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52 Wildvögel in Käfigen und Fallen gehalten: Tierschützer zeigen Mann aus Hosenfeld an

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Von: Hartmut Zimmermann

Ein Mann aus Hosenfeld hat mehr als 50 Wildvögel - darunter auch Stieglitze (siehe Foto) - auf seinem Grundstück gehalten und möglicherweise gefangen. (Symbolfoto)
Ein Mann aus Hosenfeld hat mehr als 50 Wildvögel - darunter auch Stieglitze (siehe Foto) - auf seinem Grundstück gehalten und möglicherweise gefangen. (Symbolfoto) © Patrick Pleul/dpa

„Kein Urlaubsort wo Vogelmord“ – so lautete schon vor Jahrzehnten ein Kampagnenspruch der Organisationen, die sich gegen den Fang von Wildvögeln vor allem rund ums Mittelmeer wandten. Doch illegalen Vogelfang gibt es auch heute noch – auch im Landkreis Fulda. 

Hosenfeld - 52 Wildvögel, vom Dompfaff bis zum Zeisig, hatte ein Mann aus Hosenfeld im Jahr 2021 verbotenerweise auf seinem Grundstück möglicherweise gefangen und jedenfalls gehalten. Das Amtsgericht Fulda hat ihn zu einer Geldstrafe verurteilt.

Der Fall sei nicht das einzige Delikt dieser Art, berichtet die Staatsanwaltschaft Fulda. Daher sei die Ermittlungsbehörde mit Einzelheiten wie dem Alter des Täters zurückhaltend. Es gebe noch mindestens einen gleichgelagerten Vorgang: „Die Ermittlungen dauern noch an“, schreibt Franziska Kirchner für die Pressestelle der Staatsanwaltschaft.

Fulda: Tierschützer zeigen Vogelfänger an - 50 Wildvögel in Käfigen

Damit bleibt unklar, ob der Hosenfelder, zu dem die Staatsanwaltschaft keine weiteren Angaben macht, mit den Singvögeln gehandelt hat oder wie er in ihren Besitz gekommen ist. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde er wegen Verstoß gegen den Paragrafen 71 des Bundesnaturschutzgesetzes verurteilt. Darin ist unter anderem geregelt, dass es verboten ist, wild lebende Tiere „in Besitz oder Gewahrsam zu nehmen“.

Als die Polizei im Oktober 2021 das Grundstück des Hosenfelders durchsuchte, habe dieser 52 Vögel in Käfigen und Lebendfallen gefangen gehalten. Die Tiere – Girlitze, Stieglitze, Grünfinken, Erlenzeisige, Buchfinken und Dompfaffen – seien nicht mit den zugelassenen Markierungen beringt gewesen. Eine Polizeimeldung zu dem Vorgang hatte es im Herbst 2021 nicht gegeben.

Das Amtsgericht Fulda verhängte im April eine Geldstrafe in Höhe von 50 Tagessätzen gegen den Hosenfelder. Wie hoch die Sätze festgelegt wurden, die sich an der wirtschaftlichen Situation des Angeklagten orientieren, teilte die Staatsanwaltschaft nicht mit. Das Verfahren war ohne öffentliche Hauptverhandlung abgeschlossen worden. (Lesen Sie auch: Ungewöhnlich viele tote Vögel in Hünfeld: Spiegelnde Glasfassade als Ursache?)

„Komitee gegen den Vogelmord“ entdeckt Voliere und zeigt Hosenfelder an

Auskunftsfreudiger ist in der Sache der in Bonn ansässige Verein „Komitee gegen den Vogelmord“. Im von ihm herausgegebenen „Artenschutzbrief“ berichtet er auf einer ganzen Seite über den Vorgang. „Illegaler Fanggarten für Singvögel im Kreis Fulda“ lautet die Überschrift.

Dass Polizei und Staatsanwaltschaft in Hosenfeld aktiv wurden, geht offenbar auf eine Anzeige seitens des Vereins zurück. Ein Team des Komitees habe in Hosenfeld eine große Voliere mit zahlreichen Wildvögeln entdeckt – allesamt ohne die vorgeschriebenen Artenschutzringe.

Recherchen hätten zudem ergeben, dass auf dem Areal nicht nur Wildvögel gehalten, sondern auch gefangen würden. Der Mann sei ein als Vogelliebhaber bekannter 70-jähriger Rentner. Er habe auf seinem Grundstück an einem eigens angelegten Sonnenblumenbeet und an einem Futterhäuschen auch Netzfallen verwendet. Die Komitee-Mitglieder mutmaßen zudem, dass der Mann die gefangenen Tiere auch zum Verkauf angeboten hat. (Lesen Sie auch: Brieftaubenzucht ist Kulturerbe: Ex-Lehrer aus Flieden hält seltenes Hobby hoch)

„Millionengeschäft“ mit Singvögeln

Experten berichten über illegale Geschäfte mit eingefangenen Singvögeln. Immer wieder würden Singvögel gefangen, um ihren örtlichen Vogel-Dialekt in die Züchtung einfließen zu lassen. So zitierte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) vergangenes Jahr Eric Neuling vom Naturschutzbund Deutschland (NABU).

Das verspreche gute Chancen bei Gesangswettbewerben. „Das Thema Gesangswettbewerbe haben wir eher im ländlichen Raum – im Harz, im Erzgebirge. Der Fink, der am schönsten singt, bekommt einen Preis.“ Ein Mann war festgenommen worden, nachdem er rund 250 Wildvögel in seinem Auto transportiert hatte.

Den Verkauf illegal eingefangener Vögel bezeichnet Axel Hirschfeld, Pressesprecher des „Komitees gegen den Vogelmord“, als „Millionengeschäft“. Er schätzt laut dpa, dass eine Individuen-Anzahl im hohen fünfstelligen Bereich durch Deutschland geschmuggelt wird oder hier auf den Markt kommt.

Nachdem der Verein eine 28-seitige Strafanzeige formuliert habe, sei die Polizei mit einem Durchsuchungsbeschluss zu einer Razzia nach Hosenfeld gekommen und habe rund 60 unberingte Wildvögel gefunden. Zudem habe es aktive Fallen auf dem Grundstück gegeben.

Auch in einem anderen Punkt gehen die Informationen des Vereins über die der Justizbehörden hinaus: Die Beamten hätten bei dem Beschuldigten neben den Vögeln auch eine Sammlung mit mehr als 30 Eiern seltener Vögel, darunter auch streng geschützte Greifvögel, gefunden.

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