die Preissprünge des Treibstoffs seien enorm: Etwa zehn Mal am Tag, alle zwei Stunden, variieren die Preise aktuell zwischen 20 und 25 Cent – und damit um fast doppelt so viel wie vor dem Tankrabatt.
Seine Kunden, zum großen Teil Lastkraftwagenfahrer, überziehen derweil die Tanklimits ihrer Flottenkarten. Die Folge: Der Pächter muss sich erst die Freigabe beim zuständigen Flottenkartenunternehmen beschaffen. Das koste Zeit und helfe niemandem.
Auch viele Privatpersonen lassen Thomas Göttler ihren Unmut spüren: „Sie denken, die Preise schießen genau dann in die Höhe, wenn sie am Autohof eintreffen.“ Dabei profitiere der Pächter nicht von der Preiserhöhung. Er bekomme pro Liter einen Cent Provision. Aufgrund der steigenden Preise verzeichnet Göttler eher Kraftstoffrückgänge. Er vermutet, dass das nun überschüssige Geld der Preissteigerung in die Hände der Mineralölkonzerne und des Staates fließt.
Auch das Personal der Walther-Tankstelle in Neuhof bekommt den Unmut der Kundschaft regelmäßig zu spüren. „Gesunken sind die Sprit-Preise weiß Gott nicht“, sagt Lioba Schulz. Sie arbeitet seit 20 Jahren in der Tankstelle in Neuhof und weiß, dass sie hier oft als Prellbock für die Kunden herhalten muss. Denn manche von ihnen seien ob der nicht wirklich gesunkenen Preise verärgert. „Aber sich darüber aufzuregen, bringt nichts“, sagt sie.
Wie Speditionen, Pflegedienste und Taxi-Unternehmen mit den hohen Spritpreisen umgehen, das lesen Sie in der Dienstagausgabe der Fuldaer Zeitung und im E-Paper.
Sabine Penzel-Schell ist die Inhaberin der Avia-Tankstelle in Gersfeld. Hier tanken meist Leute, die einen Ausflug in die Rhön machen. „Und die sind froh, dass sie nach den Pandemie-Jahren wieder raus und etwas unternehmen dürfen“, sagt sie. Ihr ist es wichtig zu betonen, dass sie als Inhaberin der Tankstelle keinen Einfluss auf die Preise für den Sprit habe. Und auch davon, ob sie hoch seien oder nicht, habe sie nichts. „Wenn die Preise hoch sind und die Leute deswegen nicht oder nur wenig tanken, habe ich nichts vom höheren Preis, sondern verdiene weniger“, sagt sie.
Trotzdem bekommen sie und ihre Mitarbeiter hier in der Tankstelle viel zu hören. Auch viel Ärger und Kritik an der Regierung, die für drei Monate auf einen Teil der Steuer für Benzin und Diesel verzichten will, um Autofahrern zu helfen. Wirklich billiger ist der Preis für den Sprit aber nicht geworden. „Die Leute sind unzufrieden. Aber das sind sie auch bei den Preisen an der Supermarktkasse momentan“, sagt Penzel-Schell. (Von Suria Reiche und Anne Burkard)