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Totschlag-Prozess in Fulda geht weiter - Angeklagter stand bei der Tat unter Drogen

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Leichenfund Petersberg
In Petersberg war am 19. Oktober 2022 die Leiche eines 39-jährigen Mannes gefunden worden. © Jessica Baier

Auch beim zweiten Verhandlungstag im Petersberger Totschlag-Prozess vor dem Landgericht in Fulda schwieg der Angeklagte dazu, was sich im Oktober 2022 auf der Feuertreppe einer Leiharbeiter-Unterkunft zugetragen hatte. 

Fulda - Dem 21-jährigen Bulgaren wird vorgeworfen, einen 39-jährigen Landsmann in der Nacht vom 18. auf den 19. Oktober 2022 auf der Feuertreppe mit einer Vielzahl von Messerstichen getötet zu haben. Bei der Festnahme nur wenige Stunden nach dem Leichenfund stand der 21-Jährige sowohl unter dem Einfluss von Alkohol als auch synthetischen Drogen. 

Das ergab eine Blutprobe bei dem Angeklagten, wie Richter Jörg Weddig vom Landgericht Fulda bei der Verhandlung am Mittwoch mitteilte.  Zum Tatzeitpunkt hatte der 21-Jährige demnach 1,6 Promille im Blut und stand unter dem Einfluss von Ecstasy und Amphetaminen. 

Fulda: Totschlag-Prozess geht weiter - Angeklagter stand bei der Tat unter Drogen

„Die Mischung kann zu Realitätsverlust und Fehleinschätzungen von Situationen führen“, sagte Weddig weiter. Eine Schuldunfähigkeit im Vollrausch könne aber nicht in Betracht gezogen werden. Wie schon beim ersten Verhandlungstermin erschien der Angeklagte in schwarzem Anzug, weißem Hemd und Fliege.

Immer wieder tauschte er sich mit seinem Rechtsanwalt Steffen Kling und seiner Dolmetscherin aus. Anders als beim ersten Prozesstag war sein Blick nur selten gen Boden gerichtet. Vielmehr beobachtete er die Situation um sich herum. Auch den Blick zu den Publikumsplätzen suchte er immer wieder.

Die Mischung kann zu Realitätsverlust und Fehleinschätzungen von Situationen führen.

Richter Jörg Weddig

Aussagen werde er aber auch an diesem Tag nicht, erklärte Rechtsanwalt Kling. Dafür wurde sein Vorstrafenregister im Gerichtssaal vorgetragen:Erstmals polizeilich in Erscheinung trat der Angeklagte im Jahr 2018, als er wegen Diebstahls angeklagt wurde. Darauf folgte ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz im Oktober 2019.

Vorsätzlicher Besitz einer verbotenen Waffe gab es im Januar 2020, der verbotene Besitz eines Schlagrings im November 2020 sowie einen erneuten Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz im Januar 2022. Wegen des Schlagringbesitzes stand er 2020 einige Monate unter Jugendarrest. 

Nun ist er wegen Totschlags angeklagt. Ob er seinem Landsmann die unzähligen Messerstiche zugefügt hat und warum es zu den Streitigkeiten zwischen den Männern kommen konnte, das blieb weiter ungeklärt. Auch auf dieAussagen von Zeugen muss weiter gewartet werden.

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Ein am Mittwoch geladener Zeuge erschien trotz Vorladung nicht im Gerichtssaal 1 des Landgerichts. Laut Angaben der Staatsanwaltschaft soll sich der Zeuge derzeit in Bulgarien aufhalten. Generell gestalte sich die Suche nach Zeugen der Tat schwierig, wie Richter Josef Richter sagte

. „Die Zeugen müssen zum Teil noch ermittelt werden“, schilderte er die schwierige Zeugensuche. Der nächste Prozesstermin ist für den 17. Mai, 9.30 Uhr angesetzt. Mehrere Zeugen sollen beim Termin am 7. Juni gehört werden. (von Christopher Hess)

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