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Sorge um Masten auf der Haube: Tennet-Planung für Fulda-Main-Leitung ist wieder völlig offen

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Von: Andreas Ungermann

Stromleitung
Den Anwohnern bereiten die geplanten Korridore für die Fulda-Main-Leitung Sorgen. (Symbolbild) © Patrik Stollarz/dpa

2031 soll die 130 Kilometer lange Fulda-Main-Leitung – eine 380-kV-Wechselstromtrasse von Mecklar über Dipperz nach Bergrheinfeld – ans Netz gehen. Netzbetreiber Tennet bereitet die Anträge vor und sucht nach Widerständen im Raum – auf Gegenliebe stößt das Projekt nicht.

Fulda - Gut 65 Bürgerinnen und Bürger hatten sich für den Infomarkt zur Stromtrasse Fulda-Main-Leitung angemeldet. Ein Großteil von ihnen findet schon am frühen Donnerstagabend den Weg ins Petersberger Propsteihaus, um sich über mögliche Trassenverläufe und mögliche Raumwiderstände oder Notwendigkeiten und technische Daten solcher Leitungen zu informieren. Während es an den meisten Ständen ruhig bleibt, bekommt ein Genehmigungsplaner des Netzbetreibers Tennet Gegenwind zu spüren.

Fulda: Tennet-Planung für Fulda-Main-Leitung ist wieder völlig offen

Und der weht ihm kräftig aus Uttrichshausen entgegen. Dort nämlich bereiten den Anwohnern jene Korridore Sorgen, die die Bundesnetzagentur Tennet erst im August als zu prüfende Varianten ins Hausaufgabenheft geschrieben hat. Vorgabe für die Leitungsplanung ist eine Bündelung verschiedener Belastungen. (Lesen Sie hier: Neue Suchräume im Südkreis: Tennet informiert über Planungsstand zur Fulda-Main-Leitung)

Dazu zählen etwa bestehende Stromleitungen, Bahntrassen oder eben auch Autobahnen wie die A 7, an der sich die Fulda-Main-Leitung in Streckenteilen orientiert. Genau hier aber setzt die Argumentation Uttrichshausens Ortsvorstehers Volker Röbig an: „Es kann nicht sein, dass ein Ort alles abbekommt. Was ist das denn bitte für eine Planung!?“, fragt der Uttrichshäuser und spricht von einer Überbündelung in dem Kalbacher Ortsteil.

Gerade die neu von Tennet zu prüfenden Querspangen, die etwa über die Große Haube führen, sieht Röbig kritisch. Er führt etwa den dortigen Flugplatz an: „Für den gibt es doch einen Bestandsschutz.“ Topografie, Wohnbebauung, Naturschutzbelange und eben auch andere Belastungen – all das sei seiner Meinung nach zu wenig in der Planung berücksichtigt.

„Es kann nicht sein, dass ein Ort alles abbekommt“

„Wir haben permanent Eingaben geschrieben, aber die sind scheinbar für den Papierkorb“, sagte der Ortsvorsteher und zog Parallelen zum Autobahnbau. Uttrichshausen werde schon unter dem Brückenbau zu leiden haben, und auch beim Neubau der Parkplätze am westlichen Rastplatz würden die Anregungen der Uttrichshäuser nicht beachtet.

Entschieden ist bei Tennet indes noch nichts. Bis die Anträge eingereicht werden, werde es noch gut eineinhalb Jahre – bis Mitte oder gar Ende 2024 – dauern, erklärt Pressesprecher Thomas Wagner und verweist auf eine Neuerung: „Wir prüfen im jetzigen Verfahrensstand alle Suchkorridore gleichberechtigt. Eine Vorzugsvariante entlang der A 7 gab es zwar einmal. Aber das ist nicht mehr der Fall.“

Mittlerweile dürfe der Netzbetreiber nach gesetzlichen Vorgaben eine solche gar nicht mehr ausweisen. Früher hingegen war er dazu verpflichtet. Bei Tennet sei man sich bewusst, dass das für Verwirrung und womöglich andernorts, wo man nicht mehr mit den Masten gerechnet habe, für einen Aufschrei sorgt.

Überhaupt stellen bei den Anwesenden die Masten im Wesentlichen die großen Sorgen dar. Peter Schramm aus Poppenhausen, der noch ein Waldstück bei Loheland hat, sieht sich durch die Pläne nicht beruhigt. „So eine Riesenleitung an Hof und Wald, das ist nicht ohne“, meint er. Wohler wäre ihm – im Gegensatz zu den Uttrichshäusern eine Bündelung an der Autobahn. Ähnliche Befürchtungen vor hohen Masten treiben auch Johannes Koch aus Hattenhof um, der zu bedenken gibt, dass bei einer der neu zu prüfenden Querspangen der Rippberg mit seinen Bodendenkmälern und der Schwarzstorchpopulation betroffen wäre.

Geplante Fulda-Main-Leitung: Masten stellen die großen Sorgen dar

Herbert Schmitt aus Marbach, betont: „Wir liegen in Deutschlands Mitte, dass hier auch Leitungen gebaut werden und es schwierig ist, hier durchzukommen, ist mir klar. Aber wir müssen auch sehen, dass wir die Natur für unsere Region und Kinder bewahren.“ Ihm war es deshalb wichtig, den Tennet-Planern Hinweise auf seltene Tiere mit auf den Weg zu geben – Zauneidechse, Feuersalamander und Kreuzotter nennt er als ein Beispiel.

Für ebensolche Hinweise, wie sie etwa die Gemeinde Eichenzell auch zu einem geplanten Wohngebiet gegeben habe, seien die Infomärkte auch für Tennet wichtig. „Dann müssen wir nicht 26-seitige Eingaben im Detail durchackern, sondern kriegen auf kurzem Wege wichtige Infos“, sagt Thomas Wagner. Und um eben diese Kenntnis zu Siedlung, Naturschutz, bestehenden Strom-, Bahn- und Autotrassen geht es nun bei der Ermittlung der Raumwiderstände.

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