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Tödlicher Messerangriff in der Weserstraße: Angeklagter hörte „böse Teufelsstimmen“

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Von: Sabrina Mehler

Am Dienstag begann in Fulda der Prozess gegen einen 27-Jährigen, der einen 45-Jährigen mit einem Messer getötet haben soll.
Am Dienstag begann in Fulda der Prozess gegen einen 27-Jährigen, der einen 45-Jährigen mit einem Messer getötet haben soll. © Sabrina Mehler

Bei einem Streit in einem Fuldaer Mehrfamilienhaus war im Mai ein Mann getötet worden. Am Dienstag begann am Landgericht nun der Prozess gegen den 27-jährigen Angeklagten, der nach der Tat in die Psychiatrie eingewiesen worden war.

Fulda - Staatsanwalt Andreas Hellmich wirft dem Angeklagten vor, am Vormittag des 2. Mai sein 45 Jahre altes Opfer mit 33 Messerstichen getötet zu haben. Ein Nachbar hatte damals die Polizei wegen eines lauten Streits in dem Haus in der Weserstraße in Fulda gerufen. Der ebenfalls alarmierte Rettungsdienst konnte jedoch nur noch den Tod des Mannes feststellen. Die Polizei griff den 27-jährigen Verdächtigen kurze Zeit später in der nahen Rangstraße auf. Am darauffolgenden Tag erließ das Amtsgericht einen Unterbringungsbefehl gegen den Mann in eine forensische Psychiatrie.

Fulda: Tödlicher Messerangriff - Angeklagter spricht von „bösen Teufelsstimmen“

Vor der Strafkammer unter Vorsitz von Richter Josef Richter machte der Angeklagte, der die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, umfangreiche Angaben zu seiner Person, seiner Krankheit und schließlich zur Tat. Demnach sei er bereits seit seiner Kindheit krank, habe früh unter ADHS gelitten.

Später, ab dem Teenageralter, habe er Stimmen gehört: „böse Teufelsstimmen“, wie er sie nennt. Zum gleichen Zeitpunkt habe er begonnen, Drogen zu nehmen: erst Cannabis, dann Amphetamine, schließlich auch Kokain. Erst spät wurde der heute 27-Jährige behandelt: Während einer dreijährigen Phase, in der er in der Türkei, dem Heimatland seiner Eltern gelebt hat, hielt er sich mehrmals in einer Klinik auf.

Die Medikamente hätten geholfen, auch wenn die Stimmen nicht ganz verschwanden. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland Anfang 2020 habe er die Medikamente abgesetzt. Die Stimmen kamen offenbar stärker zurück denn je: „Sie haben mir gesagt, dass ich Menschen verletzten soll.“

Prozessauftakt in Fulda: 27-Jähriger wegen Totschlags vor Gericht

So auch im Frühjahr dieses Jahres, als der Angeklagte Probleme mit einem Bekannten bekommen habe: laut Staatsanwalt Hellmich seinem „mutmaßlichen Drogendealer“. Dieser habe von ihm Geld verlangt, das er jedoch nicht zahlen konnte. Zunächst habe er den 45-Jährigen mit dem Messer an der Stirn verletzt. „Aber die Stimmen haben mir befohlen, dass ich ihn erledigen soll“, so der Angeklagte.

Etwa zwei Wochen später ging er zur Wohnung seines Opfers, trat dort die Tür ein. Mit einem Klappmesser, dass er zuvor in der Fuldaer Innenstadt gekauft hatte, stach er 33-mal auf ihn ein. Wie Hellmich berichtete, war der 45-Jährige noch am Tatort verblutet.

Angeklagt ist der Beschuldigte wegen Totschlags. Angesetzt sind insgesamt 13 Verhandlungstage. Der nächste findet am Freitag, 9. Dezember, um 9.30 Uhr statt.

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