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Die letzten Telefonzellen verschwinden: Telekom stellt Dienste in Fernsprechhäuschen bis Ende Januar ein

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Von: Suria Reiche

Öffentliches Telefon Buttermarkt Fulda
Bis Januar sollen alle öffentlichen Telefone abgebaut werden. Auch die am Buttermarkt in der Innenstadt. © Suria Reiche

Was vor ein paar Jahrzehnten noch für Aufschreie gesorgt hätte, wird heute, in Zeiten, in denen fast jeder mindestens ein Handy hat, allenfalls noch mit einem Schulterzucken wahrgenommen. Die Telekom baut Ende Januar auch die letzten Telefonzellen im Land ab.

Fulda - Man kann es nicht beschönigen: In deutschen Telefonzellen telefoniert schon lange kaum einer mehr. „Der Bedarf an öffentlichen Telefonen ist bundesweit seit Jahren stark rückläufig“, bestätigt ein Sprecher der Telekom. Öffentliche Telefonzellen werden deswegen seit Längerem im Einvernehmen mit den Kommunen und Gemeinden abgebaut.

Mehr als 90 Prozent der ehemals über 160.000 öffentlichen Telefone wurden in den letzten Jahren bereits demontiert. Der Grund: In Zeiten des Mobilfunks nutzt sie niemand mehr. In einigen Städten führen sie quasi ein zweites Leben und wurden, wie am Universitätsplatz in Fulda zu Bücherzellen umgebaut.

Fulda: Telekom baut letzte Telefonzellen bis Ende Januar ab

Jetzt folgen rund 12.000 öffentliche Telefone, welche ebenfalls abgeschaltet werden, heißt es von der Telekom. Und zwar sukzessive: Nostalgiker können noch bis zum 21. November mit Münzgeld einen Anruf an öffentlichen Telefonzellen starten. Wie viele davon es im Fuldaer Stadtgebiet oder auch im Kreis noch gibt und wo sie stehen, kann die Telekom nicht beantworten und bittet um Verständnis.

Aufruf

Nostalgiker haben nicht mehr allzu lange Zeit, ein letztes Gespräch von einer der übriggebliebenen Telefonzellen zu führen. Aber vielleicht haben Sie früher schon ein besonderes Telefonat aus einer solchen geführt? Oder ein anderes Erlebnis gehabt? Falls ja, dann schicken Sie uns eine Mail bis Freitag (4. November) 12 Uhr, mit Ihrem Namen Alter und Wohnort, in der Sie das Erlebte beschreiben. Die Redaktion freut sich, wenn sie die Geschichten in einer der kommenden Ausgaben erzählen darf.

E-Mails bitte an: lokales@fuldaerzeitung.de

Nachdem die Münzzahlfunktion noch in diesem Monat deaktiviert wird, folgt dann ab Ende Januar auch die Einstellung der Zahlungsfunktion mittels Telefonkarten und somit der gesamte Telekommunikationsdienst an den öffentlichen Telefonen. In Telefonzellen kann dann also gar nicht mehr telefoniert werden. „Die Gründe für den Abbau der öffentlichen Telefone sind vielschichtig“, so der Telekom-Sprecher. (Lesen Sie hier: Aus „Kerber“ wird multifunktionales Stadtquartier: Fulda erhält 2,63 Millionen Euro vom Bund)

An erster Stelle ist es natürlich der Mobilfunk. „Heute hat quasi jeder seine ,persönliche Telefonzelle’ dabei.“ Die Nutzung der öffentlichen Telefonie gehe somit gegen Null. Die Zellen sind also alles andere als wirtschaftlich für die Telekom. Genauer gesagt wurde an einem Drittel der öffentlichen Telefone im letzten Jahr kein einziges Gespräch geführt. Im Schnitt mache ein öffentliches Telefon bei der Telekom nur noch wenige Euro Umsatz pro Monat.

„Das steht in keinem Verhältnis zu den Unterhaltungskosten, die den Umsatz um ein Vielfaches übersteigen. Die Kosten summieren sich aus den Betriebskosten, der Standmiete und Reinigung sowie auch immer wieder den Kosten für die Beseitigung von Schäden, zum Beispiel durch Vandalismus und Diebstahl zusammen“, erklärt der Sprecher von der Telekom. Darüber hinaus gestalte sich die Beschaffung von Ersatzteilen immer schwieriger. Sie würden kaum noch produziert und seien teilweise gar nicht mehr erhältlich.

Video: Telefonzellen-Recycling

Neuere Entwicklungen bei externen Zulieferern erschwerten zunehmend die Instandhaltung. Zudem werden die geplanten Rückbaumaßnahmen erheblich Energie einsparen. Im Schnitt verbrauche ein öffentliches Telefon zwischen 500 und 1250 Kilowattstunden im Jahr – je nach Ausstattung. Mit der Abschaltung der ungenutzten Technik lassen sich so zwischen 6 und 15 Millionen Kilowattstunden jährlich einsparen. Das entspreche dem Stromverbrauch von mehreren Tausend Wohnungen.

Nach dem Abbau der Telefonzellen, der voraussichtlich Anfang 2025 abgeschlossen sein soll, werden diese laut Telekom fachgerecht entsorgt, recycelt oder zum Kauf angeboten, wenn sie noch in einem guten Zustand sind. Rund ein Viertel der Standorte würden als sogenannte Small Cells, also kleine Antennen für die Verbesserung des örtlichen Mobilfunks, ohne öffentliche Telefonfunktion weiter genutzt.

Übrigens: Bis Ende 2021 hielt der Gesetzgeber die öffentlichen Telefone für wichtig für die Grundversorgung der Bevölkerung.

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