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Alle Filialen nach Hacker-Attacke betroffen: Die Folgen beim Lebensmittelhändler Tegut in Fulda sind extrem

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Von: Volker Nies

Nach dem Cyber-Angriff auf den Lebensmittelhändler Tegut in Fulda Ende April dauern die Ermittlungen an.
Nach einem Cyber-Angriff vor zehn Tagen sind die Auswirkungen beim Lebensmittelhändler Tegut in Fulda enorm. © Volker Nies/Fuldaer Zeitung

Die Folgen sind extrem: Regale sind leer, Sonderangebote fallen aus, Lieferungen können nicht durchgeführt werden. Ein Hacker-Angriff vor einigen Tagen macht Tegut weiter zu schaffen.

Osthessen - „Unser Unternehmen hat schon bessere Zeiten gesehen“, sagt Unternehmenssprecher Matthias Pusch. Nach einem Hacker-Angriff auf das IT-Netzwerk schaltete Tegut vor zehn Tagen alle Computersysteme ab. Das Unternehmen in Fulda richtete einen Krisenstab ein und schaltete die Polizei ein. Zur Frage, ob die Firma von Hackern erpresst werde – wie es in anderen attackierten Unternehmen der Fall war – wollte sich Pusch nicht äußern.

Die Attacke und das Herunterfahren der Systeme lähmt die gesamte Warendisposition: Die Filialen erhalten ihren Warennachschub normalerweise automatisch aus der Zentrale – abhängig davon, welche Produkte gerade gut gehen. Dieses Warenwirtschaftssystem ist abgeschaltet. „Sämtliche automatischen Prozesse sind vom Abschalten unserer Netzwerke betroffen“, berichtet Pusch.

Fulda: Schwere Folgen eines Hacker-Angriffs bei Tegut - Leere Regale

Die Filialen können ihre Bestellungen nicht einmal per E-Mail in die Zentrale durchgeben, denn auch das Mailsystem ist abgeschaltet. Die Mitarbeiter in den 283 Filialen müssen jetzt durch die Regale gehen und mit Zettel und Stift aufnehmen, welche Produkte fehlen. Diese Information geben sie dann per Telefon in die Zentrale weiter. „Gemessen daran, wie schwer wir durch den Hacker-Angriff getroffen sind, sieht es in den Filialen sehr gut aus“, sagt Pusch.

Weil die Angestellten mit dem Waren nachordnern nicht so schnell sind wie die Computer, gibt es Lücken in den Regalen – im gesamten Tegut-Netz. In den Filialen werden die Kunden schon am Eingang mit Plakaten darauf hingewiesen, dass es in dieser Woche wegen des Hacker-Angriffs keine Aktionsangebote gibt, wie es sie sonst jede Woche gibt. An einigen Regalen, vor allem Kühlregalen, bittet die Kette auf Schildern um Verständnis, dass wegen des Angriffs Waren fehlen.

Regale sind leer, Lieferung fallen aus: Das sind die Folgen des Hacker-Angriffs bei Tegut

Kunden in Altenheimen, die sonst regelmäßig beliefert wurden, berichten, dass sich die Fahrer entschuldigt hätten: Sie könnten jetzt nicht liefern. Andere Kunden erklären, dass das Zahlen mit Karte länger dauert als sonst.

Es ist nicht so, dass die Kunde vollkommen leere Regale vorfinden, aber es gibt Lücken, die man bei Tegut sonst höchst kurz vor Weihnachten sieht. In den Kaiserwiesen in Fulda fehlten am Mittwoch einige Sorten Chips und mehrere Getränkesorten. Die größten Lücken gab es im Kühlregal bei den Milchprodukten.

In der Tegut-Filiale im Hünfelder Haunecenter waren die Kühltheken mit den frischen Molkereiprodukten am Mittwoch etwa zu drei Vierteln befüllt. Augenfällige Lücken waren lediglich im Bereich mancher alkoholfreier Getränke zu registrieren sowie beim Toilettenpapier. Auch in dem Tegut-Markt in der Breitenbacher Straße in Schlüchtern gab es am Mittwoch die größten Lücken im Kühlregal. Kuchen, manche Getränke und auffallend viele Nudelsorten fehlten ebenfalls. Auch im Kreis Hersfeld-Rotenburg sowie in Kassel waren Tegut-Filialen von den Folgen des Hacker-Angriffs* betroffen, wie die Gießener Allgemeine berichtet.

Video: Datendiebstahl im Netz - So schützt man sich

„Wir arbeiten mit IT-Experten unter Hochdruck daran, dass wir die Probleme in den Griffe bekommen. Die Kunden werden sehen, dass es jeden Tag ein bisschen besser läuft. Wann es wieder ganz rund läuft, wissen wir nicht“, sagt Pusch.

Die finanziellen Auswirkungen des Cyberangriffs ließen sich noch nicht abschätzen, äußert er. Für Tegut sei es der erste Cyberangriff dieser Größenordnung. Der Lebensmittelhändler erwirtschaftete mit mehr als 7000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von zuletzt 1,26 Milliarden Euro. Er gehört zur Schweizer Migros-Genossenschaft. *hna.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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